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14. Oktober 2017

(UA-)Kiew. Seit zwölf Jahren mobilisieren ukrainische Nazis am Gründungstag der „Ukrainischen Aufständischen Armee“ (UPA) zu einem Aufmarsch. In diesem Jahr (75. Gründungstag) ist die Versammlung ukrainischen Nachrichtenagenturen zufolge mit 10.000 Teilnehmenden der bisher größte Aufmarsch. Aufgerufen haben sowohl die extrem rechte Partei „Svoboda“, der „Rechte Sektor“ (eine paramilitärische Organisation, die als Partei mit einem Sitz im Parlament vetreten ist) und das sogenannte „Nationalcorps“, eine Partei, die sich vor genau einem Jahr aus den Reihen des neonazistischen Freiwilligenbataillons „Azov“ gegründet hat.

Mitglieder der deutschen Neonazipartei 'Der dritte Weg' marschieren mit durch Kiew.  Foto: a.i.d.a./UAUnter den Teilnehmenden befinden sich auch zwei Dutzend deutsche Neonazis der Partei Der III. Weg: einheitlich in Jacken mit Parteilogo gekleidet, marschieren u. a. Klaus Armstroff, Matthias Fischer, Tony Gentsch, Rico Döhler, Mario Matthes, Kai Zimmermann und Stefan Sch. mit.

Um 16:00 Uhr treffen sich die Teilnehmenden auf dem Taras-Ševščenko-Platz, wo die Vorsitzenden der veranstaltenden Organisationen und Parteien Reden halten: Oleh Tjahnybok („Svoboda“), Andrij Stempic’kyj (Kommandant des Rechten Sektors) und Andrij Bilec’kyj, Mitbegründer von „Azov“. Bilec‘kyj betont, dass dieser Marsch der nächste Schritt auf dem Weg zur vollen Größe der Ukraine sei.

Zwischendurch spielt das Städtische Kiewer Blasorchester, gerade so, als handele es sich um ein Volksfest und nicht um eine Naziversammlung. Gegen 18.00 Uhr formiert sich der Aufmarsch zu einem Fahnenmeer mit Fackeln und bengalischen Feuern. Keltenkreuze, schwarze Sonnen, SS-Embleme, Fahnen der Organisationen und Stepan-Bandera-Konterfeis sind überall zu sehen. Während des rund fünf Kilometer langen Marsches über die Hauptstraße Chreščatik, vorbei am Maidan Nezaležnosti über den Volodymyrsky Uzviz zum Kontraktova-Platz werden Parolen skandiert: „Ukraine über alles!“, „Bandera ist unser Held!“, „Den Hund Avakov [ukr. Innenminister] hängen wir an den nächsten Baum!“, „Die mächtigen Idioten verknacken Patrioten!“, „Tod den Verrätern! Tod den Feinden!“. Am Kontraktova-Platz ist eine Bühne aufgebaut, hier spielt zum Abschluss „Komu Vnyz“, eine Gothic-Band, die vor allem ukrainische Sagen und Legenden vertont.

Präsident Petro Porošenko hatte 2014 den Gründungstag der UPA zum „Tag der Verteidiger der Ukraine“ und gesetzlichen Feiertag erklärt. Die UPA war als militärischer Arm der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), einer faschistischen Terrororganisation, die einen ukrainischen faschistischen Staat nach Vorbild Mussolini-Italiens gründen wollte, ebenso bis 1944 an der Ermordung zehntausender Jüdinnen und Juden, Pol*innen und Russ*innen in der Sowjetunion beteiligt. Im Juni 1941 proklamierte Stepan Bandera nach dem Einmarsch der Wehrmacht die ukrainische Unabhängigkeit. Wegen dieser Unabhängigkeitserklärung deportierten die Deutschen schließlich Bandera ins KZ Sachsenhausen (Entlassung 1944).

Die Neonazipartei „Der dritte Weg“ veröffentlicht am 16. Oktober 2017 einen Bericht mit Fotos der Teilnahme am Aufmarsch in Kiew, von einem „Heldengedenken“ auf einem Soldatenfriedhof (es handelt sich um die Kriegsgräberanlage bei Glewacha) und einem „Azov“-Parteikongress.

Der Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UADer Aufmarsch in Kiew.  Foto: a.i.d.a./UA

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