Drücke "Enter", um den Text zu überspringen.

Neonazis kaufen Gasthof in Oberfranken

Die Nutzung der Immobilie

Am Samstag, 12. Juni 2010 feierten nordbayerische Neonazis aus den Kreisen von „Hammerskins Franken“ und „Freies Netz Süd“ die erste Party im neuerworbenen, eigenen Gebäude. Etwa vierzig bis fünfzig Neonazis drängten sich in und vor der braunen Gaststätte. Zum Ende der Feier hin, gegen fünf Uhr morgens, lagen junge Neonazis betrunken an der Straße.

Der ehemalige Gasthof „Restaurant zum Egerländer“ besteht aus einem kleinen Saalanbau, der Gaststube, aus etwa acht ehemaligen Gasthofzimmern und Garagen. Außerdem verfügt das dicht eingewachsene Gebäude noch über einen kleinen, uneinsehbaren ehemaligen Biergarten. Für große Konzerte und Open-Air-Events wie den neonazistischen „Frankentag“ dürfte dem Ensemble ein ausreichend großer Außenbereich fehlen. Eignen dürfte sich der erworbene Gasthof jedoch für neonazistische Parties, Liedermacherabende, kleinere Rechtsrock-Konzerte und Schulungsveranstaltungen. Für den kommenden Samstag, 26. Juni 2010 wird in der nordbayerischen Neonaziszene derzeit konspirativ zu einer „Sonnwendfeier“ mobilisiert. Dass diese ebenfalls in Oberprex stattfindet, ist wahrscheinlich.

Ehemaliger Biergarten des Restaurants Zum Egerländer.  Foto: Robert Andreasch
Ehemaliger Biergarten des Restaurants Zum Egerländer. Foto: Robert Andreasch

Das Schweigen der Behörden

Nicht einmal 100 Menschen wohnen in der zur Gemeinde Regnitzlosau gehörenden Siedlung Oberprex. Das Dorf ist so klein, dass es über keine Straßennamen verfügt. Die Gemeinde hat die Grundstücke durchnummeriert, das „Restaurant zum Egerländer“ hat die Nummer 47. Von hier, von ihrer in direkter Nähe zur tschechischen Grenze gelegenen Infrastruktur aus, werden die Neonazis in Ruhe ihr Netzwerk festigen wollen.

Die Menschen in Oberprex zeigten sich gegenüber a.i.d.a. schockiert über ihre neuen „Nachbar_innen“. Eine ältere Frau rief den Journalist_innen zu: „Wir wollen die Rechtsradikalen nicht haben!“ Verwundert sind die Anwohner_innen in Oberprex über das Nicht-Eingreifen der Behörden: „In Warmensteinach so ein Wirbel und hier nichts dergleichen“ heißt es im Dorf. Offenbar hatte niemand in den Behörden die Gemeindeverantwortlichen vor den braunen Kaufabsichten gewarnt. Bis heute haben Polizei und Verfassungsschutz die lokale und überregionale Öffentlichkeit nicht informiert, das Polizeipräsidium Oberfranken verweigerte die Beantwortung einer Anfrage.

Es wäre möglich gewesen, dem „Freien Netz Süd“ diesen Immobilienerwerb zu verunmöglichen oder zumindest zu erschweren. Diese Chance ist durch das Verhalten der Behörden vertan worden. Die Umtriebe der nordbayerischen Neonazis in Oberprex zu unterbinden, wird nun einen langen Atem erfordern.

 

Seiten: 1 2

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen