Rotava (CZ). Etwa 70 süddeutsche Neonazis fahren zu einem Aufmarsch, der von der tschechischen Neonazipartei DSSS unter dem Motto „Für mehr Bürgerrechte“ angekündigt worden ist. Tatsächlich handelt es sich offensichtlich wieder um eine antiziganistische Aktion, denn der Zug führt auch durch ein Viertel, in dem Romafamilien leben. Auf Schildern und Transparenten werden denn auch keine bürgerrechtlichen Forderungen erhoben, sondern ein angeblich „schwarzer Rassismus“ und eine „Zigeunergewalt“ behauptet.
Als Kontaktpersonen der tschechischen Neonaziszene zu den deutschen „Kameraden“ fungieren Lukáš Stoupa (der auch fürs Lotsen der Busse verantwortlich ist) und Jiří Froněk, die beide sowohl der neonazistischen DSSS als auch dem kameradschaftsähnlichen „Odpor“ angehören.
An der Aufmarschspitze reiht sich der oberpfälzische Neonaziaktivist Robin Siener mit einem Transparent des „Deutsch-Böhmischen Freundeskreis“ (DBF) ein. Vor Ort sind unter anderem die führenden FNS-Kader Matthias Fischer, Norman Kempken, Stella Ruff und Sebastian Schmaus, die bekannten bayerischen Kameradschaftsaktivisten Franz Sedlbauer („Kameradschaft München Nord“), Sascha Kudernatsch („Freie Nationalisten Erlangen Höchstadt“) und Steffen Willy Reiche („Jagdstaffel D.S.T.“) sowie die NPD-Funktionäre Matthias Bauerfeind, Karsten Panzer und Daniel Weigl. Michael Reinhardt und Kai Zimmermann, Aktivisten der „Anti-Antifa“ aus Nürnberg bzw. Fürth, versuchen, lokale JournalistInnen bei der Berichterstattung zu behindern.
Die aus Deutschland angereisten Neonazis dürften durch die Hoffnung auf eine antiziganistische Pogromstimmung angelockt worden sein, wie sie in den vorangegangenen Wochen in Nordböhmen mehrfach zutage trat. Die heutige Situation stellt sich jedoch anders dar: Kurz vor der Einfahrt in den grenznahen Ort werden die fast überwiegend bayerischen und wenigen rheinland-pfälzischen TeilnehmerInnen in den vom „Freien Netz Süd“ in Straubing und Neumarkt/Opf. gecharterten Reisebussen ausführlich von der Polizei kontrolliert. Der Marsch beginnt dadurch mit großer Verspätung, zu militanten Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt es nicht. Die ausschließlich in tschechischer Sprache gehaltenen Redebeiträge auf der eineinhalbstündigen Abschlusskundgebung werden nicht ins Deutsche übersetzt.