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NS-Filmabend bei der Burschenschaft Danubia

Die extrem rechte Münchner Burschenschaft Danubia lädt am 12. November 2008 um 20 Uhr zum Filmabend. Gegeben wird „Der große König“ von Veit Harlan. Die Filmauswahl ist passend bei der national-konservativ-völkischen Ausrichtung dieser schlagenden Verbindung.

Der 1941 gedrehte (Premiere 3.3.42) Prestige-Monumentalfilm des 3. Reiches zählt zu den Werken versteckter Propaganda, die Reichspropagandaminister Goebbels am liebsten waren, gab er doch dem NS-Film die Parole vor: „In dem Augenblick da eine Propaganda bewusst wird, wird sie unwirksam“.

„Der große König“ ist ein Biopic über Friedrich II. (den Großen) von Preußen, und spielt während des siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) von der (verlorenen) Schlacht bei Kunersdorf(1759) bis zur Schlacht von Schweidnitz. Da zwischen darf der Schauspieler Otto Gebühr als Friedrich der II., markige Dialoge absondern, ein Feldwebel den obligatorischen Heldentod sterben und eine Müllerstochter „den Schicksalskampf des deutschen Volkes“ zelebrieren. Außerdem wird einwandfrei festgestellt, am Krieg ist England schuld.

Wer aber war, neben Goebbels und der praktisch parteieigenen „Tobis Filmkunst“, nun verantwortlich für diesen Kanon aus Pathos, vaterländisch verdrehter Geschichtsstunde und schicken Uniformen? (Der NS-Film sollte laut Goebbels immer die Realität abbilden nur eben größer, schöner, bedeutsamer; es war eine NS-Realität, also ganz schlichte Lüge).

Der Regisseur war Veit Harlan, der sich 1933 durch offensives Bekenntnis zur NS-Ideologie seinem späteren Arbeitgeber empfahl und dessen Spezialität ideologisch korrekte Monumentalfilme wurden, wie z.B. der offen antisemitische „Jud Süß“ (1938) oder der letzte Durchhaltefilm des 3. Reiches „Kolberg“ (1945). Nach der Befreiung setzte er sein Werk mit melodramatischen Kinorührstücken, welche er auch schon in der NS-Zeit inszenierte, fort und verstarb 1964 auf Capri (was auch damals schon nicht ganz billig gewesen sein durfte). Sein Film über Friedrich den II. wurde von den Alliierten verboten.

„Der große König“ war Harlans größter Erfolg. Im faschistischen Europa und im „Deutschen Reich“ wurde er mit Preisen überschüttet. Und der Lagebericht der SS vermeldete: „Das Publikum…sieht den Film als Spiegel unserer Zeit“.

Viele Zuschauer verstanden die gewollten Parallelen zwischen Friedrich II. und Hitler. Es gab wohl sogar eine sehr bekannte Wochenschau, die Hitler allein in seinem Hauptquartier zeigt und die stilistisch in „Der große König“ mit Friedrich II. nachgestellt wird.

Auch ideologisch kommt der Bezug des 3. Reiches auf Friedrich II. nicht zufällig. Schon während der Weimarer Republik war der als „aufgeklärt“ geltende Monarch, mehrfach in Filmen wiederauferstanden. Er gehörte zu jenen „Großen Deutschen“ in deren Sonnenschein nun auch das neue Regime glänzen wollte. Was passt da besser als ein absolutistischer Herrscher, der bekannt war für humanistische Theorie und diktatorische Praxis?

Die Nationalsozialisten sahen es als großes Problem sich in ihrer Herrschaftsrolle zu legitimieren. Als Anti-Demokraten waren sie durch einen verhassten demokratischen Akt, eine Wahl, an die Macht gekommen. Jetzt galt es sich als schicksalhafte Erfüllung der Deutschen Geschichte in Szene zu setzen, um klar zu machen das Wahlen künftig überflüssig sind. Auch dazu dienten die Historienfilme des 3.Reiches. Und eben besonders „Der große König“. Sah man sich doch in der Traditionslinie des Preußischen Kaiserreiches.

Es traf aber auch andere historische Personen: Bismarck, Schiller, Robert Koch und sogar Rembrandt wurden filmisch bedacht und so ein NS-Zerrbild der Geschichte übermittelt in dem eine wohlmöglich als Vorbild fungierende historische Persönlichkeit dem Zuschauer die ganze Zeit zuraunt: „Es hat so kommen müssen.“

Wie schon erwähnt geht es im „Großen König“ nicht nur um das Anknüpfen an preußische Militärtradition und das Träumen von Siegen ohne Ende. Thema des Films ist das fast schon mystische Überhöhen des großen Staatsmann, der allein die Sorgen und Nöte seiner Untertanen auf sich nimmt, der sie durchs Tal der Tränen führt und doch immer sein Ziel vor Augen hat, das größere Ganze, dem der Einzelne sich gefälligst fügen muss.

Vielleicht sieht sich die Danubia auch mal einen anderen Film aus dem Oeuvre Veit Harlans an. „Kolberg“: zwar ein zutiefst antifranzösischer Durchhaltefilm über eine belagerte Stadt während des Napoleonischen Krieges, doch es geht die Legende, dass eine Kopie dieses Propagandafilms per Flugzeug über der belagerten Atlantikfestung La Rochelle abgeworfen werden musste, um die Premierenvorführung am 30. Januar 1945 zu ermöglichen und den Durchhaltewillen der Soldaten zu stärken. Drei Monate später wurde die Stadt nach der Kapitulation an die Alliierten übergeben.

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