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a.i.d.a. proudly presents: Archive in Aktion

a.i.d.a. wird 35 Jahre! Zu diesem Anlass präsentieren wir vom 18. – 27. Oktober 2024 eine Ausstellung und Veranstaltungen im Farbenladen:

Zeugs abstauben, Stapel bilden, möglichst viel von dem Fascho-Kram in die Finger kriegen. Die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München – meist nur unter dem Kürzel a.i.d.a. bekannt – tut genau das. Ein spannendes Leben mit Leitzordnern und Klarsichtfolien. Um den 35. Geburtstag des a.i.d.a.-Archivs richtig zu würdigen, präsentiert die Ausstellung Künstler*innen, die durch ihre Arbeiten aufklären oder aufmischen. Z.B die Ludwigshafener Sammlung „What are you fighting for?“ oder die Berliner „DADA-Bibliothek“. Eingerahmt werden die künstlerischen Arbeiten durch handverlesene Archivalien aus dem Bestand von a.i.d.a. und durch das Kurzfilmprogramm „Auf dem rechten Auge blind“.

„Archive in Aktion“ fragt nach dem, was Archive lebendig macht und in zivilgesellschaftliche Bewegung bringt. Kuratorischer Ausgangspunkt ist nicht die Provenienz von Archivalien im Zeitalter ihrer digitalen Erschließbarkeit, sondern aufzuzeigen, wie aus Speichern Erkenntnisse für unsere Demokratie ausgelesen werden. Woher kommt die Energie, die – wie im Äther – das Rauschen der Informationen in Stille verwandelt, mit der erst Handlung möglich wird? Zwei Wochen stellt ARCHIVE IN AKTION im Feierwerk Farbenladen Verfahren vor, die produktives Wissen für die Zivilgesellschaft entstehen lassen. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zu den gezeigten Archiven begleitet die Ausstellung.

Beteiligte Künstler*innen:

Adi Hoesle (Subduktive Maßnahmen), Mareike Maage, Johannes Mayr (Archiv der Angst), Mareike Maage (Subway), Rudi Maier (What are you fighting for?), Gabriele Obermaier (Lisa-Fittko-Preis), Paula Pongratz (Support Your Local Antifa), Hans Hs Winkler (DADA und Anarchismus Bibliothek, Jenesien, Salzburg), Florian Wüst (Filmprogramm).

Die Ausstellung wird kuratiert von Ralf Homann.
Mitarbeit: Nicola Müller, rasso rottenfusser und das Team von a.i.d.a.

Veranstaltungsort:

Im Farbenladen, Hansastr. 31.

Öffnungszeiten:

Jeweils von 15.00 – 19.00 Uhr, bei Rahmenprogramm bis 22.00 Uhr.

Es gilt ein Einlassvorbehalt!

 

Adi Hoesle: Subduktive Maßnahmen

„Subduktive Maßnahmen ZBO – SdM 052004“ ist ein Kunstprojekt zum 50-jährigen Jubiläum der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten im Jahre 2004. 50 Behälter mit zeitgenössischen Kunstwerken dürfen erst in 1500 Jahren, also im Jahr 3504 eingesehen werden. Einlagerungsort der Werke in den offiziellen Archiv Behältern ist der Barbarastollen, der Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland (ZBO). Die Behälter sind im Internationalen Register der UNESCO aufgeführt. Die Ausstellung „Archive in Aktion“ zeigt einen der Stahlbehälter und einen Auszug eines Überwachungsvideos aus dem Barbarastollen.
Weitere Infos finden sich hier.

Adi Hoesle studierte Malerei in München und in Nürtingen. Er lebt und arbeitet in Babenhausen. Seit Anfang der 1990er Jahren beschäftigt sich Hoesle mit Rückbildungsmaßnahmen im Kunst- und Kulturbetrieb, sowie in Forschung und Wirtschaft. 1998 Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Retrograde Strategien“ (zus. mit Georg Winter). Hoesle ist Erfinder des Kunstprojekts „Brain Painting“. Seine Arbeit „Der blinde Vorleser“ ist im Maximilianeum permanent zu sehen. Der Künstler lebt und arbeitet in Babenhausen.

