Der Rechtsterrorist Martin Wiese hat sich erneut aus dem Gefängnis zu Wort gemeldet. Der im September 2003 verhaftete Münchner Neonazi war im Mai 2005 vom Bayerischen Obersten Landesgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt worden und sitzt derzeit in der JVA Bayreuth ein. Im Gegensatz zu den letzten Äußerungen aus der Haft schrieb Wiese diesmal keine Briefe an die "Kameraden". Die Macher des neonazistischen Aufmarsches am 30.06.07 im nordrhein-westfälischen Herford räumten Martin Wiese vielmehr die Möglichkeit eines "Redebeitrags" ein.
Dieses "Grußwort" Wieses wurde am letzten Samstag neben weiteren Beiträgen inhaftierter Neonazis vor knapp hundert Teilnehmern verlesen.
Schon mehrfach hatte sich Martin Wiese aus der Haft heraus an die Nazi-Szene gewandt. Eine Prozesserklärung schloss er einst mit der Feststellung: "Ich distanziere mich keineswegs von der nationalen Bewegung, weil ich der festen Überzeugung bin, dass nur sie die Erhaltung unseres deutschen Vaterlandes und Volkes sichern kann". Im Juni 2005 verlautbarte er dann über die Publikation der neonazistischen "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V."(HNG) unter anderem: "Sie können uns einsperren und Mundtot machen aber siegen werden sie nicht! Wo einer fällt kommen 100 neue Kameraden die sich unseren Kampf für die Freiheit unseres Volkes und Vaterlandes anschließen" (Fehler im Original). Im August 2005 wandte sich Wiese erneut nach "draußen" und sprach von einer Entlassung nach zwei Dritteln der Haftdauer und im Februar 2006 klagte er beispielsweise über eine Zellendurchsuchung.
Die HNG betreute bzw. betreut mit Maik Pohl und Karl-Heinz Statzberger auch weitere ehemalige Mitglieder der rechtsterroristischen Münchner "Schutzgruppe". Auch Statzberger und Pohl melden sich ab und zu in den "HNG-Nachrichten", z. B. Maik Pohl aus der JVA Landsberg im Oktober 2005: "Den Kameraden die in der sogenannten 'Freiheit' sich aufhalten dürfen, wünsche ich viel Erfolg im Kampf gegen diese Schweinedemokratie."
Der neonazistischen HNG um Ursel und Kurt Müller (Mainz-Gonsenheim) dankt auch Wiese in seinem aktuellen "Grußwort" erneut: "Aus ganz Deutschland und dem befreundeten Ausland kamen Grüße und Unterstützung nach meinem Prozess und dafür möchte ich mich herzlich bei allen Kameraden bedanken, besonders bei der HNG, die stets für mich da gewesen ist und mich nach Kräften unterstützte.'Danke Ursel, Danke Kurt'“.
Unbelehrbar stilisiert sich Wiese in seinem Beitrag für den Naziaufmarsch zum "Opfer": "Ich habe den Weg des nationalen Kampfes selbst gewählt und mir war jeder Zeit bewußt das mich das demokratische System eines Tages zur Rechenschaft ziehen wird und ich bin trotzdem diesem Weg immer treu geblieben". Und dann hetzt der fühere Aktivist des "Aktionsbüros Süddeutschland" wieder in bekannter neonazistischer Diktion und ruft die "Kameraden" dazu auf, "gemeinsam und vereint dem hohen Ziel zu folgen und Deutschland von seiner Pein zu befreien."
Nach wie vor scheint Martin Wiese bei den Münchner Neonazis hoch im Kurs zu stehen – im verlesenen Text bedankt er sich konkret bei ihnen ausdrücklich: "Durch Euer Durchhalten, durch die Weiterführung des nationalpolitischen Kampfes habt ihr mir mein kleines Opfer für mein Vaterland erträglicher gemacht".