München. Der stetige Abwärtstrend der "Republikaner" (REP) wurde bei den bayerischen Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag zunächst in den beiden größten Städten deutlich: weder in München noch in Nürnberg konnten die REP wieder in den Stadtrat einziehen. Eine Nachlese der Wahl zeigt aber, dass die Rechtsaußen-Partei in kleineren Städten und Landkreisen erstaunlich stabile Ergebnisse erzielt hat und streckenweise sogar zulegen konnte.
Bedingt durch das komplizierte bayerische Kommunalwahlrecht wurden detaillierte Zahlen als vorläufige Endergebnisse erst im Laufe der Woche bekannt. Die REP traten demnach bei den Kreistagswahlen zwar im Vergleich zur letzten Wahl im Jahr 2002 in zwei Landkreisen weniger an, in den 23 Landkreisen mit REP-Kandidatenlisten gewannen sie jedoch insgesamt 35 Kreistags-Mandate und damit vier mehr als bei der vorherigen Wahl. In fast allen Landkreisen konnten die REP die Zahl der Kreistagssitze mindestens halten, in den Landkreisen Bamberg, Deggendorf, Dillingen a.d.Donau, Dingolfing-Landau, Erding, Nürnberger Land und Regensburg gaben die Wähler den REP zu dem einen bestehenden Kreistagsmandat ein zweites dazu. Den höchsten Stimmenanteil auf dem Lande erzielten die REP im Landkreis Erding mit 5,2 Prozent. Im Landkreis Cham wurde Erich Schwarzfischer wieder für die REP in den Kreistag gewählt, der noch 2005 aus der Partei ausgetreten war und zur Bundestagswahl für die NPD kandidiert hatte.
Noch höhere Einzelergebnisse konnten REP-Kandidaten bei mehreren Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen erzielen. Spitzenreiter in Oberbayern waren dabei die Gemeinden Kolbermoor (Landkreis Rosenheim) mit 10,8 Prozent und Taufkirchen (Landkreis Erding) mit 11,3 Prozent. Im niederbayerischen Philippsreut (Landkreis Freyung-Grafenau) kamen die REP sogar auf 14,3 Prozent. In Taufkirchen erreichte der REP-Kandidat zur Bürgermeisterwahl Martin Huber 17,2 Prozent.
In den kreisfreien Städten bestätigte sich dagegen bei den Stadtratswahlen der Eindruck des Abwärts-Trends. Von landesweit 14 Stadtrats-Mandaten aus dem Jahre 2002 bleiben jetzt nur noch acht; in München, Hof, Passau und Würzburg konnten die REP erst gar nicht mehr zur Wahl antreten. In Schweinfurt verloren sie einen von vormals zwei Sitzen im Stadtrat, jeweils einen Sitz behalten sie in Bamberg, Fürth, Ingolstadt und Kempten. Einzig in Rosenheim konnten die REP zu den zwei Sitzen einen dazugewinnen; dort bekamen sie mit 6,6 Prozent auch ihr höchstes Wahlergebnis.
In den Landkreisen und kreisfreien Städten wählten insgesamt knapp 55.000 Menschen einen REP-Kandidaten. Die in den ländlichen Gebieten erstaunlich stabilen Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, als die REP so gut wie keinen aktiven Wahlkampf geführt hatten.
Ein rechter Einzelkandidat erzielte bei der Bürgermeisterwahl einen Achtungserfolg: in seinem Heimatort Gleißenberg (Landkreis Cham) erhielt Ewald Ehrl 26 Prozent (144 Stimmen); gewählt wurde jedoch mit 74 Prozent sein Konkurrent von einer freien Wählergruppe. Ehrl war früher für die Bayernpartei tätig gewesen, dann jedoch zur rechtsextremen Kleinstpartei "Deutsche Partei" (DP) gewechselt. Für die DP nahm er 2005 an einem Neujahrstreffen in München teil, das die Vereinigung der extremen Rechten voranbringen sollte. Dabei unterzeichnete er das dort gemeinsam von Funktionären der DP, der NPD, einzelner Vertreter der DSU und der REP sowie anderer rechter Gruppierungen verabschiedete "Münchner Bekenntnis". Seit Jahren ist Gastwirt Ehrl, der jetzt als "Bürokaufmann" kandidierte, zudem gern gesehener Teilnehmer bei Demonstrationen und Veranstaltungen der örtlichen Neonazi-Kameradschaft.
[Der Artikel erschien erstmals am 8.3.08 auf redok.de. Die Veröffentlichung auf aida-archiv.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors]