Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

April 1999

1. April 1999

Der Fränkische Heimatschutz veranstaltet gemeinsam mit der NPD/JN ein Treffen in Weitramsdorf, Landkreis Coburg. Als Redner tritt der Rechtsextremist Dr. Claus Nordbruch auf. Im Januar soll dort bereits ein ähnliches Treffen stattgefunden haben.

3. April 1999

Das Nationale Infotelefon Bayern berichtet von verstärkten Anwerbeversuchen des Verfassungsschutzes in der rechten Szene.

5. April 1999

Zwei Männer überfallen am Gollierplatz im Münchner Westend zwei Griechen. Ohne jeden Anlaß und Vorwarnung hetzen sie einen Dobermann auf Dimitros D. – die Hündin verbeißt sich in sein Bein. Dann schlagen die beiden Angreifer auf ihre Opfer ein. Das Bein des 50jährigen Griechen wird übel zugerichtet, eine Amputation kann nur knapp abgewendet werden. Die Täter Axel N. (32) und Franz Josef L. (36) können jedoch gefasst und am 3. September 1999 zu zwei Jahren und sechs Monaten bzw. zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt werden.

6. April 1999

Etwa 100 rechtsextreme Gewalttaten wurden im Jahr 1998 im Münchner Raum begangen. Die Stadtratsfraktion der Grünen stellt diese Bilanz gemeinsam mit A.I.D.A. e. V. der Presse vor. Die Zahlen bedeuten eine Verdoppelung der Gewalttaten im Vergleich zum Vorjahr. Das bayerische Innenministerium dagegen präsentiert andere Zahlen: 970 Straftaten, also 39 weniger als im Vorjahr.

6. April 1999

Laut Münchner Abendzeitung (AZ) hat ein Münchner eine nicht korrekt adressierte, in Österreich aufgegebene Briefbombe ohne AbsenderIn erhalten. Der Betroffene geht sogleich zur Polizei, da er bereits zwei Monate zuvor eine aus Holland stammende rechtsradikale Zeitschrift und einen Drohbrief zugeschickt bekommen hatte. Dieser Brief lautete: „Heer, du gottverdammte Drecksau! Saarbrücken (Anmerkung: dort verübten Rechte einen Bombenanschlag auf die Wehrmachtsausstellung) war erst der Anfang. Wir kriegen auch dich!“ Ins Zentrum rechtsextremen Hasses gerückt ist der Münchner durch seinen Nachnamen: Er ist zwar nicht identisch mit Hannes Heer, dem Macher der Wehrmachtsausstellung, trägt aber denselben Nachnamen.

9. April 1999

Zwei Rechte zeigen in der linken Szenekneipe Drakkar im Münchner Stadtteil Haidhausen den Hitlergruß, schlagen einer jungen Frau ins Gesicht, reißen ein Plakat von der Wand und liefern sich eine Auseinandersetzung mit den anwesenden Gästen. Noch bei ihrer Festnahme rufen sie „Sieg heil“ und „Hitler ist unser Führer“.

10. April 1999

Sascha Roßmüller wird beim Bundeskongress der Jungen Nationaldemokraten im fränkischen Unterklingenberg (Landkreis Miltenberg) zum neuen Bundesvorsitzenden der JN gewählt. Sein Gegenkandidat, der nordrheinwestfälische Landesvorsitzende Achim Ezer, unterliegt. Stellvertreter wird Alexander von Webenau aus Augsburg. Roßmüller tritt damit die Nachfolge des bisherigen Vorsitzenden Holger Apfel an.

14. April 1999

Paneuropa Jugend Die Paneuropa-Jugend (PEJ) Starnberg veranstaltet einen Informationsstand in München an der Ecke Wein-/Landschaftsstraße, für den Abend ist ein Vortrag in Starnberg geplant: „Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland – ein Mitgliedsstaat vor dem Krieg?“ von Athanasios Melissourgos, dem Geschäftsführer der PEJ Bayern im Katholischen Pfarrzentrum Starnberg.

Mitte April 1999

Verstärkt nutzen auch die bayerischen Kreisverbände der NPD das Internet. Etwa Mitte April stellen die Kreisverbände Wolfratshausen/Tölzer Land ihre Website auf die neuen Seiten der NPD/JN, auf denen auch der Kreisverband Augsburg vertreten ist.

