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31. Oktober 2016

Altdorf (Lkr. Nürnberger Land). Der evangelische Dekan von Altdorf hat zum Reformationstag Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, zu einer Abendandacht und Vortrag („Was ich mir von Christen wünsche – Christen und Muslime gemeinsam für Barmherzigkeit und Nächstenliebe“) in die Laurentiuskirche eingeladen (19.00 Uhr).

Rassist_innen überschwemmen den Dekan daraufhin hundertfach mit Hetze. Auch der dritte Bürgermeister Jürgen Pöllot (CSU) brüllt nach mehreren Medienberichten dem evangelischen Dekan auf den Anrufbeantworter und spricht (ausdrücklich in seiner Funktion als Bürgermeister) von „dieser Islamschweinerei“. Außerdem leitet Pöllot eine üble Email von Hans Penner aus Baden-Württemberg an das Dekanat weiter. Gegenüber den „Nürnberger Nachrichten“ spricht Pöllot von einer “Provokation, die den heiligen Ort entweiht“. „Nicht nur er, ‚halb Altdorf‘ sei empört“, heißt es in dem Lokalmedium.

Das antimuslimisch-rassistische Webportal „PI-News“ hat rund eine Woche vorher, am 23. Oktober 2016, einen Artikel nebst Adresse und Telefonnummer des evangelisch-lutherischen Pfarramtes Altdorf veröffentlicht. Darin heißt es u.a.“Statt mit Lobhudelei und Tralallah kann man Mazyek am 31.10. auch mit Unmut begrüßen und ihm zeigen, dass er nicht in der Kirche willkommen ist. (…) Zu überlegen wäre auch, ob man, wenn die Lügen zu dreist werden, nicht während des Vortrags halblaut das Vaterunser spricht und ruhig riskiert, dafür der Kirche verwiesen zu werden. Vielleicht stimmen ja sogar andere mit in das Gebet ein, das hervorragend gegen das Böse taugt und in dem deshalb auch Mazyeks Allah mit aufgenommen ist. Deshalb, keine Angst! (…) Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die man sogar alleine hinbekommen kann.“

Schließlich melden die Akteur_innen von „PEGIDA Nürnberg“ eine Versammlung (18.00-22.00 Uhr) gegenüber der Laurentiuskirche an. Auf „PI-News“ wird man in einem zweiten, am 30. Oktober 2016 veröffentlichten Artikel hinsichtlich der geplanten Aktionsform noch einmal konkreter: „Und weil die Kanzlerin uns ja geraten hat, dem Islam mit Flötentönen zu begegnen, fordert der Veranstalter die Teilnehmer auf, Flöten mitzubringen, um die Wirksamkeit dieses Mittels zu erproben.“ Das Posting steht unter einer Grafik mit der Aufschrift: „AIMAN MAZYEK – WIR FLÖTEN DIR EINS!

Schlussendlich versammeln sich nur rund 25 Personen zur von „PEGIDA Nürnberg“ organisierten Kundgebung, darunter die extrem rechte Akteurin Ester Seitz (Neumarkt i.d. Oberpfalz). Michael Stürzenberger (München), Bundesvorsitzender der rechtspopulistischen Kleinstpartei „Die Freiheit“ (DF), der „PEGIDA Nürnberg“-Initiator Gernot Tegetmeyer (Fürth) sowie eine als „Barbara“ vorgestellte Aktivistin treten als Redner_innen auf der Bühne auf. Zu den angekündigten Störungen kommt es indes nicht. Fast 600 Menschen demonstrieren zeitgleich vor der evangelischen Kirche auf Seiten des Altdorfer „Bündnis für Toleranz und Respekt“ gegen die rechte Veranstaltung. Siehe auch: Artikel des „Bayerischen Rundfunks“ (Online-Version, www.br.de) vom 31. Oktober 2016 und Artikel bei „Endstation Rechts Bayern“ (www.endstation-rechts-bayern.de) vom 1. November 2016.

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