Rund 75 Neonazis um die „Freien Nationalisten München“ nahmen eine Informationsveranstaltung des a.i.d.a.-Archivs am Freitag, 13. Juni 2008 im Kafe Marat zum Anlass, um unter dem Motto „Linksextreme Strukturen erkennen! A.I.D.A.-Archiv verbieten!“ zu demonstrieren. In dem per Internet und Flugblättern verbreiteten Hetzaufruf wurden zudem die Süddeutsche Zeitung, einzelne Journalisten und der linksalternative Radiosender Radio Lora diffamiert. Laut Polizeiangaben protestierten etwa 400 Menschen gegen den Neonazi-Aufmarsch.
Rund 300 Menschen fanden sich auf einer Kundgebung vor dem Kafe Marat in der Thalkirchner Straße ein. Dabei fand sich ein breites Spektrum zivilgesellschaftlicher Initiativen, politischer Parteien und Einzelpersonen ein, die ihre Solidarität und Unterstützung gegenüber a.i.d.a. und dem Kafe Marat zum Ausdruck brachten. Bereits im Vorfeld erreichten zahlreiche Solidaritätsbekundungen das Archiv.
Wie geplant, begann die Veranstaltung des Archivs im randvollen Kafe Marat gegen halb acht Uhr abends. Aufgrund des großen Andrangs wurde die Veranstaltung vor wechselndem Publikum bis Mitternacht noch zwei weitere Male wiederholt, so dass insgesamt etwa 180 ZuhörerInnen gezählt werden konnten.
Zeitgleich protestierten draußen am Goetheplatz und in der Kapuzinerstraße mehrere hundert Menschen gegen den Neonazi-Aufmarsch. Bei einzelnen Auseinandersetzungen zwischen Neonazis, der Polizei und AntifaschistInnen soll es ca. 17 Festnahmen und einige Verletzte gegeben haben. Die Polizei ging bei ihrem Einsatz mit unverhältnismäßiger Härte gegen die AntifaschistInnen vor.
Als Redner auf der Neonazi-Kundgebung an der Ecke Thalkirchner Straße/Kapuzinerstraße trat auch Karl Richter, der Stadtrat der extrem rechten und NPD-nahen „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“ auf. Danach sprachen der stellvertretende bayerische NPD-Landesvorsitzende Roland Wuttke sowie Philipp Hasselbach von den „Freien Nationalisten München“. Alle drei sind führende Aktivisten der extremen Rechten Münchens und bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So sind beispielsweise Richter und Wuttke wegen Volksverhetzung verurteilt worden, während Hasselbach eine Verurteilung wegen Angriffs auf einen Polizeibeamten kassierte.
