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15. April 2016

Viechtach (Lkr. Regen). Neonazis des „Dritten Wegs“ führen in der Bayerwaldgemeinde eine Kundgebung gegen Geflüchtete durch. Gut 25 Personen versammeln sich ab 17.30 Uhr am Stadtplatz; etwas mehr als die Hälfte davon sind AnhängerInnen der Partei „Der III. Weg“ aus der Region, die übrigen TeilnehmerInnen sind weder als Neonazis bekannt noch szenetypisch gekleidet.

Neonazistische Kundgebung in Viechtach.  Foto: Jan NowakBei der Kundgebung sprechen Walter Strohmeier („Stützpunktleiter Ostbayern“, Lam), außerdem ein Neonazi, der als Aktivist der Partei aus dem Raum Deggendorf vorgestellt wird sowie Denis Hobmaier (Bad Griesbach). Die Veranstaltung verläuft weitgehend ereignislos, die TeilnehmerInnen wirken wenig motiviert.

Für Thomas E., einem 21-jährigen Anhänger der Partei aus der Region, dürfte die Kundgebung vorerst eine der letzten öffentlichen Neonaziaktivitäten sein. Nach einem Bericht der „Passauer Neuen Presse“ stand E. drei Tage zuvor vor dem Amtsgericht Viechtach. Anklage: im letzten Jahr soll E. in einem Café am Ort eine Gruppe Jugendlicher wegen antifaschistischer Slogans auf deren Kleidung als „Vaterlandsverräter“ und „Spasten“ beschimpft und einen von ihnen mit der Hand auf den Hinterkopf geschlagen haben. Das Verfahren wurde eingestellt, da E. dem PNP-Artikel zufolge bereits kürzlich unter anderem wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt wurde und sich aus der Tat höchstens zwei Monate Freiheitsstrafe ergeben hätten.
Anti-Antifa-Posting von Thomas E. bei facebook.  Screenshot: a.i.d.a.Gewalt gegen Antifaschist_innen scheint allerdings zum politischen Selbstverständnis von E. zu gehören: bereits im Juli 2014 verbreitete er via Facebook ein Banner mit dem Slogan „Support your local Anti-Antifa section“, das eine vermummte Person mit Sturmgewehr zeigt.

Am Rande der Kundgebung finden sich zusätzlich etwa 40 Schaulustige und SympathisantInnen ein, von denen etwa die Hälfte wiederholt Zustimmung zu den Inhalten der extrem rechten Kundgebung signalisiert. Einige dieser Zuschauer_innen vermitteln durch ihre äußere Erscheinung, beispielsweise das Tragen der in extrem rechten Kreisen beliebten Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ den Eindruck, aus dem subkulturellen Umfeld der Szene zu stammen; andere wirken wie biedere Bürger. In Teilen wirkt die Zustimmung seitens der Umstehenden wie durch die Partei „Der III. Weg“ orchestriert, so befinden sich unter den ZuschauerInnen beispielsweise auch langjährige Aktivist_innen des verbotenen „Freien Netz Süd“ bzw. direkt aus der Partei aus dem Lamer Winkel (Lkr. Cham).

Ebenfalls unter den ZuschauerInnen ist Tobias V. (Viechtach), ehemals Aktivist der „Freien Nationalisten Bayerwald“. Nach einem Artikel der „Passauer Neuen Presse“ wurde er im März 2011 wegen einer im November 2010 gemeinschaftlich begangenen Körperverletzung zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, sein damaliger Mittäter war Strohmeier. In zeitlicher Nähe zum Prozess wurde V. als „Aussteiger“ gehandelt. Von einem ernsthaften Distanzierungs- und Reflexionsprozess kann jedoch kaum ausgegangen werden, verbreitete er doch noch zweieinhalb Jahre nach dem Prozess via Facebook Fotos von sich selbst in neonazistischer Szenekleidung und machte im November 2015 Stimmung gegen Flüchtlinge. Während der Kundgebung trägt er ein Kapuzensweatshirt mit dem Aufdruck „Old School Streetfighter“, flankiert von Schlagringen und Baseballschlägern.

Nur wenige Meter von den Neonazis entfernt, versammeln sich hinter einer Polizeiabsperrung gut 350 Anwohner_innen und Antifaschist_innen aus der Region, um gegen die rassistische Kundgebung zu demonstrieren.

Die neonazistische Partei „Der III. Weg“ hatte bereits im September 2015 Flugblätter mit dem Titel „Asylflut stoppen – auch in unserer Region“ verteilt, wenige Wochen später tauchten neben einem mehrere Meter großen Hakenkreuz im Kiesbett des Stadtplatzes auch rassistische Plakate der Partei im Ort auf. Anfang Dezember wurde dann eine Fensterscheibe der Flüchtlingsunterkunft in der Petterstraße mit mehreren Steinen eingeworfen, zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich zwei Personen im Raum.

Siehe auch: Artikel der „Passauer Neuen Presse“ (Printversion) vom 17. März 2011 und vom 15. April 2016.

Redner Walter Strohmeier.  Foto: Jan NowakWeiterer Redner auf der Kundgebung in Viechtach.  Foto: Jan NowakDenis Hobmaier am Mikrofon. Foto: Jan NowakFlugblattverteilung am Rande der Kundgebung.  Foto: Jan NowakOrdnerin und Teilnehmer mit Schild der Neonazipartei 'Der dritte Weg' in Viechtach.  Foto: Jan Nowak

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