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Tauziehen bei Blood & Honour

„Tag der Ehre“

Bayerische Nazis pflegen seit Jahrzehnten Kontakte nach Ungarn und zu den dortigen „Blood & Honour“-Strukturen: Seit 1997 begehen ungarische und andere europäische Nazis alljährlich im Februar in und um Budapest den „Tag der Ehre“. Mit einer Versammlung und anschließendem Rechtsrockkonzert wird dabei der gemeinsamen Verteidigung der Budaer Burg vor der Roten Armee durch Wehrmacht, Waffen-SS und ungarische Pfeilkreuzler im Winter 1944/45 gedacht.

Matthias Fischer spricht im Februar 2012 in Budapest neben einem 'Blood & Honour'-Transparent.  Screenshot: a.i.d.a.
Matthias Fischer spricht im Februar 2012 in Budapest neben einem ‚Blood & Honour‘-Transparent. Screenshot: a.i.d.a.
Matthias Fischer, führender Aktivist des „Freien Netz Süd“, war eigenen Angaben zufolge im Jahr 2012 bereits zum 14. Mal beim „Tag der Ehre“ dabei. Filmaufnahmen des Journalisten Thomas Kuban belegen, wie Matthias Fischer und Norman Bordin beim Konzert zum „Tag der Ehre“ 2007 den Hitlergruß zeigen. 2010 und 2011 nahm Fischer nicht teil. Damals verbüßte er eine Gefängnisstrafe in der JVA Bayreuth.

Im Juli 2010 war beim „2. ungarisch-slowakischen Freundschaftstreffen“, das die „Arrabona NS Crew“ gemeinsam mit „Pax Hungarica“ und „Blood & Honour Hungária“ im ungarischen Györ veranstaltete, auch eine Delegation des „Freien Netz Süd“ vertreten. Die „Arrabona NS Crew“ wird von ungarischen Antifaschist_innen als organisierte „Hate Group“ bezeichnet und pflegt aufgrund der ähnlichen Ideologie eine Art Allianz mit BHH. „Pax Hungarica“ gilt als Nachfolgeorganisation des verbotenen ungarischen „Blood & Honour“-Netzwerks. Die Mitglieder tragen bei öffentlichen Veranstaltungen Uniformen, die an die der faschistischen Pfeilkreuzler erinnern.

Am Neujahrsempfang der ungarischen „Nationalrevolutionären Partei“ Anfang Januar 2011 in Budapest nahmen Aktivist_innen des FNS teil. Mit Zsolt Illés war auch der führende Vertreter der ungarischen „Blood & Honour“-Sektion vertreten. Nach FNS-Angaben wurden dabei Veranstaltungen wie der „Tag der Ehre“ und der FNS-Aufmarsch zum 1. Mai 2011 in Heilbronn besprochen.

„Blood & Honour“ zum Hitler-Geburtstag im Münchner Stadtmuseum

Am 20. April 2011 reiste – das Datum dürfte nicht zufällig gewählt worden sein – eine Delegation der BHH-Sektion „Donauknie“ auf Einladung Münchener Nazis nach Oberbayern. Auf dem fünftägigen Besuchsprogramm standen die Ausstellung „Nationalsozialismus in München“ im Stadtmuseum, die Feldherrnhalle und Bauten des NS-Staats: SS-Bunker, eine Kaserne der Waffen-SS, die Reichsfinanzschule Herrsching und das ehemalige „Führerhauptquartier“ am Obersalzberg. Fünf Tage später kam es anlässlich eines privaten Rechtsrockkonzerts zum Rückbesuch der Münchner im ungarischen Vác am sogenannten Donauknie.

Die bayerischen und ungarischen Neonazis kooperieren auch bei den jährlichen „Frankentagen“ des FNS, so wurden bereits Grußworte von Zsolt Ilés verlesen und ungarische Rechtsrockgruppen eingeladen. Mit „Verszerzödes“ („Blutsbande“) spielte auch beim diesjährigen „Frankentag“ in Mainleus-Schwarzach eine ungarische „RAC“-Band.

„Deutsch-Ungarischer Freundeskreis“

Seit vielen Jahren werden bei Aufmärschen in beiden Ländern Transparente eines „deutsch-ungarischen Freundeskreises“ gezeigt. Dies mag eher ein Bekenntnis zur Zusammenarbeit denn eine tatsächlich bestehende Struktur sein. Nur Zsolt Ilés und Matthias Fischer sind bisher im Namen dieses „Freundeskreises“ öffentlich aufgetreten. Gegen eine feste Gruppierung spricht auch, dass verschiedene Bezeichnungen kursieren: Auf den erwähnten Bannern steht auf Ungarisch schlicht „Deutsch-Ungarische Freundschaft“, in Veranstaltungsberichten ist neben der „Deutsch-Ungarischen Freundschaft“, jedoch auch von einem „Deutsch-Ungarischen Kreis von Freunden“ die Rede.

„Waffenbrüder“

Immer wieder tragen bayerische Neonazis in der Öffentlichkeit T-Shirts mit dem Aufdruck „Waffenbrüder Deutschland Hungary“. Anders als der „Deutsch-Böhmische Freundeskreis“ (DBF) in den Reihen des „Freien Netz Süd“ verfügt der „Deutsch-Ungarische Freundeskreis“ über keine eigene Webpräsenz und veranstaltete bisher zumindest offiziell keine neonazistischen Events, trat auch beim „Internationalen Sporttag“ nicht als Veranstalter auf. Der „deutsch-böhmische Freundeskreis“ führt Aktionen zu aktuellen politischen Fragen durch, wie z. B. die rassistische Kampagne „Fremdarbeiterinvasion stoppen!“ im Jahr 2011. Bei seinem deutsch-ungarischen Pendant beschränken sich die Themen auf die „heldenhaften Verteidiger der ungarischen Hauptstadt“ gegen die „bolschewistische Invasion“ und das Beschwören einer „Waffenbrüderschaft“.

 

Dieser Beitrag ist die aktualisierte Version eines Artikels, der zuerst in der Fachzeitschrift „Der Rechte Rand“ (Ausgabe September/Oktober 2012) erschienen ist. Die Verwendung auf www.aida-archiv.de erfolgt mit freundlicher Genehmigung.

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