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„Freies Netz Süd“ – Nachfolgeorganisation der verbotenen FAF?

NPD oder „Freie Kräfte“?

Die bei den Vorstandswahlen unterlegenen Delegierten um Matthias Fischer verließen aufgebracht den Parteitag, etwa 30 von ihnen sollen mittlerweile aus der bayerischen NPD ausgetreten sein. Im Bezirksverband Oberfranken geht der Riss dabei durch die einzelnen Kreisverbände.  Tony Gentsch (Toepen) gesellte sich beispielsweise zu Fischer & Co, Andreas Wölfel (Wunsiedel) und AktivistInnen des gleichen Kreisverbands bleiben bei der Partei. Dem NPD-Kreisverband schickte Tony Gentsch einen Brief, in dem er schrieb: „Ich sehe einfach in der NPD keine Zukunftschancen mehr, dass wir dadurch den Umsturz schaffen“. Gentsch hatte bereits in der Vergangenheit neben seiner Arbeit für den  NPD-KV Hof/Wunsiedel immer auch in den „freien Strukturen“ des „Kameradschaftsbund Hochfranken“ gewirkt. Gentsch trat nun auch aus der NPD aus und versucht seither mit Matthias Fischer, Norman Kempken (Nürnberg) und Lutz Passon (Ebermannstadt) eine überregionale Kameradschaftsstruktur der „Nationalen Sozialisten“ (Eigenbezeichnung) in ganz Bayern aufzuziehen. Die direkte Konkurrenz zur NPD, auch zu Wahlen soll ja angetreten werden, ist beabsichtigt. Dennoch werden sie teilweise von bisher in der Partei verbliebenen Kräften unterstützt, unter anderem vom oberbayerischen und oberpfälzischen Bezirksgeschäftsführer Karsten Panzer sowie von oberbayerischen Neonazis um Norman Bordin (Ottobrunn) und Karl-Heinz Statzberger (München). Hinter den Kulissen scheinen viele Gespräche zu laufen, und in der Öffentlichkeit haben einzelne Aktivisten schon eine neue bayernweite homepage angekündigt. Als Vorbild gilt offensichtlich das „Freie Netz“ in Sachsen, welches 2006 ebenfalls in Abgrenzung zur NPD/JN gegründet wurde. Bei dem von Maik Scheffler (Delitzsch) und Thomas Gerlach (Altenburg) maßgeblich dominierten Kameradschaftsverband ist vor allem eine selbstgewählte radikale Identität als „Nationale Sozialisten“ die wichtigste Klammer. Fränkische Neonazis aus dem Raum Hof waren in den letzten Monaten bereits mehr und mehr an das „Freie Netz“ Sachsen angebunden.

„Freies Netz“ als Nachfolgeorganisation der verbotenen FAF?

Mit dem Projekt der Organisierung als parteifreie „Nationale Sozialisten“ kehren vor allem Fischer, Kempken und Passon zu der Struktur zurück, aus der sie einst zur NPD stießen. Alle drei Aktivisten galten als führende Köpfe des im Jahr 2004 verbotenen Kameradschaftsdachverband „Fränkische Aktionsfront“ (FAF). Die neuerliche Struktur könnte insofern durchaus als (illegale) „Nachfolgeorganisation“ gesehen werden. Die Sicherheit einer „legalen“ Mutterpartei fällt nun weg. Alle Drähte zur NPD sind jedoch noch nicht gekappt. In der Erklärung der Ausgetretenen heißt es: „Nach wie vor werden wir mit jedem noch zusammenarbeiten, der guten Willens ist und inhaltlich unseren Positionen nahe steht.“ Der oberpfälzische Bezirksvorsitzende Patrick Schröder, seit Jahren parallel in Kameradschaftsstrukturen aktiv, wird als neuer Inhaber des NPD-Amtes „Freie Kameradschaften“ wohl eher wenig Berührungsängste zeigen. Unklar bleibt Matthias Fischers Rolle als Landesvorsitzender der „Jungen Nationaldemokraten“ Bisher haben die JN, die mehrheitlich hinter Fischer stehen sollen, jedenfalls keinen neuen Vorsitzenden gewählt.

Der Artikel wurde zuerst in der aktuellen Ausgabe der antifaschistischen Zeitschrift „Der rechte Rand“ (Ausgabe 116, Jan./Feb. 2009) veröffentlicht und erscheint auf www.aida-archiv.de mit freundlicher Genehmigung des Autors.

 

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