Mareike Maage und Johannes Mayr: Archiv der Angst / Subway

Das Archiv der Angst sammelt seit September 2001 Ängste. Bisher sind Ängste von ca. 600 Menschen in schriftlicher und auditiver Form, sowie als Bilder und Skizzen hinterlegt worden. Die Sammlung wird temporär an verschiedenen Orten präsentiert und erweitert. Die Fotos stammen von der Auftaktpräsentation des Archivs in der Galerie Huber und Treff in Jena 2002. Im Zeitraum zwischen den Präsentationen ist das Archiv im Internet zu finden.

Subway entstand aus den Zeichnungen und Antworten die im Archiv der Angst gesammelt wurden. Die Bilder sind auf durchsichtige OHP-Folien gedruckt und stehen auf kleinen Ständern entlang einer Modelleisenbahnstrecke. Der Zug fährt unter den Folien hindurch. Auf dem Zug der Modelleisenbahn ist eine kleine Lampe befestigt. Die Lampe projiziert den Schatten der Zeichnung an die Wand. Mit der Bewegung des Zuges bewegen sich auch die Schatten der Zeichnungen an den Wänden entlang. Die Arbeit wurde zuerst in Nagoya (Japan) und Weimar 2023 gezeigt.

Mareike Maage studierte Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar, Nagoya und Tokio mit dem Schwerpunkt Installation,Hörspiel und Radiokunst. Ab 2007 tätig als freie Autorin und Künstlerin, Lehraufträge an der Universität Weimar, der Leuphana Universität Lüneburg und der Universität der Künste Berlin, sowie Koordination verschiedener Symposien (Akademie der Künste Berlin und ZKM Karlsruhe). Ab 2013 Redakteurin in der Abteilung „KünstlerischesWort“ des Rundfunk Berlin Brandenburg und seit 2022 Leiterin der Redaktion Hörspiel und Feature beim SWR.

Johannes Mayr arbeitet als Regisseur, Dramaturg und Autor für Rundfunkanstalten und Theaterproduktionen. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. bei den International New York Festivals Radio Awards. Johannes Mayr, geboren in Kempten, lebt in Basel.

Rudi Maier: What are you fighting for? – Werbung sammeln, Protest ausstellen

Rudi Maier sammelt seit über zwei Jahrzehnten Werbeanzeigen, die mit den Zeichen emanzipatorischer Proteste, des Aufbegehrens und des Widerstands operieren. Sie zeigen Che Guevara und Rosa Luxemburg, rote Fahnen und erhobene Fäuste, linke Parolen und Strassenschlachten, kurz, die gesammelten Werbeanzeigen bedienen sich aus dem Zeichen- und Symbolfundus zeitgeschichtlicher sowie gegenwärtiger Proteste. Viele tausend Printanzeigen, Videoclips und digitale Fundstücke sind über die Jahre so zusammmengekommen und ebenfalls seit über zwei Jahrzehnten werden Teile der Sammlung zumeist unter dem Titel „so geht revolution – Werbung & Revolte“ aus- und zur Diskussion gestellt. Ein kleiner Teil dieser Sammlung wird unter dem Titel „What are you fighting for? – Werbung sammeln, Protest ausstellen“ eigens für die Ausstellung „Archive in Aktion“ zusammengestellt.

Rudi Maier lebt in Ludwigshafen und St. Gallen. Er ist Empirischer Kulturwissenschaftler und Dozent im Departement Soziale Arbeit an der Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen. Maier lehrt und forscht u.a. zu und an den Schnittstellen gesellschaftlichen Wandels und dem Eigensinn der Menschen in ihren Alltagen und freut sich darüber hinaus über gelungene Aktionen der Kommunikationsguerilla.

