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18. Februar 2012

Fürth. Das neonazistische Kameradschaftsnetzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS) setzt seine Serie angeblicher „Eilversammlungen“ fort. Von 13 bis 15 Uhr marschieren knapp achtzig Neonazis aus den Reihen des FNS durch Fürth.

Anmelder Norman Kempken (m.) im Gespräch mit Rainer Biller (r.).  Foto: Timo Mueller
Anmelder Norman Kempken (m.) im Gespräch mit Rainer Biller (r.). Foto: Timo Mueller
Der FNS-Führungskader Norman Kempken (Nürnberg) behauptet bei der Anmeldung am Freitagabend, der Aufzug würde unter dem angeblich „spontanen“  Thema „gegen linke Gewalt“ stattfinden. Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen geplanten Neonaziaufmarsch zur Erinnerung an die alliierten Luftangriffe auf Dresden 1945. Ein Neonaziaufmarsch am Samstag zum selben Thema in Dresden war zuvor von den Organisator_innen abgesagt worden. Die zuständigen Behörden erlassen jedoch kein Verbot der Versammlung.

Matthias Fischer (l.) und Frank Miksch (r.) bilden die Demoleitung.  Foto: a.i.d.a.
Matthias Fischer (l.) und Frank Miksch (r.) bilden die Demoleitung. Foto: a.i.d.a.
Der Aufmarsch zeigt deutlich Personal, Strukturen und Umfeld des FNS auf: Die „Demonstrationsleitung“ setzt sich neben Anmelder Kempken aus den FNS-Kadern Matthias Fischer und Kai-Andreas Zimmermann (beide Fürth) sowie dem Burschenschafter („Burschenschaft Frankonia“ Erlangen) und NPD-Aktivist Frank Miksch (Fürth) zusammen. Die Demonstrationsteilnehmer_innen sind aus ganz Bayern und teilweise aus Baden-Württemberg angereist. So sind neben den FNS- und Anti-Antifa-Aktivisten Sebastian Schmaus und Michael Reinhardt (Nürnberg) auch die führenden bayerischen Kameradschaftsaktivisten Lutz Passon (Ebermannsstadt), Stefan Reiche („Jagdstaffel D.S.T.“), Stefan Friedmann („Nationales Augsburg“, Bad Wörishofen),  Matthias Bauerfeind („Kameradschaft Main-Spessart“, Himmelstadt),  Daniel Weigl („Widerstand Schwandorf“, Wackersdorf), Thomas Schatt und Thomas Huber („Kameradschaft München“), Jürgen Schwab („Sache des Volkes“, Nürnberg), Sascha Rudisch (Nürnberg), Heiko Schiederer („Nationales Bündnis Niederbayern“, Kirchroth) und Robin Siener („Widerstand Cham-Regensburg“) anwesend. Außerdem reisen die bekannten Köpfe Sven Grams (vom rechtsoffenen Fußball-„Fan“-Club „Outsiders“, München), Vanessa Becker („Bürgeriniative Ausländerstopp München“), NPD-Funktionär Roy Asmuß (Teising) und der Ex-NPDler Rainer Biller (Nürnberg) an.

Die Neonazis sammeln sich bereits ab elf Uhr an der Fürther Stadthalle. Die Anti-Antifa-Aktivisten Michael Reinhardt, Sebastian Schmaus, Kai Zimmermann, Stefan Friedmann und Lorenz M. (Miesbach) versuchen Journalist_innen an der Arbeit zu behindern, z. T. herumzuschubsen oder zu bedrohen. Als Polizist_innen dagegen einschreiten, versucht Zimmermann erfolglos, einen Platzverweis gegen Pressevertreter_innen zu erwirken. Als Order_innen fungieren größtenteils führende FNS Aktivist_innen wie Daniel Weigl und Matthias Bauerfeind. Etliche Demonstrationsteilnehmer_innen tragen kurze schwarze Stecken (darunter wohl auch welche aus Metall), um die eine schwarze Fahne gewickelt ist, die aber nicht wie Kurzfahnen getragen werden. Diese Art der Bewaffnung war zuletzt beim FNS-Aufmarsch im Januar 2012 in München eingesetzt worden. Die Polizei geht auch in Fürth trotz Hinweisen erneut nicht gegen diese Bewaffnung vor.

