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20. Oktober 2012

Transparent der 'Jungen Nationaldemokraten' (JN) in Coburg.  Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Transparent der ‚Jungen Nationaldemokraten‘ (JN) in Coburg. Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Coburg. Die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) im Bund, die JN-Landesverbände Sachsen, Hessen und Baden-Württemberg, der JN-Stützpunkt Franken/Oberpfalz, der NPD-Landesverband Bayern, die Bezirksverbände Oberfranken, Mittelfranken und Oberpfalz sowie die NPD-Kreisverbände Coburg (um Dietmar Döring) und Bamberg/Forchheim mobilisieren mehrere Wochen lang zu einem Aufmarsch mit dem Thema „Wir oder Scharia“.

Die Neonazis des thüringischen 'Bündnis Zukunft Hildburghausen' title=
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Unterstützt wird die Aktion von insgesamt 19 neonazistischen Gruppierungen, darunter regionale Organisationen wie die mittelfränkische Kleinkameradschaft „Division Franken“ um Sven Diem, aber auch das „Bündnis Zukunft“ aus dem thüringischen Hildburghausen oder der „Nationale Widerstand Unterelbe“ rufen zum Aufmarsch auf.

Zum Auftakt um 11.00 Uhr versammeln sich dann etwa 85 Neonazis auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie kommen überwiegend aus Bayern, Thüringen und Hessen, darunter unter anderem die bekannten NPD-Funktionäre Heidrich Klenhart (NPD, Postbauer-Heng) und Winfried Breu (Kreisgeschäftsführer im NPD-KV Lichtenfels/Kronach, Bad Staffelstein) sowie die führenden Aktivisten der NPD-nahen Kameradschaftsszene Jens Rüttiger (Hohenroth), Marcel Maderer (Forchheim) und Simon F. (Nürnberg) angereist. Der Ordnerdienst wird von Julian Monaco (Dresden), Bundesgeschäftsführer der JN, geleitet. Neben den bayerischen Aktivisten Rüttiger und Maderer fungieren vor allem Neonazis aus anderen Bundesländern um Kevin A. (Wiegersen) als Ordner. Auch der eigene Fotograf ist mit Dennis B. ein Auswärtiger.

Patrick Schröder („Frei Sozial National-TV“, „Ansgar Aryan“, Mantel) kommt mit seinem Weidener Fahrzeug und Lautsprechern und fungiert als „Tontechniker“. Da er zu Anfang zeitweise in Gewahrsam genommen wird, verzögert sich der Beginn des Na­zi­auf­marsches. Die Po­li­zei gibt später an, bei dem „Tontechniker“ Waffen ge­fun­den zu haben.

Maik Scheffler, Jens Rüttiger, Sven Diem und Michael Schäfer (v. l. n. r.).  Foto: provinicafranconia.blogsport.de
Maik Scheffler, Jens Rüttiger, Sven Diem und Michael Schäfer (v. l. n. r.). Foto: provinicafranconia.blogsport.de
Vor dem Büro der Co­bur­ger Links­par­tei halten die Neonazis eine erste Zwischenkundgebung ab. Hier sprechen der Noch-JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer (Wernigerode) und ein „frei­er Ak­ti­vist aus Fran­ken“.

Die Neo­na­zis ver­zich­ten auf eine Kundgebung in der Innenstadt und laufen zunächst in die Vik­to­ria­stras­se, wo sie ihre Kundgebung nachholen. Hier treten der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Karl Rich­ter (München) und der stellvertretende sächsische NPD-Landesvorsitzende Maik Scheff­ler (Delitzsch) auf. Schäffler be­zich­tig­t Nicht-​Deut­sche pauschal des Dro­gen­han­dels. Die rassistischen Ressentiments sollen offensichtlich vom eigenen Laden ablenken: am 31. Au­gust war ein lang­jäh­ri­ger politischer Weg­ge­fähr­te Scheff­lers als mut­maß­li­cher An­füh­rer eines Dro­gen­händ­ler­rings in Nord­sach­sen fest­ge­nom­men worden.

Neonazis vom 'Aktionsbündnis Nordfranken' auf dem Aufmarsch.  Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Neonazis vom ‚Aktionsbündnis Nordfranken‘ auf dem Aufmarsch. Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Von Be­ginn an ist der Auf­marsch von Na­zi­geg­ner_innen um­ge­ben. Kurz vor der ers­ten Kund­ge­bung der Neonazis bilden sie zwei Sitz­blo­cka­den. Die Po­li­zei führ­t die NPD-​An­hän­ger_innen in Zwei­er­rei­hen an den Blo­ckie­renden vor­bei. We­ni­ge hun­dert Meter wei­ter formieren sich während der nächsten NPD-Kundgebung auf beiden Seiten er­neut Blo­cka­den. Diese haben eine Rou­ten­än­de­rung und -​ver­kür­zung zur Folge.

Die Neonazis werden eng um die blockierenden Jugendlichen herumgeführt.  Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Die Neonazis werden eng um die blockierenden Jugendlichen herumgeführt. Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Der Na­zi­tross zieht wei­ter über den Markt­platz und durch die Vik­to­ria­stras­se. Auch hier kommt es zu einer Blo­cka­de von Ge­gen­de­mons­tran­t_innen, auch hier werden die Neo­na­zis auf dem Bür­ger­steig vor­bei­ge­lei­tet. Der NPD-​Auf­marsch wird vom Ver­samm­lungs­lei­ter Sven Diem (JN-​Stütz­punkt­lei­ter Fran­ken/Ober­pfalz) schließlich am Bahnhof für be­en­det er­klärt.

Zwei Gegendemonstrant_innen werden durch Polizeibeamte des bayerischen USK schwer verletzt. Ein 62-​jäh­ri­ger Mann wird mit ge­bro­che­nen Rip­pen und Ver­dacht auf Milz­riß ins Co­bur­ger Kli­ni­kum ein­ge­lie­fert. Die Münchner „Abend­zei­tung“ be­rich­tet, der Mann sei nach einem ers­ten Po­li­zei­über­griff be­reits in der Obhut eines Not­arz­tes ge­we­sen und zu dieser Zeit noch­mals von Polizisten an­ge­grif­fen wor­den. Das In­nen­mi­nis­te­ri­um kün­dig­t gegenüber der Zeitung an, den Vor­fall „zu prü­fen“.

Neonaziaufmarsch am Bahnhof Coburg.  Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Neonaziaufmarsch am Bahnhof Coburg. Foto: provinciafranconia.blogsport.de
Die „Division Franken“ veröffentlicht am 22. Oktober 2012 einen Veranstaltungsbericht auf ihrer Internetpräsenz, der mit einer aussagekräftigen Parole endet: „Coburg ist bunt! Da braun ja auch eine Farbe ist!“

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