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Bericht aus Oberprex

 

Mobilisierung und Resonanz

Zum deutsch-tschechischen Neonazievent hatten neben dem „Deutsch-Böhmischen Freundeskreis“ und dem FNS unter anderem die im FNS organisierte Kameradschaften „Saalefunken“ (Hof) und die „Freien Nationalisten Weißenburg“ , das sächsische „Freie Netz Erzgebirge“ sowie der „Národní odpor“ („Nationaler Widerstand“) aus der Tschechischen Republik mobilisiert. Entgegen der beschworenen Zusammenarbeit gab es von Seiten der neonazistischen Parteien NPD einerseits und „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ (DSSS) andererseits keinerlei öffentlichen Aufrufe für den „Tag der Freundschaft“.

Schließlich saßen auf den Bierbänken etwa 10 Neonazis aus Tschechien und etwa 50 aus ganz Bayern sowie aus dem sächsischen Vogtland, Erzgebirge und Chemnitz.

Neonazis vor der FNS-eigenen Immobilie in Oberprex.  Foto: Timo Mueller
Neonazis vor der FNS-eigenen Immobilie in Oberprex. Foto: Timo Mueller
Unter den Angereisten befanden sich bekannte FNS-Aktivist_innen wie Robin Siener („Bürgerinitiative Soziale Alternative Oberpfalz“/BISAO, Runding), Heiko Schiederer („Nationales Bündnis Niederbayern“, Kirchroth), Daniel Weigl (BISAO, Wackersdorf), Vanessa Becker („Kameradschaft München“), Karl-Heinz Statzberger („Kameradschaft München“, Markt Schwaben), Stefan Reiche („Jagdstaffel D.S.T.“, Geretsried) und Rainer Biller (Nürnberg), die Nürnberger Neonazis Stefan M., Martin H. und Rene G. sowie die Chemnitzer NPD-Stadträtin Katrin Köhler.

Neonazistische Ordner beim 'Tag der Freundschaft'.  Foto: Timo Mueller
Neonazistische Ordner beim ‚Tag der Freundschaft‘. Foto: Timo Mueller
Die FNS-Aktivisten Kai-Andreas Zimmermann (Fürth), Michael Reinhardt, Sebastian Schmaus und Christoph P. (alle Nürnberg) standen als Ordner und Anti-Antifa-Fotografen vor dem Haus und patrouillierten auch zwischen Maschendrahtzaun und Holzpalisaden um das Veranstaltungsgelände.

Lediglich drei PKWs mit tschechischen Neonazis hatten sich auf den Weg nach Oberprex gemacht: Neben „Liedermacher“ Ladislav Budz (Prag) und Redner Petr Kotáb (Kadaň) waren mit Lukaš Stoupa (Klášterec nad Ohří), Jiří Froněk (Karlovy Vary), Lucie Šlégrová (Most), David Kundl’a (Most) und Jan Mrázek (Chomutov) lediglich die „üblichen Verdächtigen“ angereist, die regelmäßig bei deutsch-tschechischen Veranstaltungen auftauchen. Im Anbau stellten sie einen DSSS-Infostand auf und versuchten Merchandising-Artikel zu verteilen bzw zu verkaufen, z. B. die Parteizeitung „Arbeiterblätter“, Feuerzeuge oder das Buch „Von den Republikanern zur Arbeiterpartei“ des DSSS-Vorsitzenden Tomáš Vandas (Prag).

Sinkendes Interesse

Die Besucher_innenzahl bei solchen deutsch-tschechischen Neonazi-Veranstaltungen hat im Verlauf der letzten Jahre sukzessive abgenommen:

Am 16. August 2008 sollte ein „Den svobody“ („Tag der Freiheit“) in Pardubice stattfinden. Nach dessen Verbot demonstrierten damals etwa 280 Neonazis illegal durch Hradec Králové, darunter auch Katrin Köhler, Per Lennart Aae (Dresden/Feldkirchen-Westerham) und Dortmunder Neonazis.

2009 nahmen etwa 250 Neonazis am „2. Tag der Freiheit“ in Nový Knín teil, darunter auch Matthias Fischer, Robin Siener und Kai-Andreas Zimmermann, die ursprünglich geplant hatten, zum – schließlich verbotenen – Gedenkmarsch anlässlich des Todestags von Rudolf Hess in Budapest zu fahren.

2010 kamen noch 120 Neonazis aus Deutschland, Tschechien und Österreich zum „day of friendship“-Rechtsrockkonzert im niederbayerischen Buchhofen. Am 4. Juni 2011 saßen beim „2. Tag der Freundschaft“ nur noch 50 Neonazis am Waldrand bei Flossenbürg.

Rede- und Musikbeiträge

Neben Matthias Fischer sprach in diesem Jahr der stellvertretende DSSS-Parteivorsitzende Petr Kotáb und übermittelte in seiner Rede Grüße der Partei. Seine Rede wurde von Robin Siener auf Deutsch vorgetragen. Außerdem spielten die „Liedermacher“ Torsten Hering (alias „Torstein“, Sangershausen) und Ladislav Budz („Lobo“). Als im Jahr 2010 in Tschechien die Neonazipartei „Dělnická strana“ (DS) verboten wurde, wurde Budz in der Verbotsbegründung mehrfach namentlich erwähnt: Er habe als DS-Mitglied Kontakt zum Nationalen Widerstand und zu Autonomen Nationalisten gehabt. Budz ist heute quasi Haus- und Hofsänger und mittlerweile auch Mitglied der DS-Nachfolgepartei DSSS.

Der FNS-Führungskader Norman Kempken (Nürnberg) hatte den „Tag der Freundschaft“ zunächst als „Veranstaltung“ bei den Behörden angemeldet, nach zwei juristischen Verfahren über die Auflagen deklarierte er sie als öffentliche Versammlung unter freiem Himmel für 80 Teilnehmer_innen von 13.00 bis 24.00 Uhr. Um 18.00 Uhr war mindestens die Hälfte der Neonazis bereits weggefahren, gegen 20.00 Uhr endete die Veranstaltung für einen Großteil der Teilnehmer_innen.

Friedensgebet = Neonazikonzert ?

Das Polizeipräsidium Oberfranken erwähnte die diesjährige neonazistische Veranstaltung nur in einem kurzen Absatz in einer Pressemitteilung (Überschrift: „Gottesdienst gegen Rechts“) über ein in der evangelischen Kirche in Regnitzlosau abgehaltenes „Friedensgebet“: „Beide Veranstaltungen verliefen ohne Störungen“.

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