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13. Februar 2007

MÜNCHEN. Bereits im Dezember 2006 hatte Ronny Thomas („Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ Dresden, wohnhaft in München) an die Münchner Neonaziszene appelliert, auch in München unter dem Motto „Ein Licht für Dresden“ eigenständige Aktionen durchzuführen. Das hätte er sich sparen können, gibt es hier doch seit Jahren unter Leitung der bayerischen NPD-Funktionäre Roland Wuttke und Norman Bordin Jahr für Jahr am 13. Februar eine so genannte „Dresden-Mahnwache“.
Der diesjährige Aufruf der NPD Oberbayern zur „Mahnwache“ auf dem Marienplatz steht ganz offiziell unter dem Motto „Gedenken an den Bombenholocaust von Dresden“ gestellt und relativiert damit öffentlich die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden. „Die Täter bomben noch heute“ heißt es weiter und dass das Gedenken die „von den Besatzern installierte politische Klasse“ „demaskiere“. Das Kreisverwaltungsreferat dachte nicht einmal an ein Verbot und aus bürgerlichen Kreisen wurde nicht zu Protestaktionen auf. 35 Neonazis (neben Wuttke und Bordin waren u. a. Thomas Wittke, Michael Deuringer, Sebastian Glötzl und „Feldherren“-Schlagzeuger Aris D. sowie Felix Benneckenstein und die „Kameradschaft Erding“ gekommen) sammeln sich ab 18 Uhr in einem abgegitterten Teil auf dem Marienplatz.
Etwa hundert AntifaschistInnen aus München und aus einigen bayerischen Antifa-Gruppen verhindern jedoch fast vollständig eine Außenwirkung und durchkreuzen die von den Nazis intendierte Instrumentalisierung der Toten. Im Gedenken an die militärische Befreiung vom Faschismus und in Erinnerung an die Befreier wird rund um die Nazi-„Mahnwache“ eine Feier abgehalten: Mit Sekt, Tee, Häppchen, britischem Butler und viel von der Schokolade, die als die „feine englische Art“ gilt. Luftschlangen, Tröten, Fahnen, Transparente und die „Ten german bombers“-Gesänge begleiten dann ein kollektives Papierflieger-Falten (aus kopierten Royal-Air-Force-Flugblättern von 1945) und dann das koordinierte Werfen in Richtung der „Kameraden“. Nach der Hälfte der angemeldeten Zeit brechen die Neonazis die „Mahnwache“ entnervt ab und lassen sich von der Polizei zum Hauptbahnhof (Minderheit) bzw. zu einer Bierhalle in der Fußgängerzone (Mehrheit) geleiten.

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