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1. November 1999

Bad Reichenhall (Lkr. Berchtesgadener Land). Bei einem Attentat werden Karl-Heinz Lietz (54), Horst Zillenbiller (60), Ruth Zillenbiller (59) und Daniela Peyerl (18) ermordet.

In der Riedelstraße schießt der 16-jährige Täter kurz nach 12.00 Uhr mit drei Gewehren und einem Revolver aus dem Waffenarsenal seines Vaters aus den Fenstern des Elternhauses auf Nachbar_innen, Passant_innen und auf Patient_innen des benachbarten Krankenhauses. Außerdem ermordet er seine Schwester in der Wohnung. Neben den Toten gibt es fünf Schwerverletzte. Insgesamt gibt der Täter rund 50 Schüsse aus den vier scharfen Waffen ab. Rettungskräfte, die sich den Toten und Verletzten nähern wollen, werden ebenfalls von ihm beschossen. Der 16-jährige bringt sich anschließend selber um.

„Der Spiegel“ schreibt zwei Tage nach dem Attentat: „Offenbar mischte der 16-jährige Amokläufer Martin P. doch in der Neo-Naziszene mit“. Die Zimmer von Martin P. und seiner Schwester sind voll von NS-Devotionalien. Unter anderem hängt in Danielas Zimmer ein gerahmtes Hitlerbild, Martin hat am Kopfende seines Bettes ein Hakenkreuz und Wehrmachtssymbole an die Wand gemalt. In der ganzen Wohnung liegen Rechtsrock-CDs mit gewaltverherrlichenden Texten.

Die „Abendzeitung“ berichtet in einem Rückblick im Jahr 2019 über P.: „Den Ermittlungen zufolge hatte er sich für die Neonazi-Szene zu interessieren begonnen“.Der „Merkur“ schreibt in einem Beitrag über das Attentat: „Der Schüler, der kaum Freunde hatte und in der Schule gehänselt wurde, war ein Einzelgänger und galt als Waffennarr. Er klebte Nazi-Bildchen in sein Hausaufgabenheft, an der Wand in seinem Zimmer prangte ein Hakenkreuz. Warum er an diesem 1. November ausrastete, seine Schwester, drei weitere Menschen und sich selbst tötete, ist bis heute nicht geklärt“.

Bis heute wird bei der staatlichen, städtischen oder gesellschaftlichen Bewertung der Tat, die allgemein als „Amoklauf“ bezeichnet wird, der rechte Hintergrund des Täters ignoriert. Der „Spiegel“ hatte bereits zwei Tage nach dem Attentat über diese Linie berichtet: „Für den Traunsteiner Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese, der die Ermittlungen leitet, ist lediglich ‚klar, dass das Motiv in der Persönlichkeit des Täters liegt‘. Alkohol, Drogen oder auch eine mögliche Sympathie für rechtsradikales Gedankengut spielten ‚keine Rolle’“.

In Bad Reichenhall gibt es bis heute keine öffentliche Erinnerung an die Opfer und die Tat, z. B. mit einem Mahnmal oder einer Gedenkfeier am Jahrestag.

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