Gabriele Obermaier: Lisa-Fittko-Preis

Der Preis ist nach der Fluchthelferin Lisa Fittko benannt, die u.a. Walter Benjamin die Ausreise nach Spanien ermöglichte. Der Entwurf der Bronze-Skulptur von Gabriele Obermaier erinnert an Fittkos Weg über die Pyrenäen. Die Fluchthelferin agierte im Kreis des Emergency Rescue Commitee, das von Varian Fry von Marseille aus koordiniert wurde. Das Rettungsnetzwerk sollte ursprünglich vorrangig Surrealist*innen die Flucht vor den Nazis ermöglichen. Der Lisa-Fittko-Preis wurde im Oktober 2015 von der „2. Internationale Schlepper- und Schleuser-Tagung“ gestiftet und in den Kammerspielen im Rahmen einer Gala an heutige Fluchthelfer*innen ausgereicht. Während die „1. Internationale Schlepper und Schleuser-Tagung“ 2003 im Grazer Forum Stadtpark noch friedlich verlaufen konnte, wurde die Münchner Veranstaltung öffentlich von CSU und AfD angegriffen.

Gabriele Obermaier ist Bildhauerin. Sie versteht Skulptur als Gestalt und Körper im Raum. Der Raum ist bei ihr nicht nur Platz oder Ort, sondern auch gesellschaftliche Sphäre oder kulturelle Bedingung. In ihrem skulpturalen Werk arbeitet sie mit sehr unterschiedlichen Materialien, deren Eigenschaften sie gezielt und sinnstiftend einsetzt, wie Bronze und Aluminium, Gips, Filz, Schaumstoff, Latex, Silikon, PU-Schaum oder Styropor. Hinzu kommen fotografische Arbeiten, künstlerische Aktionen und Kunst am Bau. Gabriele Obermaier lebt in München. Seit 1995 entstehen auch Projekte und Interventionen im öffentlichen Raum mit der Künstler*innen-Gruppe „Department für öffentliche Erscheinungen“.

Paula Pongratz: Support Your Local Antifa

Die Arbeit „Support Your Local Antifa – Antifa-Schmuck-Automat“ zeigte Paula Pongratz jüngst in der Jahresausstellung der Münchner Kunstakademie, auf dem Festival „Rage against Abschiebung“ im Feierwerk und kurz davor im Münchner Werkstattkino aus Anlass des Films „Antifa – Schulter an Schulter, wo der Staat versagte“. Der Erlös der Schmuckstücke aus dem Automaten geht in gleichen Anteilen an das Netzwerk Erinnern, Verändern, Aufklären (NEVA) e.V., die Antifaschistische Informations-Dokumentations- und Archivstelle München e.V. (a.i.d.a.) und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern).

Paula Pongratz lebt in München, macht und studiert Kunst und versucht, weniger zu arbeiten. Meist aus gefundenen Materialien, die menschengemacht sind, entstehen konzeptuell Malerei, Upcycling, Schmuck, Buch-, Video- und Lichtkunst sowie Digitale Medien (Non non fungible tokens) oder Töne.

Hans Hs Winkler: DADA und Anarchismus Bibliothek, Jenesien, Salzburg

Für seine Arbeit im Farbenladen führt Hans Hs Winkler zwei Stränge zusammen. Strang 1: Zum 100. Geburtstag von DADA installierte Winkler 2016 in der Bergstation Jenesien eine Bibliothek mit Büchern, Texten und Photos von Dadaisten, die sich in Südtirol aufhielten. Die Installation war bis 2021 in der Bergstation. Strang 2: In Erinnerung an seine Kindheit in den Salzburger Bergen baute sich John Heartfield in den 1950er Jahren eine Berghütte in Waldsieversdorf bei Berlin. Die wiederum Hans Hs Winkler rekonstruierte und 2023 von Berlin nach Salzburg transportierte, inklusive der DADA-Bibliothek von der Bergstation Jenesien. In Salzburg lebte die Familie Herzfeld von 1896 bis 1900 in einer Berghütte am Gaisberg, der Ort, an dem John Heartfield (Helmut Herzfeld) aufgewachsen ist.

Hans Hs Winkler lebt in Berlin und New York City und neuerdings wieder in Rott am Inn, wo er geboren ist. Das Hauptinteresse des Künstlers gilt dem öffentlichen Raum. Von 1988 bis 2001 war er Mitglied des Berliner Künstler Duos „p.t.t.red“ (paint the town red). Hans Hs Winkler arbeitet auch als (Co-)Kurator, z.B. „legal/Illegal“ (2004) in der NGBK Berlin oder „looking for mushrooms“ im Kölner Museum Ludwig (2008). 2005 war er an der Ausstellung „Künstler.Archiv“ der Berliner Akademie der Künste beteiligt, mit Archivalien von Franz Held, dem Vater von John Heartfield und Wieland Herzfelde.

 

Vernissage/Eröffnung:

Freitag, 18.10.2024, 19:00 – 22:00 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Martina Ortner, Vorsitzende des Vereins a.i.d.a.
In Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München Dieter Reiter überbringt Stadträtin Nimet Gökmenoğlu, Stadtratsfraktion „Die Grünen-Rosa Liste“ Grußworte zur Eröffnung
Einführung in die Ausstellung: Ralf Homann, Kurator der Ausstellung

 

Rahmenprogramm:

Samstag, 19.10.24, 19:00 bis 22:00 Uhr
„Auf dem rechten Auge blind“
Kurzfilmprogramm
kuratiert von Florian Wüst (Berlin)

Filme:
„Die Farbe Braun“ von Friederike Anders, DE 1994, Dauer: 32’30
„Zoran“ von Züli Aladağ, DE 1997, Dauer: 17’00
„Tiefenschärfe“ von Mareike Bernien und Alex Gerbaulet, DE 2017, Dauer: 14’30
„This Makes Me Want to Predict the Past“ von Cana Bilir-Meier, DE/AT 2019, Dauer: 16’

An der Diskussion nehmen teil:
Friederike Anders (Berlin), Filmemacherin und -editorin, „Die Farbe Braun“ (1994)
Prof. Dr. Gabriele Fischer (München), Initiatorin des Forschungsprojekts „(un)doing memory und Rechtsextremismus in Bayern“

Montag, 21.10.24, 19:00 – 22:00 Uhr
„Sammeln, Aufbereiten, Wiederfinden“
Tour entlang der ausgestellten a.i.d.a-Archivalien
mit Robert Andreasch (München)

Samstag, 26.10.24, 19:00 – 22:00 Uhr
„What are you fighting for?“
Werbung sammeln, Protest ausstellen – ein multimedialer Einblick in das Archiv
von Prof. Dr. Rudi Maier (Ostschweizer Fachhochschule, St. Gallen)

Sonntag, 27.10.24, 17.00 – 22.00 Uhr
Zur Finissage: „Mehr als eine Flaschenpost in die Zukunft“ – Vortrag zur Geschichte antifaschistischer Archive im 20. Jahrhundert
von Prof. Dr. Christoph Kopke, Berlin
Rund ein halbes Dutzend unabhängiger antifaschistischer Archive arbeiten gegenwärtig in der Bundesrepublik. Die überwiegend von ehrenamtlich Engagierten getragenen Institutionen sammeln Dokumente und Informationen zur Geschichte, Ideologie und Praxis der extremen Rechten und thematisch verwandter Strömungen. Diese Informationen stehen der kritischen Öffentlichkeit, zivilgesellschaftlichen Akteuren und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung. Doch das Sammeln von Quellen zur extremen Rechten begann bereits mit dem Aufkommen des Faschismus nach dem ersten Weltkrieg. Nach 1945 sammelten Überlebende des Faschismus Dokumente aus den Jahren von 1933 bis 1945, Berichte über Verfolgungsschicksale und auch die Materialien, die extrem rechte Gruppen oder Personen nach 1945 produzierten.
Dr. Christoph Kopke ist Professor für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin. Er hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Nationalsozialismus und der extremen Rechten vorgelegt. Jüngst u.a.:
Vom „Glauben an Deutschland“ zur Penzberger Mordnacht. Die Geschichte des Hans Zöberlein, in: Wolfgang Proske (Hrsg.), Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. Band 16: NS-Belastete aus München. Gerstetten (Kugelberg Verlag) 2023, S. 295-303.
Rechtsextrem: Biografien nach 1945. Berlin u.a. (De Gruyter Oldenbourg) 2023, 485 S. (Herausgeber zus. mit Gideon Botsch und Karsten Wilke).

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