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a.i.d.a.-Presseinformation: „Wikingerversand dichtmachen!“

Diese a.i.d.a.-Presseinformation enthält Informationen der bayernweiten Kampagne "Nazis unplugged" zur antifaschistischen Demonstration am Samstag, 7. April 2007, im niederbayerischen Geiselhöring unter dem Motto "Wikingerversand dichtmachen!". Außerdem hat das a.i.d.a.-Archiv Hintergrundinformationen zum neonazistischen "Wikingerversand" zusammengestellt.

Informationen der bayernweiten Kampagne "Nazis unplugged" zur Demonstration:

"Rechten Strukturen den Saft abdrehen! Wikingerversand dichtmachen! Nazis beim Shoppen stoppen!"

Unter diesem Motto wollen AntifaschistInnen am kommenden Samstag, 7. April 2007, ab 13 Uhr vom Bahnhof Geiselhöring (bei Straubing, Niederbayern) aus demonstrieren. Ihr Ziel ist der neonazistische "Wikingerversand", der sich mit Ladengeschäft in der Geiselhöringer Innenstadt befindet.

Die Demonstration findet im Rahmen der Kampagne "Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen!" statt. Diese Kampagne wird von zahlreichen antifaschistischen Gruppen aus Bayern, Baden-Württemberg und Österreich getragen und vom a.i.d.a.-Archiv unterstützt.

Im Grundsatzpapier der Kampagne "Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen!" heißt es unter anderem:

"Wir wenden uns offensiv gegen die sich weiter verbreitende und personell stärker werdende Naziszene in Bayern. Der Schwerpunkt der
Kampagne liegt auf der Zurückdrängung und Bekämpfung extrem rechter Infrastruktur. Darunter verstehen wir zum einen die Rückzugsorte von Neonazis – wie Kneipen und andere Treffpunkte – natürlich aber auch die Orte des rechten Lifestyles, in denen versucht wird, neue AnhängerInnen zu gewinnen, also: Läden, die neonazistische Kleidung und Musik vertreiben, (Internet-) Versände und politische Veranstaltungsorte."

Sonja Erikson, Sprecherin der Kampagne:

"Im September 2006 demonstrierten schon einmal etwa 100 AntifaschistInnen nach einer Kundgebung spontan gegen den Wikingerversand. Dieser gilt als wichtigste Vertriebsstruktur der bayerischen Naziszene, hier wird mit rassistischer, antisemitischer und NS-verherrlichender Musik und Kleidung gehandelt. Wir wollen mit der Demonstration die Knotenpunkte der bayerischen Naziszene öffentlich machen, die Akteure benennen und eine schleichende Übernahme subkultureller Milieus durch rechte Strukturen zurückdrängen!"

Hintergrundinformationen des a.i.d.a.-Archivs zum neonazistischen "Wikinger-Versand"

In Bayern leben – in absoluten Zahlen – die meisten Neonazis im Bundesgebiet. Längst hat sich eine entsprechende neonazistische
Infrastruktur und Ökonomie herausgebildet. Vor allem neonazistische Läden und Versände bieten Verdienstmöglichkeiten für rechte
AktivistInnen, darüber hinaus erfüllen sie eine Funktion als Treff- und Anlaufpunkte für die rechte Szene. Über solche Strukturen können sich dann z. B. rechte Bekleidungs-Labels etablieren. Die szenetypischen Codes auf Bekleidung und Ansteckern vermitteln einerseits ein
Zugehörigkeitsgefühl, stärken das Selbstbewusstsein sowie die "corporate identity" der neonazistischen Szene nach innen. Andererseits soll eine rechte Symbolsprache, z. B. die Verwendung bestimmter Runen im Alltag, nach außen hin etabliert werden.

Seit mindestens 1998 betreibt das NPD-Mitglied Siegfried Birl den sog. "Wikingerversand" im niederbayerischen Geiselhöring bei Straubing. Daneben ist Birl mit Internet-Dienstleistungen ("Wikinger-Computer") und Bekleidungsfirmen ("Masterrace", "Klamottendruckerei") einschlägig aktiv.
Die Bekleidung, die es beim "Wikingerversand" zu kaufen gibt, spricht für sich: Neben rechten Marken wie "Hagalaz Jera" und dem Geiselhöringer Eigenlabel "Masterrace" ("Herrenrasse") wird ein großer Teil des Angebots durch szenetypische Codes dominiert: Reichsadler, "Nationaler Widerstand", "88" ("Heil Hitler") oder ein Konterfei des iranischen Präsidenten Ahmadinejad sind aufgedruckt. Selbst Kinderbekleidung ("T-Hemd 'kleiner Heide'", "T-Hemd 'Odin'") ist im Angebot. Mit T-Shirts wie "Wehrwolf", mit "Reichskriegsflaggen" und Aufnähern à la "Ruhm und Ehre der Deutschen Wehrmacht" wird der Nationalsozialismus verherrlicht.
Nationalsozialistische und extrem rechte Ideologie transportieren auch Symbole wie die sog. "Schwarze Sonne" der SS, die "Triskele"
(dreiarmiges Hakenkreuz), rassistische "White Power"-Anhänger und Parolen auf Buttons – wie z. B. "Braune haben bessere Laune", "Rasse ist klasse", "Deutsches Reich", "Anti-Antifa" oder die "Ausländer rein – wir sagen nein"-Aufkleber.

Der Wikingerversand führt im Sortiment hunderte Tonträger mit extrem rechtem Inhalt, z. B. die nationalsozialistische "Musik vom Reichssender Berlin" und die "Lieder unserer Fallschirmjäger", hier hetzen auf CDs braune Liedermacher wie Frank Rennicke, Michael Müller und neonazistische Bands wie z. B. "Hassgesang", "Reichswehr", die "Braunen Brüder" oder die "Lunikoff-Verschwörung" des inhaftierten "Landser"-Sängers Michael Regener. Nazi-Aktivisten können sich mit Tipps und Literatur eindecken, z. B. dem "Funkenflug-Handbuch für Patrioten und Aktivisten" oder dem Buch "Wahre Dein Antlitz" des Waffen-SS-Freiwilligen Herbert Schweiger. Zusammen mit dem Verkauf von Soldatenbüsten, den "Unsere Großväter waren Helden"-Kunstdrucken, schwarz-weiß-roten "Tischfähnchen", dem "Hexenbrett Lebensbaum" und anderem Tand kann der Wikingerversand jährlich einen Umsatz von ca. 500.000 Euro erreichen, wie antifaschistische Recherchen ergaben.

Das an das Online-Portal des Wikingerversands angeschlossene Internetforum gilt seit langer Zeit als wichtige Diskussionsplattform
der deutschen Neonaziszene. Tag für Tag werden hier von hunderten Usern Diskussionen geführt, über Neonazi-Konzerte im In- und Ausland berichtet oder zu Aufmärschen mobilisiert. Unverhohlen wird sich über rechte Straftaten gefreut ("200 linke Plakate zerstört"), Simon Wiesenthal beispielsweise ein "Verbrecher" genannt und politische GegnerInnen geoutet und bedroht ("Kommt Zeit kommt Rat kommt Att…… !").

Einmal pro Quartal veranstaltet der Wikingerversand einen "verkaufsoffenen Samstag", zu dem Neonazis aus ganz Bayern anreisen. Ein
solcher ist auch für den 7. April 2007 angekündigt gewesen.

Antifaschistische Informations-,
Dokumentations- und Archivstelle
München e. V. (a.i.d.a.)
Postfach 400 123
80701 München

Weitere Informationen:

 

 

 

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