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„Das MG 3 ist einfach eine feine Waffe“

Über Karl Richter und das Militärische als Lebensform

Karl Richter in München am 23.09.08
Es war das Jahr 2004, in dem Karl Richter erstmals größere Aufmerksamkeit auf sich zog. Die FAZ machte seinerzeit publik, dass er ausgerechnet in Bernd Eichingers Film „Der Untergang“ als Komparse tätig war und die Rolle des Adjutanten von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel spielte. Doch bereits Jahre zuvor nahm Richter nicht unwesentliche Stellungen als Referent des ehemaligen REP-Europaabgeordneten Harald Neubauer oder als Chefredakteur des bekannten Monatsblattes am rechten Rand, „Nation und Europa“, ein.

Mit diesem verbindet Richter noch immer eine enge Zusammenarbeit, zählt er doch neben Angelika Willig, ehemals Redakteurin der rechtskonservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), zu ihren beständigsten Autoren. Auch erschienen bisher nur wenige Ausgaben der Theoriezeitschrift „Hier & Jetzt“ der sächsischen NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) ohne Beteiligung Richters. Seit Neuestem soll der studierte Historiker gar Holger Szymanski als Schriftleiter der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ (DS) ablösen.

Richter war und ist indes nie immer nur der Rechtsintellektuelle, als den er sich selbst gern inszeniert und was ihm im Jahr 2004 zum Aufstieg als Leiter des parlamentarischen Beratungsdienstes der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen verholfen haben dürfte. So äußerte der im Jahr 2008 mit der NPD-nahen „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) in das Rathaus von München eingezogene Rechtsextremist in einem Interview mit der JN-Zeitschrift „Hier & Jetzt“ (Nr. 11/Sommer 2008) unlängst, dass  er sich vom politischen Gegner nicht die Personalpolitik aufzwingen lasse. Er reagierte damit etwas gereizt auf die Nachfrage der JN-Redaktion, wie er denn eigentlich seine Entscheidung verteidige, ausgerechnet Norman Bordin zum Pressesprecher gemacht zu haben. „Da habe ich überhaupt nichts zu verteidigen.“, so Richter. Bordin habe sich als „fähig, zuverlässig und effizient erwiesen, das ist alles.“

Bordin, zwischen 2006 und 2008 Landesvorsitzender der JN Bayern, ist jedoch kein unbeschriebenes Blatt. Er war bereits seit den 1990er Jahren in der Neonaziszene, z.B. im „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ (KDS), aktiv und galt einst gar als Hoffnungsträger Friedhelm Busses. Mit dem Aufstieg als führende Kraft des parteipolitischen Neonazismus wandte sich der mehrfach vorbestrafte Bordin der NPD zu. Am 10. Februar 2007 schließlich kam es in Ungarn zu einem Neonazi-Konzert, auf dem NS-verherrlichende Lieder gespielt und der Hitlergruß gezeigt wurde. „Adolf Hitler, steig hernieder und regiere Deutschland wieder. Zum Himmel heben wir die Hand, für Führer, Volk und Vaterland“, grölten die versammelten Neonazis nach Angaben eines Fernsehsenders. Bei der Veranstaltung mit dabei: NPD-Funktionär Norman Bordin.

Auch seine Jahre bei der Bundeswehr scheinen Richter stark geprägt zu haben. Das Militärische sei in seinen „Augen eine essentielle Lebensform: es wird nicht diskutiert, sondern gemacht.“, so der extrem rechte Kommunalpolitiker gegenüber „Hier & Jetzt“. Vor diesem Hintergrund erschließt sich leichter, was Richter meint, wenn er von seinen Ratskollegen abwertend als „Rathaus-Demokraten“ spricht. Und er versäumt es auch nicht, schnippisch darauf hinzuweisen, dass „das MG 3 (…) einfach eine feine Waffe“ sei.

Auch Angelika Willig, Chefredakteurin von „Hier & Jetzt“, mahnte die eigene Leserschaft in der aktuellen Ausgabe vor allzu vielen demokratischen Flausen: „Wir sollten aufpassen, daß die deutschen Rechten nicht die letzten sind, die immer noch auf Freiheit und Demokratie pochen in der – vergeblichen – Hoffnung, daß diese Errungenschaften eines Tages auch ihnen zugute kommen.“ Gleich und Gleich gesellt sich eben gern.

[Dieser Artikel erschien erstmals am 4. August 08 auf endstation-rechts.de. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.]

 

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