Am 08. Mai 2010 fand im Bad Reichenhaller Ortsteil Karlstein ein neonazistisches SS-Gedenken statt. Rund 35 Personen glorifizierten mit der geschichtsrevisionistischen Veranstaltung die SS-Division „Charlemagne“. Unter den Teilnehmenden befanden sich neben dem lokalen NPD-Kreisvorsitzenden Uwe Brunke auch Edda Schmidt (Bisingen, Baden-Württemberg), die Bundesvorsitzende des „Rings Nationaler Frauen“, der Frauenorganisation der NPD.
Die Tradition der SS-Verherrlichung
Seit ungefähr 35 Jahren gibt es rund um den 08. Mai in Bad Reichenhall die Veranstaltung der Alt- und Neonazis zu Ehren der Waffen-SS-Einheit, welche überwiegend aus kollaborierenden französischen Freiwilligen bestand. In diesem Jahr mobilisierten vor allem der NPD-Kreisverband Traunstein-Berchtesgadener Land und die NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ nach Karlstein. Jahrelang beteiligten sich paramilitärisch auftretende, faschistische Gruppen aus dem In- und Ausland an der „Naziverehrung“. Welche Gefahr von diesen Neonazis ausgeht wurde 2006 deutlich, als bei Polizeikontrollen bei den ca. 130 anwesenden Geschichtsrevisionisten (u.a. aus Deutschland, Frankreich, Italien und Dänemark) neben Hakenkreuzfahnen auch Sprengmittel, Pistolen, Rauchbomben und andere Waffenteile beschlagnahmt wurden.
Anstatt das Gedenkkreuz für die SS-Division Charlemagne, welches sich zum faschistischen Pilgerort entwickelte, zu entsorgen, versetzte die Stadt Bad Reichenhall das Kreuz lediglich vom Parkplatz „Am Kugelbach“ (Ortsteil Karlstein) in den Friedhof St. Zeno. “Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Problematik Neonazismus und Gesichtsrevisionismus fand jedoch nicht statt. Die rechte Gedenkfeier kann weiterhin ungestört stattfinden, ohne dass sich in Bad Reichenhall ein zivilgesellschaftlicher Protest gegen die menschenverachtende Propaganda regt“, kritisieren antifaschistische Gruppen aus Oberbayern und Österreich in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Die extreme Rechte in der Region
Der NPD Kreisverband Traunstein-Berchtesgaden, welcher auch die Gedenkfeier beworben hatte organisiert regelmäßig neonazistische Veranstaltungen in Bad Reichenhall. So fand z.B. Ende Februar 2010 eine „Horst-Wessel-Feier“ statt und für den 11. April 2010 wurde eine Veranstaltung mit Holger Apfel, dem NPD Fraktionsvorsitzenden im Sächsischen Landtag, angekündigt. Aber nicht nur die NPD, sondern auch andere rechte Organisationen wie die „Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger“ (OdR) hielten in der Vergangenheit bundesweite Treffen in Bad Reichenhall ab.
Proteste angekündigt
Antifaschistische Gruppen wollen dem rechten Treiben in Bad Reichenhall nicht länger zusehen. “Faschismus ist keine Meinung – sondern ein Verbrechen”, meinte Anna Jade, eine Sprecherin des antifaschistischen „RABATZ“-Bündnisses dazu und kündigte für 2011 Proteste antifaschistischer Gruppen aus Deutschland und Österreich an. „Rechte Traditionspflege können und wollen wir in keiner Form akzeptieren“, verweist die Sprecherin auch darauf, dass in Bad Reichenhall die Bundeswehrkaserne immer noch nach dem Nazigeneral „Rudolf Konrad“ benannt ist.