Der angeblich 'spontane' Neonaziaufmarsch durch Fürth.  Foto: Timo Mueller
Der angeblich ’spontane‘ Neonaziaufmarsch durch Fürth. Foto: Timo Mueller
Als sich der Demonstrationszug formiert, greift Matthias Fischer zum Mikrophon und ruft einmal „Wir sind heute hier, um ein Zeichen gegen linksextremistische Gewalt zu setzen“. Dann widmet sich der Aufmarsch jedoch vollständig dem neonazistischen „Dresden-Gedenken“:

Die Frontreihe der Demonstration bilden Aktivistinnen aus Zirndorf und Fürth. Ihr Transparent („13. Februar Dresden: Eine Stadt in Schutt und Asche … 300.000 Menschen im Feuertod … Sowjetterror und Kapitalismus – Freies Netz Süd“) haben die FNS-ler erstmals bei einem nichtangemeldeten Aufmarschversuch im Februar 2010 in Dresden verwendet.  Neonazis aus München und Umland bilden die Reihe dahinter mit dem altbekannten Hochtransparent „Wir kämpfen für euch – Kameradschaft München – Freies Netz Süd“.

Der dem 'Dresden-Gedenken' gewidmete Neonaziaufmarsch durch Fürth.  Foto: a.i.d.a.
Der dem ‚Dresden-Gedenken‘ gewidmete Neonaziaufmarsch durch Fürth. Foto: a.i.d.a.
Lutz Passon und zwei weitere Aktivist_innen aus Oberfranken halten eine Banderole mit dem Schriftzug „Zitat des Befreiers Churchill von 1941: Es gibt knapp 70 Millionen bösartige Hunnen, die einen sind heilbar und die anderen zum Schlachten – Kameradschaft FO“. Neonazis aus Unterfranken halten das Transparent „Wer das Weinen verlernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens – Freie Kräfte Schweinfurt/Haßberge – Freies Netz Süd“. Eine Delegation aus Baden Württemberg trägt das Spruchband „Kein vergeben kein vergessen des alliierten Bombenterrors – JN BW“. Robin Siener und ein weiterer Aktivist tragen das Transparent mit dem Schriftzug „Besatzer raus – kein deutsches Blut und kein Geld für die USA und Israel – Freies Netz Süd“. Zudem zeigen die Neonazis etliche schwarze Fahnen, teilweise mit den Ortsnamen Fürth, Nürnberg, Schwabmünchen und Schweinfurt /Haßberge. Andere Teilnehmer_innen des Aufmarsches tragen „Reichsflaggen“ und Frankenfahnen und eine Fahne mit dem gekreuzten Hammer und Schwert, einem ehemaligen Gaufeldabzeichen der Hitlerjugend .

Jürgen Schwab als Redner bei der Abschlusskundgebung.  Foto: Timo Mueller
Jürgen Schwab als Redner bei der Abschlusskundgebung. Foto: Timo Mueller
Während die Neonazis durch die Fürther Innenstadt laufen, rufen sie immer wieder „Aktion Widerstand, Rote raus aus unserem Land“, „Frei, sozial und national“, „Nationaler Sozialismus jetzt“ und „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“. Auf der Zwischenkundgebung spricht Kai Zimmermann zu den Anwesenden. Auf der Abschlusskundgebung hält Jürgen Schwab eine Rede. Die Neonazis verteilen Flugblätter, als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Sebastian Schmaus angegeben.

Obwohl knapp 300 Nazigegner_innen aus Nürnberg, Fürth und Erlangen zur Antirepressionsdemonstration nach Dresden gefahren sind, kommen schnell knapp 100 Menschen zusammen, um gegen den Naziaufmarsch lautstark zu protestieren. Antifaschist_innen, die an der Stadthalle eintreffen, werden vom bayerischen Unterstützungskommando (USK) eingekesselt und daran gehindert, ihren Protest kund zu tun.

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