Dorfen (Lkr. Erding). Der 63-jährige Andreas Ostermeier wird im Gasthaus Platschka erstochen. Der Täter hatte zuvor Ostermeier, den ehemaligen Leiter der KPD-Ortsgruppe, als „Verräter“ und „Kommunistenschwein“ beschimpft.
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Andreas Ostermeier wurde am 1. Februar 1903 geboren. Er arbeitete u. a. bei der Ziegelei Meindl, wo er 1921 durch einen Betriebsunfall an der Presse seinen rechten Arm verlor und sich fortan als Händler und Hausierer durchschlagen musste. Andreas wurde Mitglied der KPD und schließlich Vorsitzender der Ortsgruppe. Am 11. März 1933 wurden die Wohungen von Kommunist_innen in Dorfen durchsucht. Andreas Ostermeier wurde festgenommen und im Amtsgerichtsgefängnis Dorfen inhaftiert, seine Post und die seiner Lebensgefährtin Maria Ostermeier (geb. Auer) von nun an beschlagnahmt und kontrolliert. Am 28. April 1933 wurde Ostermeier gegen Auflagen aus der sog. „Schutzhaft“ entlassen. In den folgenden Jahren stand er unter ständiger Überwachung. 1937 meldete Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Georg Erhard acht Menschen als „offenkundige Staatsfeinde“ an die NSDAP-Kreisleitung Erding, darunter Andreas Ostermeier an erster Stelle.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Andreas Ostermeier in einem kommunalen politischen Ausschuss mit, der Informationen zur Entnazifizierung sammelte. Der Lokalhistoriker Hans Elas schreibt über diese Zeit: „Schon Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre hatten in Dorfen Antifaschisten kaum noch etwas zu melden. Die alte Naziriege war – manchmal mit etwas Verzögerung – wieder präsent.“ 1952 wählte die Mehrheit der Dorfener_innen Georg Erhard, den antikommunistischen Denunzianten und Bürgermeister während der NS-Zeit, wieder zum Bürgermeister ihrer Gemeinde.
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Am Mittwoch, 22. Juni 1966, beschimpft der 70-jährige Matthias Kreitmayer, der mit seinem Opfer seit Jahren verfeindet ist, im Gasthaus Platschka (heute: Lebzelter, Apothekergasse 17) den dort zeitungslesenden Andreas Ostermeier als „Verräter“ und „Kommunistenschwein“. Ostermeier will das Lokal verlassen, Kreitmayer sticht ihm mit einem Küchenmesser in Rücken, Bauch und Oberschenkel. Ostermeier verstirbt kurz darauf. Er wird auf dem Dorfener Friedhof begraben.
Quellen:
– Elas, Hans: „Von der Räterevolution zum antifaschistischen Widerstand. Kommunist*innen in der oberbayerischen Marktgemeinde Dorfen.“ In: Arbeiterstimme, Nr. 198 (2017)
– Elas, Hans: „Andreas Ostermeier“. Webseite der „Geschichtswerkstatt Dorfen“.
https://geschichtswerkstatt-dorfen.de/personen/ostermeier-andreas