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NPD: Der Vorzeige-Aktivist und die Gewalt -Ergänzung-

Philipp Hasselbach beim sog. Heldengedenkmarsch 2009 in München. Der „Deutsche Stimme“-Chefredakteur Karl Richter gewährt in der aktuellen Ausgabe der NPD-Parteizeitung seinem „Bürgerinitiative Ausländerstopp“-Pressesprecher Philipp Hasselbach ein schmeichelhaftes, ganzseitiges Interview. Was die NPD verschweigt: Der unter offener Bewährung stehende Neonazi Hasselbach soll erst im Mai erneut gewalttätig geworden sein.

In der Öffentlichkeit:

Das Interview mit dem NPD-Bundestagskandidaten Philipp Hasselbach (Garching-Hochbrück) will „Anton Vergeiner“ für die Zeitung der neofaschistischen Partei geführt haben. Das Pseudonym „Anton Vergeiner“ taucht seit Jahren in fast all jenen Publikationen auf, bei denen Karl Richter (München) als Chefredakteur tätig ist. „Vergeiner“ schmeichelt dem bereits auf der Titelseite mit Farbfoto abgebildeten BIA-Vorstandsmitglied Hasselbach mit der Bemerkung, dieser werde „als einer der prominentesten Vertreter der sogenannten ‚freien Szene‘ in und um München gehandelt“. Hasselbach bedankt sich mit einem Lob für Karl Richter: „Der BIA-Stadtrat ist im Pro-Kopf-Vergleich einer der fleißigsten Volksvertreter im Münchner Stadtrat“.

Hinter den Kulissen:

Was in der „Deutschen Stimme“ nicht erwähnt wird: Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Interviews ist es gerade einmal zwei Wochen her, dass der als „Vater einer Tochter“ vorgestellte Hasselbach eine Polizeiaktion ausgelöst hat. Am 10. Mai soll es in der Wohnung seiner Ex-Freundin Jessica S. zu Aggressionen durch Hasselbach gekommen sein. Nach massiven Drohungen Hasselbachs sei es zu einem „Gerangel“ gekommen, bei dem Jessica S. ein Hämatom am Auge davongetragen habe. Dies jedenfalls nahm eine Polizeistreife der Polizeiinspektion 13 (Schwabing) zum Anlass, um 17.30 Uhr gegen Hasselbach ein polizeiliches Kontaktverbot und einen Platzverweis auszusprechen, das am Folgetag als Näherungs- bzw. Kontaktverbot vom Amtsgericht München bestätigt und verlängert wurde.

Hasselbach und die Gewalt:

Hasselbach ist vielfältig wegen neonazistischer Gewalttaten aufgefallen: Am 13.11.2003 war er z. B. vom Amtsgericht Essen wegen gemeinschaftlich begangener gefährlicher Körperverletzung zu Arrest verurteilt worden. Am 18.10.2006 verurteilte ihn eine Kammer des Amtsgerichts München u. a. wegen mehrerer gefährlicher Körperverletzungsdelikten an Polizeibeamten, Volksverhetzung und gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Jugendfreiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.

Hasselbach hatte zynischerweise nach dem Tod von Dominik Brunner zusammen mit BIA-Stadtrat Karl Richter am 16. September 2009 an der Trauerkundgebung „gegen Gewalt“ am S-Bahnhof Solln teilgenommen und sich dort mit einer Blumenniederlegung zu inszenieren versucht. Karl Richter hetzte anschließend in einer Pressemitteilung kontrafaktisch, dass „Gewalt und Jugendkriminalität auch in München zum überwiegenden Teil eine Folge des hohen nichtdeutschen bzw. eingebürgerten Bevölkerungsanteils seien.“

Einen Monat später, am 16. Oktober 2009, stand Philipp Hasselbach dann wieder wegen einer Gewalttat vor Gericht: Hasselbach hatte das Objektiv eines Pressefotografen vollständig zerstört. Wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung verhängte eine Kammer am Landgericht München eine Haftstrafe von sechs Monaten, die trotz offener Bewährung Hasselbachs erneut für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat wegen der Vorfälle vom Mai nun Ermittlungen gegen Philipp Hasselbach aufgenommen. Angesichts der anscheinend sicher zu erwartenden hohen Haftstrafe aufgrund des aktuellen Gewaltdeliktes wurde mittlerweile mindestens ein weiteres Verfahren, das gegen Hasselbach anhängig war, vorläufig nach §154 eingestellt.

Ermittelt werden dürfte auch gegen die „Freie Nationalisten München“-Aktivistin und Kundgebungsrednerin Vanessa Becker (Gauting). In dutzenden SMS soll Becker, die vor wenigen Tagen noch bei einem Infostand am Sendlinger Tor für die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“  aktiv war, nach Hasselbachs Tat dessen Ex-Freundin zusätzlich massiv bedroht haben.

Vielleicht hatte Philipp Hasselbach, der am vergangenen Wochenende auch am NPD-Bundesparteitag in Bamberg teilnahm, ja die Taten vom Mai im Hinterkopf, als er im  „Deutsche Stimme“-Interview analysierte: „Unser Erscheinungsbild und unsere Artikulation lassen vielerorts noch zu wünschen übrig.“

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-Ergänzung vom 9. Juni 2010 18.00 Uhr-

Nach der Veröffentlichung unseres Beitrags erreichten uns im Laufe des Tages neue Informationen zur Thematik. So entschied das Amtsgericht München am 1.6.2010 auf Aufhebung des Kontaktverbots für Philipp Hasselbach. Grund für diese neue Entscheidung ist ein schriftlicher Widerruf von Jessica S. In diesem Schreiben gibt sie an, dass ihre Verletzung auch von einer kurz vor der Auseinandersetzung mit Hasselbach stattgefundenen Rangelei mit einer anderen Person stammen könnte.


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