Schwandorf. Die Neonazis des „Freien Netz Süd“ (FNS), die im Rahmen ihres Aktionstages zuvor in Deggendorf aufmarschiert sind, fahren mit ihrem Reisebus anschließend zu einem weiteren Aufmarsch nach Schwandorf.
Nach dem Zwischenhalt in Regensburg erreicht der Bus gegen 12:45 Uhr den Bahnhofsplatz der oberpfälzischen Kleinstadt. Dort wird er bereits von etwa 10 Neonazis um Anmelder Daniel Weigl (Wackersdorf) erwartet, darunter Simon Preisinger (Flossenbürg), FNS-Aktivist und Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Tirschenreuth, sowie Heidrich Klenhart (Postbauer-Heng), Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Amberg-Neumarkt.
Nach wenigen Minuten nehmen die etwa 50 Teilnehmer_innen Aufstellung. Dem Zug voran geht ein Neonazi im Eselskostüm, er trägt ein Pappschild mit der Aufschrift „Ich Esel glaube Zeitarbeit ist sozial!“. Ihm folgen überwiegend Neonazis aus Oberbayern und Niederbayern, anwesend sind die führenden Kameradschafts- bzw. Parteiaktivist_innen Stefan Reiche („Jagdstaffel D.S.T“), Benjamin B. und Daniel S. („Wehrtroopers“/“Kameradschaft Mühldorf“), Roy Asmuß (NPD), Vanessa Becker („Bürgerinitiative Ausländerstopp München“, „Kameradschaft München“) sowie Thomas Schatt, Karl-Heinz Statzberger und Thomas Huber („Kameradschaft München-Nord“ bzw.“Kameradschaft München“).
Neonazis aus den Reihen des „Nationalen Bündnis Niederbayern“ (NBN) übernehmen die organisatorischen Aufgaben, allen voran Mike Edling (Landau), der sich mit um die Busorganisation kümmert. NBN-Aktivist Heiko Schiederer (Kirchroth) und weitere Neonazis aus der Region sind mit Funkgeräten und Headsets ausgestattet und fungieren teilweise als Ordner_innen. Die Anti-Antifa-Aktivisten Simon Preisinger und Stefan Friedmann (Bad Wörishofen) versuchen, während des rechten Aufzuges Fotos von Nazigegner_innen, Journalist_inen und migrantischen Passant_innen zu machen.
Den Aufmarsch hat FNS-Aktivist und NPD-Bezirksvorsitzender Daniel Weigl als vorgeblich „gegen Justizwillkür“ gerichtete Eilversammlung angemeldet, nachdem die Stadt eine kurzfristig eingereichte Kundgebungs- bzw. Infotischanmeldung nicht akzeptieren wollte.
Während des Marsches bewerben die Neonazis jedoch – wie beim FNS-„Aktionstag“ insgesamt – ihre nationalistischen und rassistischen „Konzepte“ zur Beseitigung von Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise: Mit Parolen wie „Kriminelle Ausländer raus – alle anderen auch“, „Arbeitsplätze – zuerst für Deutsche“ und „Nationaler Sozialismus – jetzt“ sowie Transparenten mit Aufdrucken wie „Arbeit, Freiheit, Brot – Nationalen Sozialismus erkämpfen“ und „Zeitarbeit abschaffen!“ ziehen sie etwa 90 Minuten durch die Stadt. Auf dem Weg über Bahnhofsplatz, Pesserlstraße, Friedrich-Ebert-Straße, Marktplatz, Naabuferstraße, Ettmannsdorfer Straße und Güterhallenstraße zum Bahnhofsplatz gibt es keine Kundgebungen oder Redebeiträge.
Die Neonaziaktion ist erst wenige Tage zuvor bekanntgeworden. Entlang der Route protestieren dennoch etwa 150 Nazigegner_innen, die die Parolen der Rechten häufig übertönen können. Gegen 14:15 Uhr verlässt der Bus der Neonazis Schwandorf in Richtung Hof.