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Neonazi-Immobilien: Neonazi sondiert in der „Waldlust“

Wunsiedel. Während der angebliche Kaufinteressent Jürgen Rieger als Anwalt vor Gericht den Holocaust leugnete, erkundete sein Kamerad Thomas Wulff in Wunsiedel die "Waldlust". In der seit kurzem geschlossenen Gaststätte wollen die Hamburger Neonazis Fakten schaffen und ein "Rudolf Hess-Zentrum" aufbauen. Die Stadt hat ein Vorkaufsrecht und will eine "konstruktive Lösung".

Nachdem örtliche Neonazis das Verkaufsangebot an Rieger für den Gasthof in der Nähe des Freilichttheaters Luisenburg bekannt gemacht hatten, erkundete gestern Thomas Wulff persönlich das Objekt der Kaufbegierde. Seinen in Tarnfarben angestrichenen Pritschenwagen, mit dem er auch schon in Mecklenburg-Vorpommern im NPD-Wahlkampf unterwegs waren, lichtete ein Reporter der Lokalzeitung Frankenpost vor dem Gasthof "Waldlust" ab. Wulff hatte offenbar schon Zugang zu dem Gebäude bekommen, das die Neonazis nach eigenen Angaben als "Rudolf Hess Gedächtnis- und Dokumentationszentrum" in Besitz nehmen wollen.

Dem NPD-Blog sagte Wulff, er sei für einige Tage in Wunsiedel vor Ort, um einige rechtliche Angelegenheiten zu klären. Gemeinsam mit “Kameraden” aus der Region habe er bereits Zugang zu dem Gebäude. Verhandlungen über einen Kauf der Immobilie liefen laut Wulff seit November, ein Abschluss stehe angeblich kurz bevor. Auch die Frankenpost berichtete, nach ihren Informationen handele es sich um ein ernst zu nehmendes Angebot. Die Eigentümerin lehnte gegenüber der Zeitung kategorisch jede Stellungnahme ab.

Während die Neonazis sich in der "Waldlust" umsehen, gibt es aber offenbar auch Verhandlungen der Besitzer mit der Stadt. Bürgermeister Karl-Willi Beck sagte dem NPD-Blog, es gebe ein Vorkaufsrecht für den Gasthof. Zum Stand der Gespräche wollten sich Vertreter der Stadt jedoch nicht äußern. Laut der Frankenpost hat die Stadt Wunsiedel für eine Reihe von Grundstücken und Gebäuden im Bereich der Luisenburg Vorkaufsrechte, weil dort schon seit längerer Zeit eine Neuordnung der Parkplatzsituation geplant ist.

Das Vorkaufsrecht für die "Waldlust", das laut Hoteldatenbank über sieben Gastzimmer verfügt, ist den Besitzern sicher nicht entgangen, die den Gasthof und das gleich daneben liegende Restaurant zu Beginn dieses Jahres geschlossen haben. Die Wirtsfamilie mit alten Wurzeln in Wunsiedel dürfte im Ort keinen leichten Stand haben, wenn ein Verkauf an Rieger realisiert würde.

Jürgen Rieger hatte derweil anderes zu tun. Im Mannheimer Prozess gegen Ernst Zündel hielten heute die Verteidiger ihre Schlussplädoyers. Dabei bestritt Zündel-Anwalt Rieger erneut, dass es den Holocaust gegeben habe. Der Vorsitzende Richter sagte, damit habe Rieger sich "durch volksverhetzende Äußerungen in Form der Auschwitz-Lüge strafbar gemacht". Ein weiterer Prozess gegen Rieger könnte die Folge sein.

 

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redok.de

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