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München: rassistische „Bürgerinitiative Ausländerstop“ verteilt CDs an Schulen

Die „Bürgerinitiative Ausländerstop“ um Karl Richter (wegen Volksverhetzung verurteilter Mitarbeiter der sächsischen NPD-Landtagsfraktion), Norman Bordin (wegen Körperverletzung verurteilter Kameradschaftsaktivist und Vize-Bundesvorsitzender der „Jungen Nationaldemokraten“) und Roland Wuttke (wegen Volksverhetzung verurteilter NPD-Vize-Landesvorsitzender) hat dazu die letzte Version der bundesweiten NPD-Schulhof-CD für den Münchner Wahlkampf in Cover und beiliegendem Comic umarbeiten lassen. Deutlich kommt dabei der Antisemitismus der BIA-Aktivisten zum Vorschein: Auf dem Titel ist nun noch zusätzlich „Garantiert ohne 'Tagebuch der Anne Frank'!“ (man beachte die Anführungszeichen) aufgedruckt. Karl Richter (München/Dresden), Norman Bordin (Ottobrunn) und junge Neonazis organisierten in den letzten Tagen mehrfach Verteilaktionen von BIA-Propagandamaterial im Stadtgebiet. Jugendliche berichten mittlerweile von Übergriffen bei einer CD-Verteilaktion in Fürstenried, wobei hier eine Verantwortlichkeit der "Bürgerinitiative Ausländerstop" nicht geklärt ist.
Schon das erste „Lied“ auf der CD strotzt nur so vor geschichtsrevisionistischer Hetze und Gewaltfantasien. Der aus Amberg stammende niedersächsische Neonazi-„Liedermacher“ Michael Müller singt in „Widerstand“ von  „gefälschten Geschichtsbüchern“ und einem „umerzogenen Volk“  und droht seinen GegnerInnen: „Euch erwartet ein Tribunal“, „sie werden bezahlen für den Verrat“. Erst letzte Woche wurde das Haus des NPD-Landtagswahl-Kandidaten Müller von der Polizei im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens um die illegale hessische Neonazi-CD „Kommando Freisler – Geheime Reichssache“ durchsucht.
Die alte revisionistische Lüge, nicht Deutschland habe den Zweiten Weltkrieg begonnen und als Angriffskrieg geführt, wird auf der „echten Münchner Schulhof-CD“ dann im neu eingespielten Lied „Europa, Jugend Revolution“ der Esslinger Neonazikapelle „Carpe Diem“  erneut aufgewärmt.
Die Band „Faustrecht“ aus dem Allgäu, die bei fast jedem europäischen Festival der in Deutschland verbotenen internationalen Neonaziorganisation „Blood & Honour“ auftritt (zuletzt am 27.10.2007 in Belgien), steuert mit „Die Macht des Kapitals“ einen besonders üblen Song bei: Vordergründig an eine Kapitalismuskritik erinnernd, ist der Liedtext doch voll mit antisemitischen Stereotypen („verschlagen raffiniert“, „getrieben von Habgier“) und wiederholt die schon im Nationalsozialismus gängige und extrem antisemitisch aufgeladene Propaganda von personalisierten, feindlichen Kapitalisten außerhalb der „Deutschen Volksgemeinschaft“. Eine angebliche, skrupellose Personengruppe im Bereich des Finanzwesens wird dann einem guten, deutschen, arbeitenden Kapital gegenüberstellt.  
Subtil wird dann in „Nordwinds“ „leb Dein Leben“ eine dennoch klare Kampfansage gegen die Demokratie transportiert: Zu den Gewinnern gehöre angeblich nur, wer sich „nicht von Blinden führen“ und auch „nicht von geistig Kranken kontrollieren“ läßt.
Ausgerechnet Neonazis, die wie keine andere Gruppe Menschen an politischer Partizipation hindern und Meinungsfreiheit brutal unterdrückten und unterdrücken, stellen sich derzeit gern als „Opfer“ von angeblicher „Unterdrückung“ dar und beklagen allen Ernstes eine „fehlende Meinungsfreiheit“ für die Verbreitung ihrer verbrecherischen Ideologie . So auch auf der Münchner „Schulhof-CD“ im Lied „Verbietet nur“ der Gruppe „Funkenflug“.
Eine unverhohlene Gewaltdrohung präsentiert die "Bürgerinitiative Ausländerstop München" dann mit dem Lied „Wer Wahrheit spricht, verliert“ der Reutlinger Neonaziband „Noie Werte“. Mit den Textzeilen „Ich kenne deinen Namen, ich kenne dein Gesicht, Du bist die Faust nicht wert, die deine Nase bricht!“ kokettiert der „Noie Werte“-Sänger und Rechtsanwalt Steffen Hammer – in juristisch offenbar unangreifbarer Weise – mit einem aggressiven Vorgehen gegen JournalistInnen.
„Fremde sind das Salz in der Suppe… aber wer will schon eine versalzene Suppe?“ wird in der der CD beiliegenden Vorstellung des BIA-Vorsitzenden und -Spitzenkandidaten Karl Richter rassistisch gehetzt. Spießig ausländerfeindlich wird es zum Schluß (vor dem „Deutschlandlied“ in allen drei Strophen) dann auch auf der BIA-Schulhof-CD mit Annett Müller geb. Moeck, der Ehefrau des Neonazi-Liedermachers Michael Müller: In „Es ist Zeit zu rebellieren“ wird suggeriert, dass die Deutschen bewusst vernachlässigt würden und dass es zu einer „Vermischung pur“ komme. Damit tritt am Ende des Liedes deutlich sichtbar der rassistische Charakter hervor, den die „Bürgerinitiative Ausländerstop“ ja allein schon durch ihre Namenswahl betont.

a.i.d.a.-Fortbildungsangebot zur BIA/NPD-“Schulhof-CD“:

Die MitarbeiterInnen und ReferentInnen der antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a.-Archiv e. V.) bieten auf Anfrage Fortbildungsveranstaltungen für SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und MultiplikatorInnen zu allen Bereichen des Themenkomplexes rechter Musik und neonazistischer Rekrutierungsstrategien (vor allem bei Jugendlichen) an. Hintergrund und Inhalt der sog. „Schulhof-CDs“ sowie Tips und Erfahrungen mit Gegenmaßnahmen können gern im Rahmen individuell zusammengestellter Workshops und Vorträge vermittelt werden.

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