Budapest/Bayern. Der neonazistische Kameradschaftsdachverband „Freies Netz Süd“ (FNS) mobilisiert in Zusammenarbeit mit dem internationalen „Blood & Honour“-Neonazinetzwerk erneut zum „Tag der Ehre“ nach Budapest. Zum 17. Mal wollen ungarische und andere europäische Neonazis an die „Schlacht um Budapest“ erinnern, in der am 11. Februar 1945 die Rote Armee die NS-Wehrmacht und die faschistischen ungarischen „Pfeilkreuzler“ besiegte.
Erstmals ist 2013 auch die erst Ende 2011 im ungarischen Vác (wo es ebenfalls eine starke „Blood and Honour“- Sektion gibt) gegründete extrem rechte „Gardebewegung für die karpatische Heimat“ an der Organisation des „Tages der Ehre“ beteiligt. Die „karpatischen Heimatschützer“ sehen sich als Bindeglied zwischen allen extrem rechten, faschistischen oder neonazistischen Gruppierungen Ungarns an – Jobbik, Ungarische Garde, Bewegung der 64 Burgkomitate, Kameradschaften und andere. Als Emblem verwendet die „Gardebewegung“ den Umriss Ungarns in den Grenzen bis 1918 (Großungarn) in den Farben der mittelalterlichen Arpad-Fahne, die ebenfalls von den faschistischen Pfeilkreuzlern genutzt wurde. Die „Gardebewegung“ erkennt den Vertrag von Trianon (1920) nicht an, in dem Ungarn nach Ende des 1. Weltkriegs vertraglich geregelt rund zwei Drittel seines Territoriums an Nachbar- und Nachfolgestaaten abtreten musste. So sehen sie auch das Karpatenbecken, das heute politisch zu sieben Staaten gehört, als ungarisches Gebiet an.
Nachdem der stellvertretende Jobbik-Vorsitzende Márton Gyöngyösi Ende November 2012 während einer Parlamentsdebatte über die israelische Militäroffensive im Gaza-Streifen gefordert hatte, die „in Ungarn lebenden Juden in Listen zu erfassen“ und zu prüfen, ob sie ein „Sicherheitsrisiko für Ungarn darstellen“. Wenige Tage später demonstrierten, angestachelt durch den Auftritt im Parlament, rund hundert Neofaschisten aus der „Gardebewegung für die Karpathische Heimat“ durch Budapest, riefen vor dem Außenministerium „Dreckige Juden“ und „Nach Auschwitz mit Euch allen“. Am Ende der Demonstration setzte der ehemalige Jobbik-Abgeordnete und heutige „Gardebewegungs“-Aktivist Balázs Lenhardt eine israelische Fahne in Brand.
Aus Angst vor Gegenprotesten und kritischer Berichterstattung wird der genaue Treffpunkt erst kurz vor Veranstaltungsbeginn bekanntgegeben. Die Neofaschist_innen kommen schließlich zuerst am zentral gelegenen Széll Kálmán-Platz zusammen und versammeln sich anschließend – wie im Vorjahr – an einem Rodelhügel am Stadtrand von Budapest. Spanische und britische Neonazis reisen an, jedoch sind – anders als 2012 – trotz der eigenen Mobilisierung keine bayerischen Neonazis des „Freien Netz Süd“ vor Ort.
Für den Abend ist ab 18.00 Uhr ein Rechtsrockkonzert angekündigt, bei dem neben der ungarischen Blood and Honour-Band „Árpád Vére“ u.a. auch „Sturmwehr“ aus Gelsenkirchen auf dem Programm steht.