München. Immer wieder berichten Medien von einer zunehmenden Einflussnahme rechter Burschenschaften auf die „Alternative für Deutschland“ (AfD). „Rechte Burschenschaften werben für die AfD“ schrieb der SPIEGEL im Oktober 2013. Im Bundestagswahlkampf war das auch in München zu beobachten, als Burschenschafter der radikalen „Burschenschaft Danubia“ und andererer rechten Korporationen im August 2013 an einer Kundgebung mit dem AfD-Sprecher Bernd Lucke auf dem Marienplatz teilnahmen.
Auch im Münchner Kommunalwahlkampf werden nun die Verknüpfungen zwischen der AfD und extrem rechten Burschenschaften deutlich. Benjamin Nolte wirbt zusammen mit dem bayerischen AfD-Landesvorsitzenden André Wächter (München/Coburg) an einem AfD-Infostand an der Münchner Freiheit für die Partei.
Die offizielle AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) hatte Nolte auf ihrem zweitägigen „Bundeskongresses“ am 1./2. Februar 2014 in Fulda zum zweiten stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Der bayerische AfD-Landesverband freute sich damals auf seiner Website: „Zwei neue Gesichter aus Bayern haben es in den 9-köpfigen Vorstand geschafft. Herzliche Glückwünsche an Benjamin Nolte (2. stellv. Vorsitzender) und Angeline Hoffmann (Beisitzer).“
Der 31-Jährige Nolte (München) entstammt dem ultrarechten Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB). Einige Zeit gehörte er der „Brünner Burschenschaft Libertas zu Aachen“ an, zu der Zeit diente er zeitweise seinem Dachverband auch als „Verbandsobmann für Politik und Kultur“. Im „Nachrichtenblatt“ der „Deutschen Burschenschaft“ (Ausgabe 307) erschien eine Meldung von Noltes Rücktritt von diesem Verbandsamt:
„Auf Grund seiner Beteiligung an den Vorfällen des BT [Burschentag, Anmerkung a.i.d.a.] 2009 trat der gewählte Verbandsobmann für Politik und Kultur, Vbr. Benjamin Nolte (B! Libertas Brünn zu Aachen), auf der 4. ordentlichen Verbandsratssitzung im GJ 2008/2009 am 11. September 2009 in Franfurt von seinem Amt zurück.“
Die Aachener „Libertas“ vermeldete Noltes Austritt aus der eigenen Burschenschaft im Nachrichtenblatt (Februar 2010). Näheres über die „Vorfälle“ auf dem „Burschentag“ erfuhr die Öffentlichkeit damals zunächst nicht. Hinweise dazu geben aber die Tagungsunterlagen des „Burschentages“ 2012 (Stuttgart), die im Zuge großer Auseinandersetzungen innerhalb der DB an die Öffentlichkeit gelangt sind. Der Dachverband hat die Echtheit dieser Dokumente nie bestritten, viele Medien berichteten daraufhin aus dem Innenleben der extrem rechten Korporationen. In den Tagungsunterlagen war unter dem Punkt 10.14 „Antrag der Vereinigten Berliner Burschenschaft Thuringia (AHV) auf Ausschluss der Münchener Burschenschaft Danubia“ in der Begründung unter anderem zu lesen:
„Aktivisten der Neonaziszene haben mehrfach an Veranstaltungen der Danubia teilgenommen. Zu Vorträgen auf dem Haus Danubia werden seit Jahren rechtsextreme Vortragende – u. a. Stäglich, Krebs, Deckert und Schwab – eingeladen. (…) Die Danubia übernahm das Mitglied Nolte, nachdem dieser einem farbigen Vbr. [Verbandsbruder, Anmerkung a.i.d.a.] beim BT 2010 eine Banane überreichen wollte und aus diesem Grunde aus der Aachener B! Libertas ausgeschlossen wurde. Danubia deckte somit dieses rassistisch motivierte Verhalten.“