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Von Cham, NPD-Bayerntag und Gegenaktivitäten

Image Dieser Artikel ist am 17. Mai 2006 in der Ausgabe 20 der Wochenzeitung Jungle World erschienen. Mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlichen wir diesen auch hier.

Da schau her!

Die NPD hat im oberpfälzischen Cham eine Immobilie erworben. Im Juni will sie dort den »Bayerntag« abhalten.
Von Robert Andreasch

Vermögend scheint Uwe Meenen nicht zu sein. Der Vorsitzende des NPD-Bezirksverbands Unterfranken gab in einem Prozess im März 2005 an, er habe als »selbständiger Verlagskaufmann« nur 600 Euro Einkommen. Das von ihm als Geschäftsführer des »Fränkischen Kulturbunds« seit Februar betriebene Antiquariat »Pfeiferhans« in Würzburg ist schon wieder geschlossen. Trotzdem tritt der 43jährige Würzburger, der mit Horst Mahler und Reinhold Oberlercher einst das »Deutsche Kolleg« gründete, in ganz Deutschland als Käufer von Immobilien auf, die der Neonazi-Szene zur Verfügung gestellt werden sollen.

Im Jahr 2001 kaufte er für Steffen Hupka das Schloss Trebnitz in Sachsen-Anhalt. Im April 2005 bot er 500 000 Euro für eine Tennishalle im oberpfälzischen Grafenwöhr. Die bayerische NPD, die seit Jahren über kein Landesbüro für ihre rund 850 Mitglieder mehr verfügte, triumphierte mit ihren Parolen von der »befreiten Zone Grafenwöhr« und der »Stadt der Landesparteitage« allerdings zu früh, denn die Stadt konnte sich die Halle noch per nachträglichem Vorkaufsrecht sichern.

Danach soll sich die NPD erfolglos um Fabrikhallen im Raum Landshut bemüht haben. Ende März erwarb Meenen treuhänderisch für die bayerische NPD an der Badstraße 23 in Cham die jahrelang leer stehenden Diskotheken »Frosch­könig« und »Sax« und den ehemaligen Comet-Markt mit dem dazugehörigen Gelände. Für das Ensemble mit einem Schätzwert von 862 000 Euro soll Meenen nach einem Bericht der Mittelbayerischen Zeitung 1,2 Millionen Euro gezahlt haben. Nach seinen Angaben sei geplant, eine Gastwirtschaft und ein »Jugendkulturzentrum« für die örtlichen Kameradschaften einzurichten, später sollen die Gebäude auch für Schulungen und Parteitage dienen.

Cham und die Oberpfalz sind nicht zufällig ausgewählt worden. Antifas registrierten in der Gegend in den vergangenen Jahren eine enorme Zunahme neonazistischer Aktionen, etwa von der Kameradschaft »Asgard Ratisbona« in Regensburg. Am Standort der US-Army in Grafenwöhr kam es wiederholt zu Neonaziaufmärschen (Jungle World, 10/06). Zahlreiche Neonazikonzerte, u. a. in Etzenricht und Wackersdorf, dürften die Szene auch gestärkt haben. Auf Wahlveranstaltungen der Linkspartei versuchten Rechtsextreme zu stören, im September 2005 lösten Unbekannte die Radmuttern am Auto von Siegfried Stoiber, dem Direktkandidaten der Linkspartei in Cham. Sechs Neonazis der »Kameradschaft Niederbayern/Oberpfalz« wurden im Dezember wegen eines Raubüberfalls zu mehr­jährigen Haftstrafen verurteilt. Das Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz verzeichnete im vergangenen Jahr 311 rechte Straftaten, 22 Prozent mehr als 2004.

In Cham sind mit den »Weissen Wölfen Cham-Roding« , den »Weissen Wölfen Weiden« um Dieter Schwank und Patrick Schröder und den »Freien Nationalisten Cham« um Michael »Pongo« Pongratz mehrere Neonazigruppen aktiv. Im April wurde außerdem noch ein Stützpunkt der Jungen Nationaldemokraten (JN) gegründet und der NPD-Bezirksverband Oberpfalz wiederbelebt.

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