Am 22. November 2025 plant der rechtsklerikale Verein „Christkönigtum e.V.“ ein Kampfsport-Treffen für Männer im Münchner „Elysium MMA“. Der Wuppertaler Verein, der seit Ende 2024 auch in München aktiv ist, ist deutlich mehr als das „römisch-katholische Laienapostolat“, als das er sich selbst darstellt.
Von Lina Dahm
„Schlachtreihen“ in Witten, Berlin – und nun München
Die Gruppe um Vereinsvorstand Gordon Haupt verbindet ein reaktionäres Männlichkeitsbild, traditionalistischen Katholizismus, Antifeminismus, medienwirksame Selbstdarstellung und eine gefährliche Politisierung von Religion.
Das angekündigte Münchner Training ist bereits das dritte Kampfsport-Treffen des Vereins innerhalb weniger Monate: Ende September 2025 hatte „Christkönigtum“ ein erstes Training im „Sports Gym“ in Witten (NRW) organisiert. Leiter dort war Gordon Haupt, ein ehemaliger Profi-Kickboxer, der früher unter dem Namen „The German Barbarian“ im Ring gestanden ist. Vor den rund 40 Teilnehmenden in Witten sprach Haupt von einem „brutalen Kampf“, gegen den man sich wappnen müsse. Dieser würde gegen die katholische Kirche, die Familie, die Werte des christlichen Abendlandes und „das Volk“ geführt. Man sei nicht weniger als „die Schlachtreihe Gottes“, so Haupt. Beim zweiten Training am 25. Oktober 2025 im „Sensei Kampfsport Gym“ in Berlin hatten etwa 20 Personen teilgenommen. Für das Treffen in München wirbt der Verein bereits seit Wochen in den sozialen Netzwerken – Mitte November zeigten sich knapp 30 Personen dafür interessiert.
Ziel dieser Treffen sei die „Stärkung der männlichen Gemeinschaft unter Katholiken“, erklärte Haupt offen. Man wolle sich „gegenseitig im Mannsein bestärken“ – eine Reaktion auf angebliche „mannigfaltige Probleme“ Deutschlands. Als Beispiele nannte er „falsche Religionen und Ideologien“, die mit dem katholischen Glauben unvereinbar seien.
Antifeminismus und Traditionalismus
Welche „falschen Ideologien“ der Verein damit meint, zeigt sich in seinen weiteren Aktivitäten. „Christkönigtum“ mobilisiert gegen CSD-Paraden, beteiligt sich regelmäßig an Demonstrationen organisierter AbtreibungsgegnerInnen, spricht sich offen gegen Ökumene, Modernismus, Liberalismus und gleichstellungspolitische Entwicklungen aus. Man erklärt den Pride Month für „dämonisch“, bezeichnet Pro-Choice-Positionen als „Häresie“ und den Islam diffamieren Vertreter pauschal als „Gefahr für unser Land“.
In München trat der lokale Ableger von „Christkönigtum“ seit Ende 2024 wiederholt öffentlich auf: zunächst mit kleineren Versammlungen und Gebeten sowie mit Aktionen gegen einen Infostand von Muslim*innen. 2025 beteiligten sich Mitglieder am „Marsch fürs Leben“ von Abtreibungsgegner_innen in München. Auch bei den bundesweiten „Märschen für das Leben“ in Köln und Berlin war die Gruppe vor Ort. Am 28. Juni 2025 organisierte der Münchner Ableger zudem einen Protest gegen den Christopher Street Day. Die Versammlung unter dem Motto „Kreuz statt Pride“ musste vorzeitig abgebrochen werden, da Versammlungsleiter Jeromé K. mutmaßlich ein Messer in seiner Gürtelschnalle mitführte.
K. ist einer der zentralen Akteure in München. Er forderte auf Instagram die Errichtung einer „Katholischen Monarchie“ auf Grundlage „göttlicher Ordnung“ und „natürlicher Hierarchie“. In einem Video vom September 2025 beklagte er „gotteslästerliche Schmierereien“ an Münchner Kirchen – und versuchte einen vorbeigehenden, muslimisch gelesenen Mann durch die Aussage zu provozieren, „verrückt gewordene Muslime“ würden „Leute in die Luft jagen“. Die Kirche müsse „verteidigt“ werden.
Schnelle Schnitte, viel Pathos: Medien als Kampfzone
Der Verein setzt stark auf mediale Inszenierung. Versammlungen, Aktionen und die Kampfsporttreffen werden stets gefilmt, um anschließend auf YouTube und in sozialen Netzwerken veröffentlicht zu werden. Die Ästhetik dieser Videos – schnelle Schnitte, pathetische Musik, heroische Selbstbeschreibungen – erinnert an Produktionen der extrem rechten „Identitären Bewegung“ oder der rechtsklerikalen Gruppe „Tradition, Familie, Privateigentum“.

In diesen Videos inszeniert sich „Christkönigtum“ als kämpferische, heroische Minderheit, die einen „Glaubenskrieg“ gegen angebliche „degenerierte Zustände“ führt. Die Online-Plattformen werden zu Bühnen, auf denen religiöse Frömmigkeit, Männlichkeitskult und politischer Kulturkampf strategisch miteinander verschränkt werden.
Anschlussfähigkeit über reaktionäre Männlichkeit
Mit den Kampfsporttreffen schafft „Christkönigtum“ ein niedrigschwelliges, identitätsstiftendes Angebot für insbesondere junge Männer: klare Feindbilder, körperliche Betätigung, Gruppendynamik und die Möglichkeit, sich – wie der Verein selbst sagt – „gegenseitig im Mannsein zu bestärken“.
Diese Mischung aus körperlicher Gewaltpraxis, religiös-fundamentalistischer Ideologie und Anschlussfähigkeit an extrem rechte bzw. traditionalistisch-konservative Milieus birgt ein erhebliches Radikalisierungspotenzial. „Christkönigtum“ zeigt beispielhaft, wie mittels Männlichkeitsmythen und martialischer Gemeinschaftserfahrungen Brücken zu militanten und zu extrem rechten Denkweisen gebaut werden können.
Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog „Antifeministische Allianzen“. Veröffentlichung hier mit freundlicher Genehmigung von Lina Dahm.