17. / 18. April 1999

Eine Neonazi-Gruppe aus zehn Skinheads und zwei Renees greift in der Münchner Ringseisstraße einen Mann und eine Frau an. Die Neonazis stoßen den Mann zu Boden und mißhandeln ihn mit Tritten ihrer Stahlkappenstiefel an Kopf und Oberkörper. Er wird dabei lebensgefährlich verletzt und muss mit einem Bruch der äußeren Stirnhöhle schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Die Frau wird ebenfalls zu Boden gestoßen, wobei sie sich das Handgelenk bricht.

Anschließend besuchen die Nazi-Skins die linke Szene-Kneipe Flex. Ihre Gesinnung tragen sie offen zur Schau: Einige tragen Basecaps mit der Aufschrift „Skins 88“ – die 88 steht für Heil Hitler nach dem achten Buchstaben im Alphabet – einer trägt einen „White Power“-Aufnäher, ein anderer einen mit der Aufschrift „Combat 18“ (Name einer rechtsterroristischen englischen Gruppierung, wobei 18 für Adolf Hitler steht). Eine Auseinandersetzung mit den anwesenden Gästen wird durch das Eintreffen der Polizei verhindert, die Personalien der Skinheads werden festgestellt und sie müssen das Lokal verlassen.

Gegen drei Uhr nachts kommt es am Sendlinger Tor erneut zu einer Auseinandersetzung zwischen Linken und Rechten. Etwa 15 bis 20 Skinheads – darunter auch die schon zuvor erwähnten – greifen die Gruppe von etwa zwölf Leuten an, die gerade die Kneipe Flex verlassen hatte. Die Angegriffenen flüchten zu einem Polizeibus am Sendlinger Tor. Nach langem Zögern – die Neonazis haben derweil Gelegenheit, Nazilieder zu singen, menschenfeindliche Parolen zu grölen und die Anwesenden verbal zu bedrohen – nimmt die Polizei etwa 20 Neonazis in Gewahrsam.
Die zeitliche Nähe des Wochenendes zum 20. April, dem Geburtstag Adolf Hitlers, lässt die Vermutung zu, dass in München an diesem Wochenende Rechtsextreme den 110. Geburtstag Hitlers begingen.

20. April 1999

Laut Nationalem Infotelefon Bayern feierten Neonazis unter anderem auch in München und Aschaffenburg an „gut abgeschirmten Veranstaltungsorten“ den 110. Geburtstag Adolf Hitlers.

26. April 1999

Die Staatsanwaltschaft München I erhebt Anklage beim Landgericht Ingolstadt gegen zwei Rechtsextreme aus dem Raum Neuburg-Schrobenhausen. Der 53jährige Militaria-Händler Anton Pfahler aus Sinning und der 23jährige Alexander Larras aus Neustadt waren bereits im Juni 1998 festgenommen worden und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Einen Tag nach der Festnahme von Pfahler, Larras und eines 27jährigen Komplizen, fand die bisher größte Razzia gegen die rechtsextreme Szene im süddeutschen Raum statt. 300 PolizeibeamtInnen durchsuchten Wohnungen, Garagen, Lagerhallen, eine Waldhütte und eine Bunkeranlage bei Neuburg und Pfaffenhofen. In insgesamt 22 Objekten fanden die ErmittlerInnen zahlreiche Maschinenpistolen, Sturmgewehre, Handgranaten, Munition und Tretminen. Bei Pfahler wurden zudem mehrere Kisten Propagandamaterial sichergestellt. Gleichzeitig fanden Razzien in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg statt. In Stuttgart wurde die Geschäftsstelle der Jungen Nationaldemokraten durchsucht. Anton Pfahler ist keineswegs ein unbeschriebenes Blatt in der rechten Szene: Er war Mitglied der rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann, die 1980 verboten wurde.

28. April 1999

Mehrere Skinheads jagen drei von ihnen als „Linke“ eingestufte Menschen durch den Hauptbahnhof in München.

30. April 1999

Skinheads werfen die Schaufensterscheibe der linken Kneipe Drakkar im Münchner Stadtteil Haidhausen ein und verprügeln anschließend zwei Mitarbeiter der Kneipe in der nahen S-Bahn-Station Rosenheimer Platz. Einer der Angegriffenen erleidet dabei einen Nasenbeinbruch.
Einige der Skins hatten erst kurz zuvor Hausverbot in der linken Kneipe erhalten.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen