(CZ-) Praha. 150 Nazis kommen zu einem Aufmarsch in die tschechische Hauptstadt.
Die Versammlung der extrem rechten „Dělnická mládež“ („Arbeiterjugend“, DM) und der „Dělnická strana sociální spravedlnosti“ („Arbeiterpartei der sozialen Gerechtigkeit“, DSSS) unter dem Motto „Za sociální jistoty – proti reformám“ („Für soziale Sicherheit – gegen Reformen“) beginnt kurz nach 14.00 Uhr in einem schmalen Gässchen beim Wenzelsplatz (Na můstku).
Als Redner treten unter anderem der bayerische NPD-Funktionär Karl Richter (München) sowie NPD- und „Freies Netz Süd“ (FNS)-Führungsaktivist Simon Preisinger (Flossenbürg) auf. Der oberpfälzische NPD-Bezirksgeschäftsführer und FNS-Sympathisant Karsten Panzer (Plößberg), Alexandra R., FNS- und NPD-Aktivist Stefan H. (Tirschenreuth) sowie Detlef W., Aktivist der NPD und der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA) in München, begleiten Richter und Preisinger nach Prag.
Preisinger überbringt den Teilnehmenden die Grüße seines FNS-Kollegen Robin Siener (Cham). Siener war nach seiner rassistischen Rede beim Aufmarsch in Brno 2011 verhaftet worden, in diesem Jahr traut er sich nicht in die tschechische Republik und nimmt stattdessen am FNS-Aufmarsch im oberfränkischen Hof teil. Über das Motto des Hofer Neonaziaufmarsches („Zeitarbeit abschaffen!“) informiert auch Preisinger in seiner Rede: „Wir werden uns nicht davon abbringen lassen, zum Wohl unseres Landes über diese verbrecherischen und menschenverachtenden Taten zu informieren.“ „Gewerkschaften und etablierte Politiker“, so Preisinger, würden „unsere Völker ins Unglück“ führen.
Der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Karl Richter, dessen Eltern in Tschechien geboren wurden, würzt seine auf Tschechisch gehaltene Rede gegen Euro und EU mit Rassismus („Die Freiheit Europas ist die Freiheit der grenzüberschreitenden Kriminellen“) und Geschichtsrevisionismus: „Ausländische Mächte“ seien Schuld daran gewesen, dass sich „europäische Völker“ in der Vergangenheit gegenseitig bekämpft hätten. Richter bedankt sich zudem bei den „tschechischen Kameraden“, die die NPD in den letzten Jahren bei Wahlkämpfen „selbstlos unterstützt“ hätten und schließt seine Rede mit der Parole „es lebe die tschechische Nation, es lebe Deutschland“.
Zwischen den einzelnen Ansprache tritt der extrem rechte Liedermacher (und DSSS-Mitglied) Ladislav Budz auf. Um 16.00 Uhr beginnt der Aufmarsch der Neonazis über den Wenzelsplatz und die Vinogradská zum Platz „Jiří z Poděbrad“. Die Teilnehmenden rufen dabei unter anderem die Parolen: „Tschechien den Tschechen“ und „Zigeuner, geht arbeiten“.