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Münchner Burschenschaft lädt Geschichtsrevisionisten ein

„Hitlers Friedensabsichten“

2003 veröffentlichte Schultze-Rhonhof sein Buch „Der Krieg, der viele Väter hatte“ im Münchener Olzog-Verlag, das mittlerweile in der sechsten Auflage erscheint. Er versucht darin, Deutschlands Nachbarstaaten Kriegspläne gegen Deutschland nachzuweisen. Von der Geschichtsforschung sind seine absurden Thesen nicht anerkannt. Neben ideologisch-revisionistischen Motiven wird Schultze-Rhonhof auch nicht-wissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen. Schultze-Rhonhof schreibt vor allem bei umstrittenen rechtskonservativen, extrem rechten und revisionistischen Autoren wie Erich Kern, Stefan Scheil, Werner Maser, Franz Uhle-Wettler, Heinz Nawratil etc.  oder bei Holocaustleugnern wie Paul Rassinier ab. Die wissenschaftliche Standardliteratur zum Thema blendet Schultze-Rhonhof vollständig aus, wofür sein Buch selbst in der konservativen FAZ verrissen wurde: „Anstelle eines Hermann Graml, Walther Hofer, Klaus Hildebrand oder Andreas Hillgruber finden sich etwa der ‚dtv-Atlas zur Weltgeschichte‘, (und) ein Schulbuch für Gymnasien“.

Die extreme Rechte nimmt Schultze-Rhonhofs Thesen allerdings begeistert zur Kenntnis. In der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ erschien eine lobende Rezension. Der NPD-eigene „Deutsche Stimme Verlag“ bewirbt das Buch mit folgenden Worten: „Das Buch liefert eine Neudarstellung der Kriegsschuldfrage auf hohem Niveau. Der frühere Generalmajor der Bundeswehr kann auf deutscher Seite keine konkrete Kriegsplanung erkennen, dafür aber langjährige Kriegsziele des Gegners, die 1939 die Lage zum Eskalieren brachten.“ Mittlerweile liegt auch eine Hörbuchfassung der Firma Polarfilm vor, die auch Filme von anderen Geschichtsrevisionisten vertreibt. Gerd Schultze-Rhonhof hat im Jahr 2007 unter dem Titel „Deutschland auf Augenhöhe« ein weiteres Buch veröffentlicht. Ähnlich wie in seinem Erstlingswerk knüpft er auch darin wieder an geschichtsrevisionistische und verschwörungstheoretische Thesen über die Hintergründe des zweiten Weltkrieges an.

Die Leugnung geschichtlicher Tatsachen ist bei der extremen Rechten sehr beliebt. Wegen der drohenden Strafverfolgung nach §130 StGB und der Hoffnung auf eine breitere gesellschaftliche Resonanz steht dabei oft nicht die Leugnung der Schoah, sondern eher die Leugnung deutscher Kriegsschuld an erster Stelle. Das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz beurteilte im Jahr 2007 eine Aussage von Schultze-Rhonhof“  („entscheidende Bemühungen der damaligen Reichsregierung, die den Frieden retten wollte und um alles in der Welt einen Krieg zu vermeiden suchte.“) zum Kriegsbeginn 1939 wie folgt: „Die in dieser Aussage zum Ausdruck kommende, jeden seriösen Forschungsstand ignorierende Behauptung, Hitler-Deutschland habe nicht einmal den Krieg gegen Polen gewollt und sei daher ganz unschuldig am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gewesen, gehört zu den klassischen Konstanten in der verzerrten Realitätswahrnehmung rechtsextremer Geschichtsrevisionisten.“

Die Cimbria, die für sich mit der Parole „Ehre, Freiheit, Vaterland“ wirbt, folgt mit dem extrem rechten Vortrag denjenigen Münchner Burschenschaften, mit denen sie in der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) organisiert ist.  Die extrem rechte Münchner Burschenschaft Arminia-Rhenania und die vom Verfassungsschutz beobachtete Danubia hatten in den Jahren 2005 und 2006 ebenfalls Auftritte von Gerd Schultze-Rhonhof veranstaltet.

 

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