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Dokumentieren und Informieren.

Was ist das eigentlich, die „Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V.“ (a.i.d.a)?

Der Verein

Die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. (a.i.d.a.) dokumentiert Veranstaltungen und Demonstrationen der extremen Rechten auf der Straße genauso wie deren zunehmenden Aktivitäten im Internet und in den Sozialen Medien. a.i.d.a. archiviert Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Flugblätter, Aufkleber, Plakate, Webseiten und anderes aus der extrem rechten, rechtspopulistischen und ultrakonservativen Szene. Der Verein sammelt aber genauso Flugblätter, Broschüren sowie andere Publikationen und Materialien aus der antifaschistischen Arbeit und den Aktivitäten gegen die extreme Rechte in München und Bayern.

Unter www.aida-archiv.de stellt a.i.d.a. Informationen zur extremen Rechten in München und Bayern im Internet bereit. Eine (unvollständige) Online-Chronologie informiert über rechte Aktivitäten, Vorfälle und Übergriffe im Freistaat. Veranstaltungstermine der extrem rechten Szene werden hier publik gemacht, um Gegenengagement frühzeitig zu ermöglichen. Informationen werden des Weiteren über Facebook (www.facebook.com/aida.archiv) und Twitter (@aida_archiv) verbreitet.

a.i.d.a. finanziert sich über die Beiträge von Mitgliedern und vor allem durch inzwischen über 100 Fördermitglieder sowie Spenden. Sie erhält keinerlei staatliche oder kommunale finanzielle Förderung, auch wenn dies extrem rechte Politiker_innen und „Journalist_innen“ ständig behaupten. Der Verein ist parteiisch im Sinne eines Engagements gegen die extreme Rechte, aber parteipolitisch unabhängig und will dies auch bleiben. a.i.d.a. ist keine politische Aktionsgruppe, d. h. es werden keine Demonstrationen, Kundgebungen oder andere Aktionen von a.i.d.a. angemeldet, durchgeführt oder unterstützt.

Entstehung, Entwicklung und Perspektiven

a.i.d.a. entstand Ende der 1980er Jahre zu einer Zeit, in der viele sogenannte Bewegungs- oder auch Freie Archive gegründet wurden. Sie zählt also zu einer jener „Sammelstätten der papiergewordenen Relikte des linken, autonomen, feministischen, antifaschistischen, alternativen (und und und) Spektrums.“ (Bacia, Wenzel, S. 5). Wie bei den allermeisten Projekten dieser Art gab und gibt es immer wieder schwierige Phasen zu überstehen. Fehlende finanzielle oder personelle Ressourcen, fehlende Räumlichkeiten, veränderte politische Rahmenbedingungen, sich auflösende oder wandelnde Proteststrukturen vor Ort führ(t)en immer wieder zu grundsätzlichen Fragen nach Weitermachen oder Aufhören. Solche Krisenszenarien und Debatten um die Zukunft sind immer wiederkehrende Momente und somit gewissermaßen Routine. Die Fragen nach dem Gelingen eines Generationenwechsels und Wissenstransfers sowie der Überlieferungssicherung der Bestände sind auch bei a.i.d.a wichtige Themen für die nächsten Jahre. Es soll unbedingt vermieden werden, dass die Bestände in Kellern, Speichern oder Garagen (teil-)eingelagert werden müssen, weil kein Platz oder Geld mehr da ist oder aber das Material weitergegeben werden muss, womit immer die Gefahr einer Zerstückelung oder eines erschwerten Zugangs zu den Beständen verbunden ist.

Doch bei allen prekären finanziellen, organisatorischen und personellen Bedingungen ist die Bedeutung und die Wichtigkeit antifaschistischer Recherche-, Informations- und Archivstellen für die inhaltliche Arbeit im Engagement gegen die extreme Rechte inzwischen unbestritten. Große Pluspunkte stellen beispielsweise das Knowhow der seit Jahren Aktiven, ihr Zugang zu verschiedensten politischen Szenen und Netzwerken sowie die Unkonventionalität und die Unabhängigkeit des Arbeitens dar. Anerkennung erfährt diese immer noch weitgehend ehrenamtlich geleistete Arbeit inzwischen auch durch etablierte Einrichtungen, durch die wissenschaftliche Forschung, journalistische Kreise und manchmal auch durch die „offizielle“ Politik.

