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Applaus für Rassismus, Antisemitismus und NS-Verherrlichung

Programm und Reden

Mit einiger Verspätung eröffnete Patrick Schröder (Mantel), Landesorganisationsleiter der NPD und Betreiber des neonazistischen Internetradios „Radio FSN“, das Programm. Beim anschließenden Redebeitrag des Landesvorsitzenden Ralf Ollert (Nürnberg) verließen auffällig viele TeilnehmerInnen den Saal.

Die NPD-Aktivisten Franz Salzgeber und Ralf Ollert in Buchhofen.  Foto: Jan Nowak
Die NPD-Aktivisten Franz Salzgeber und Ralf Ollert in Buchhofen. Foto: Jan Nowak

Besser kam der Fraktionsvorsitzende der NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs (Lübtheen), an. Dieser referierte auf der Bühne über die Notwendigkeit eines klar definierten Freiheitsbegriffs für die nationale Bewegung und landete dabei schon nach wenigen Minuten bei Adolf Hitler. Dieser hätte „ganz genau gewusst, wo man die Schrauben ansetzen muss, um jenen die Verfügungsgewalt über das Kapital zu entziehen zu können“, die einem ‚undeutschen‘ Freiheitsbegriff anhängen würden. Im weiteren Verlauf seiner Rede beklagte Pastörs  die „Überfremdung“ des Landes, bezeichnete die Politik der Niederlande während des 2. Weltkrieges als „Verrat an der weißen Rasse“ und nannte die extrem rechte „Pro Bewegung“ einen „Blitzableiter der multikulturellen Gauner, die ein Interesse daran haben, dass wirklicher Nationalismus in Deutschland keinen Platz bekommt“. Seine kürzlich im Landtag getätigte Aussage, dass „die Bekämpfung und Ausmerzung des jüdischen Bolschewismus eine gute Idee gewesen ist“, bekräftigte Pastörs erneut. Diese Aussagen kamen beim Publikum gut an, häufig wurde Pastörs Redebeitrag gerade bei den besonders offen rassistischen, antisemitischen und NS-verherrlichenden Phrasen durch Applaus und Zurufe unterbrochen.

Neben Pastörs sprachen noch der JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer (Wernigerode), Parteichef Udo Voigt (Berlin) sowie der Bundespräsidentschaftskandidat der NPD, der neonazistische Liedermacher Frank Rennicke (Altengreuth). Letzterer konnte bei den ZuhörerInnen ebenfalls mit kaum getarnter antisemitischer Hetze punkten. Rennickes Aussagen verdeutlichten die Virulenz von antisemitischen Verschwörungstheorien innerhalb der neonazistischen Rechten. O-Ton Frank Rennicke: „Schuld tragen diejenigen, die von Heuschrecken und Finanzspekulanten reden, aber diese nicht beim Namen nennen wollen. Nicht nur Udo Pastörs möchte gerne diese Leute beim Namen nennen. Und liebe Freunde, ich würde Sie auch beim Namen nennen. Aber ich möchte die Zelle von Ernst Zündel, die gerade frei geworden ist, morgen früh nicht beziehen. Nur so viel: Es sind nicht die Norweger, garantiert nicht die Norweger, die uns hier bescheißen.“

Rennicke lieferte auch den ersten musikalischen Beitrag des Tages, gefolgt vom „Liedermacher“ Fylgien, bürgerlich Sebastian Döhring (Berlin). Später am Abend spielten noch die „Southern White Punks“, eine bisher nicht in Erscheinung getretene Band, die aus Bayerisch-Schwaben kommen soll. Deren Auftritt währte allerdings nur kurz, nach wenigen Liedern musste die Musik um 22 Uhr eingestellt werden.

Das Publikum

Viele Spektren der neonazistischen Rechten waren an diesem Tag anwesend, dominant waren jedoch die Gruppen der älteren Parteimitglieder einerseits, sowie von der Skinheadsubkultur beeinflusste jüngere Neonazis andererseits. Eine größere Gruppe von rechten Skinheads reiste aus München und Umland, einige trugen die einheitlichen T-Shirts der Kameradschaft „Nationale Solidarität Bayern“ (NSB) aus dem Münchner Umland oder die Lederkutten der „Jagdstaffel Süd“(Bad Tölz). Auch viele der aus der niederbayrischen Provinz angereisten jungen Rechten drückten ihre Gesinnung durch Kleidung aus. So waren neben T-Shirts der „Crew 38“ (aus dem internationalen Hammerskin-Netzwerk) auch zahlreiche Aufdrucke von Rechtsrockbands wie „Skrewdriver“, „Die Lunikoff-Verschwörung“, „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ oder martialische Bekenntnisse wie „Racewar“ und „Todesstrafe für Kinderschänder“ zu sehen. Auffällig war ein im Zusammenhang mit der Fußball WM stehender Trend zu Kleidungsstücken mit kolonialrassistischen Bezügen. Eine Reihe von Besucher_innen trugen T-Shirts mit Aufdrucken wie „Heia Safari – Am Kap der guten Hoffnung werden wir Weltmeister sein“ oder „Reichskolonialmeister 2010“

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Ein Teil des Publikum trug martialische T-Shirts  Foto: Jan Nowak
Ein Teil des Publikum trug martialische T-Shirts Foto: Jan Nowak

Auffallend war auch eine starke Beteiligung von Neonazis aus Österreich, es parkten zahlreiche Autos mit Kfz-Kennzeichen aus der benachbarten Alpenrepublik auf dem von den Neonazis als Parkplatz genutzten örtlichen Raiffeisengelände. Aus der Schweiz war Philippe Eglin angereist, Leiter der Basler Sektion der „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS). Eglin fiel zuletzt am 1. Mai 2010 bei einer Neonazidemonstration in Schweinfurt durch eine NS-verherrlichende Aussage auf: „Ich höre von vielen Nationalisten, heute ist fünf vor Zwölf, doch dies stimmt nicht. Vor 20 Jahren war fünf vor Zwölf, jetzt ist Fünf Uhr fünfundvierzig und wir wissen genau, was zu dieser Zeit gemacht werden muss“.

Angesichts des angelockten Publikum war es wenig verwunderlich, dass sich kaum „normale“ BürgerInnen auf das Fest verirrt hatten. Ein Mittvierziger, angereist mit dem PKW einer lokalen KfZ-Werkstatt, stellte an diesem Tag die Ausnahme dar.

Spärliche Proteste gegen das Neonazitreffen

Proteste gegen den sich etablierenden neonazistischen Veranstaltungsort wären dringend notwendig. . Doch nichteinmal die Sorge um das Ansehen des Ortes (bei der Eingabe des Suchbegriffs „Buchhofen“  schlägt google mittlerweile schon automatisch die Kombination mit dem Begriff „NPD“ vor) konnte mobilisierend auf die in Buchhofen und der Region lebenden Menschen wirken. Nur hundert Meter vom Veranstaltungsort der Neonazis entfernt fand zwar eine Gegenveranstaltung gegen den NPD-„Bayerntag“ statt. Nur wenige Buchhofer_innen fanden allerdings den Weg zum Fest, bei dem Bands spielten und es neben Getränke- und Grillständen auch zahlreiche Infostände von Vereinen, Parteien und Initiativen gab.

 

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