Lautertal-Rottenbach. Der NPD-Kreisverband Coburg veranstaltet ab 13.00 Uhr sein „Sommerfest“ unter dem Motto „Zusammen kämpfen – Zusammen feiern“. Knapp fünfzig Neonazis aus den Kameradschaften „Fränkischer Heimatschutz“ (FHS), „Division Franken“, vom „Junge Nationaldemokraten“ (JN)-Stützpunkt „Franken/Oberpfalz“ und einzelnen NPD Ortsverbänden reisen zu dem Event an, das auf einem privaten Gelände in der Nähe der oberfränkischen Gemeinde Lautertal-Rottenbach stattfindet.
Die NPD traut sich in den Ankündigungen nicht, den genauen Ort zu bekanntzugeben, Medien und Antifaschist_innen sorgen jedoch für eine Veröffentlichung im Vorfeld. Das Grundstück stellt nach Angaben der Lokalzeitung „Neue Presse Coburg“ (NP) der frühere NPD-Bundestagskandidat Herrmann Schwede zur Verfügung. Herrmann Schwede ist der Sohn von Franz Schwede, Gründer der NSDAP-Ortsgruppe Coburg, erster NS-Bürgermeister einer kreisfreien Kommune und später wegen Misshandlung von „Schutzhäftlingen“ zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach NPD-Angaben überreicht die Neonazipartei Herrmann Schwede auf dem Fest eine Urkunde, mit der er für seine 35-jährige „Treue zur Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ ausgezeichnet wird.
Dazukommende rechte Jugendliche zeigen wiederholt den Stinkefinger in Richtung der anwesenden Journalist_innen und Polizeikräfte. Die Besucher_innen des Festes tragen teilweise NS-verherrlichende Accessoires, z. B. T-Shirts mit den Aufdrucken „Division 18″,“Landser“, „Landser-Deutsche Wut“ (mit der Abbildung eines Wehrmachtssoldaten) und „Braunau 1889“, dem Geburtsort und Geburtsjahr Adolf Hitlers. Vor der Bühne hängt das große NPD-Banner mit der Verherrlichung der NS-Gesellschaftsform: „Volksgemeinschaft statt Globalisierungswahn“.
Gerhard Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Coburg, liest ein Grußwort des „Rings nationaler Frauen“ (RNF) vor. Mit dem Verweis auf anwesende Journalist_innen verschiebt er vorerst die öffentliche Bekanntgabe neuer JN- bzw. RNF Aktivist_innen. Das Thüringer Neonaziduo „Klampferitis“ spielt zwischen den Reden Coversongs, u.a. von der Band „Die Lunikoff-Verschwörung“, Nachfolgeprojekt der Berliner Gruppe „Landser“.
Geworben hatte der NPD-KV Coburg mit einem „gesellige(n) Beisammensein am Lagerfeuer“, „sportlichen Wettkämpfe(n) (…) Hüpfburg und Trampolin“. Im Nachhinein behaupten die Veranstaltenden desweiteren, dass sich beim „Sommerfest“ auch ein neuer JN-Stützpunkt „Oberfranken“ gegründet haben soll.
Dass das NPD-Fest zeitgleich zum „Frankentag“ des Kameradschaftsdachverbands „Freies Netz Süd“ (FNS) im unweit entfernten Mainleus-Schwarzach stattfindet, dürfte eher der Terminplanung des FNS geschuldet gewesen sein. Denn schon im letzten Jahr hatte das „Sommerfest“ der NPD Coburg auch an diesem Wochenende stattgefunden; kaum mehr als 30 Besucher_innen hatten sich damals eingefunden.
Landrat Michael Busch gab sich der Lokalpresse gegenüber ziemlich passiv, was die NPD-Veranstaltung angeht: „Wir haben da wenig Handhabe (…) Mir tut es jetzt nur leid für den ganzen Ort“ zitiert ihn die „Neue Presse Coburg“. Siehe auch. „Neue Presse Coburg“ (Online-Version, www.np-coburg.de) vom 22. August 2012.