Notwendig ist sicherlich ein besserer und intensiverer Austausch mit den wenigen gleichartigen Projekten im Bundesgebiet, ferner mit Archiven und Dokumentationsstellen zu anderen Themen, aber mit ähnlichen Problematiken. „Vom Weiterbestehen einer unabhängigen und unkonventionell arbeitenden Archivszene hängt es ab, ob und in welchem Umfang die Dokumente der Geschichte von unten für künftige Generationen von AktivistInnen und ForscherInnen zur Verfügung stehen werden“ (Bacia, Wenzel, S. 214)

Auch die technische Entwicklung wie elektronische Medien, Digitalisierung und damit verbunden Fragen zum Umgang mit neuen Speichermedien, neuen Aktions- und Mobilisierungsformen in den Sozialen Netzwerken und die Frage nach deren Sicherung und Archivierung brachten und bringen immer neue Herausforderungen. Festzustellen ist auch ein Trend weg von der Nutzung analogen Materials (sprich: Papier) und Eigenrecherche vor Ort, hin zu Online-Recherche oder dem Service-Anspruch, dass die angefragten Informationen bereits aufbereitet, schnell und kostenlos zur Verfügung stehen sollen.

Unterstützung des Engagements gegen die extreme Rechte

Bücher von rechts. Foto: a.i.d.a.Seit der Gründung des a.i.d.a.-Vereins im Jahr 1990, also nunmehr seit 28 Jahren, wird für antifaschistisches Engagement, Berichterstattung, Bildungsarbeit und Forschung dringend notwendiges Hintergrundmaterial gesammelt. Mit der Recherche- und Dokumentationsarbeit soll die Diskussion um den politischen Umgang mit der extrem rechten Szene sowie der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung, aber auch Gegenaktivitäten gefördert werden. Durch a.i.d.a. sollen Informationen möglichst vielen Leuten zugänglich gemacht werden, über Anfragen kann das Archiv genutzt werden. Die Aktiven fördern wissenschaftliches Arbeiten und Forschung (Fach-, Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten o.ä.), bearbeiten Anfragen von Journalist_innen und unterstützen Multiplikator_innen und Initiativen in ihrer Bildungsarbeit. Durch eine Kooperation mit der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München (firm) steht seit 2013 die umfangreiche a.i.d.a.-Arbeitsbibliothek mit rund 10.000 Büchern, Zeitschriften und Broschüren und weiteres Material einem Fachpublikum teilöffentlich als Informationsmöglichkeit und zur Eigenrecherche zur Verfügung.

Seit 2013 engagiert sich a.i.d.a. im bundesweiten Projekt NSU-Watch. NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet getragen, die seit vielen Jahren zum Thema „Neonazi-Terror“ arbeiten. Der Kern der Arbeit von NSU-Watch war die Beobachtung des Strafprozesses am Oberlandesgericht in München. Neben den Protokollen der Verhandlungstage war und bleibt auch nach Ende des Prozesses die Vermittlung von Informationen über Neonazis und den NSU zentrale Aufgabe der Arbeit. NSU-Watch als Projekt von antifaschistischen und antirassistischen (Recherche-)Gruppen hat Zugang zu umfangreichem Wissen über die neonazistische Szene und die im NSU involvierten Strukturen. Es vernetzt kompetente antifaschistische Projekte und Einzelpersonen auch mit Anwält_innen der Nebenklage und erarbeitet gemeinsame Einschätzungen und Expertisen. 2016 bestellte der zweite NSU-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags zwei a.i.d.a.-Aktive zu Sachverständigen zur Erstellung eines Gutachtens über den Tatort München und die extrem rechten (Unterstützungs-) Strukturen seit Mitte der 1990er Jahre in der Stadt.

Wahrnehmung der Arbeit

Bücher über rechts. Foto: a.i.d.a.Von 2009 an versuchte das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz die Arbeit und die Aktiven des Vereins durch den Vorwurf der „linksextremistischen“ Betätigung in Misskredit zu bringen. Dazu kam die vorübergehende Aberkennung der Gemeinnützigkeit und die Aufnahme von a.i.d.a. in den bayerischen Verfassungsschutzbericht. Es folgte eine Welle der Solidarität und Unterstützung durch breite politische und gesellschaftliche Kreise. Die dreieinhalb jährige juristische Auseinandersetzung mit dem Freistaat Bayern endete in einem außergerichtlichen Vergleich und der vollen Rehabilitierung von a.i.d.a. Der Freistaat Bayern musste die Verfassungsschutzberichte mehrerer Jahre schwärzen.

Die Arbeit von a.i.d.a. fand in den letzten Jahren aber auch viel Anerkennung. Das bundesweite „Bündnis für Demokratie und Toleranz — gegen Extremismus und Gewalt“ hat in seinem Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V. in den Jahren 2005 und 2006 für ihr vorbildliches zivilgesellschaftliches Engagement gewürdigt. Im Januar 2008 zeichneten die Landeshauptstadt München, der Ausländerbeirat München sowie der Verein Lichterkette e. V. die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. mit dem „Förderpreis Münchner Lichtblicke“ aus. Den „Josef-Felder-Preis“ des bayerischen Landesverbandes der SPD erhielt a.i.d.a. im Jahr 2011 zusammen mit dem Bürgerforum Gräfenberg. Mit diesem Preis werden Menschen und Initiativen bedacht, die sich „in hervorragender Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht und Zivilcourage bewiesen haben“, wie es in den Richtlinien heißt. 2012 wurde a.i.d.a. mit Platz 2 des Alternativen Medienpreises in der Sparte Online ausgezeichnet und im Sommer 2013 würdigte der bayerische Landesverband der Grünen die Arbeit des Vereins mit dem Sepp-Daxenberger-Preis. Im Februar 2016 wurde ein Mitbegründer und Vorsitzender der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a.), „in Anerkennung seiner außergewöhnlichen Leistungen um die Aufklärungs- und Informationsarbeit gegen Rechtsextremismus“ von der Stadt München mit der Medaille „München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens“ in Silber ausgezeichnet.

A.i.d.a. wird primär als eine Informations-, Dokumentationsstelle zur Unterstützung aktueller politischer Aktivitäten gegen die extreme Rechte sowie der Berichterstattung über diese wahrgenommen. Weniger präsent in der Öffentlichkeit ist die Tatsache, dass a.i.d.a. eben auch ein Archiv ist, in dem Materialien und Dokumente extrem rechter Organisierung und Aktivitäten, aber auch der eigenen antifaschistischen Bewegung aufbewahrt (und erschlossen) bzw. Dritten zur Verfügung gestellt werden. a.i.d.a. beherbergt inzwischen eine der ältesten und größten Sammlungen rechten Originalmaterials im süddeutschen Raum. Umso erfreulicher ist daher der Umstand, dass a.i.d.a. nun in den letzten zwei Jahren gleich mehrmals als Quelle für Ausstellungsobjekte angefragt wurde. So vom NS-Dokumentationszentrum München bei der Ausstellung „Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute.“, die vom 8. März bis 5. Juni 2017 in München zu sehen war und erneut bei der Sonderausstellung „Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland.“ vom 29. November 2017 bis 2. April 2018. Auch die Sonderausstellung „Krieg.Macht.Sinn. Krieg und Gewalt in der europäischen Erinnerung.“ vom 12. November 2018 bis 30. April 2019 im Essener Ruhrmuseum unterstützt a.i.d.a. mit zwei Exponaten.

Fördermöglichkeiten

Wie bereits erwähnt, finanziert sich a.i.d.a. vor allem über Fördermitgliedschaften. Diese regelmäßigen Einkünfte ermöglichen eine gute Finanzplanung. Und wenn sich jemand nicht längerfristig mit einer Fördermitgliedschaft binden möchte: Wir freuen uns natürlich auch über Einmalspenden! Welche Variante auch immer gewählt wird, a.i.d.a. kann auf jeden Fall Spendenquittungen ausstellen, falls gewünscht.

Auch Sachspenden nehmen wir nach Absprache gerne entgegen. Dies kann z.B. rechtes Propagandamaterial sein, das irgendwo aufgetaucht ist, eigene Materialsammlungen, die nicht mehr gebraucht werden o.ä. Im Zweifelsfall einfach eine Mail senden und nachfragen. Dabei aber bitte folgendes beachten: Zurzeit erhalten wir mehr Anfragen, als wir mit unseren ehrenamtlichen Kapazitäten und gegenwärtigen zusätzlichen Projekten bewältigen können. Wir können daher nur sehr verzögert Anfragen beantworten. Bitte haben Sie Geduld und schicken Sie Ihre Anfrage gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nochmal. Wir bitten um Verständnis.

Bibliographie:

Jürgen Bacia und Cornelia Wenzel (Hg.), Bewegung bewahren. Freie Archive und die Geschichte von unten, Berlin 2013

Bernd Hüttner, Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestände, Neu-Ulm 2003

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