Der ursprünglich für Cham angekündigte "Bayerntag" der NPD soll nun definitiv in Regensburg stattfinden. Nachdem sowohl Kauf- als auch Mietvertrag der NPD für das Gelände in Cham scheinbar geplatzt sind, soll das "Fest" der extrem rechten Partei nun in Regensburg am sogenannten "Rockzipfel", der östlichen Spitze der Insel Stadtamhof, an der Donau und Regen zusammenfließen, stattfinden. Unter dem Motto "Good morning Cham – the weather is changing" haben AntifaschistInnen über den versuchten Immobilienkauf der NPD in Cham informiert und dagegen mobilisiert. Nun rufen sie zu antifaschistischen Gegenaktivitäten in Regensburg auf. Von 11 bis 13 Uhr findet eine Kundgebung mit Redebeiträgen am Neupfarrplatz statt, im Anschluss daran besteht die Möglichkeit auf dem Christopher-Street-Day unter dem aus aktuellem Anlass erweitertem Motto "Bunt gegen Braun" zu protestieren oder an der Dauerkundgebung ab 14 Uhr am Donaumarkt teilzunehmen.
Im folgenden dokumentieren eine Presseerklärung der antifaschistischen Kampagne "Good morning Cham – the weather is changing":
weather is changing
Da der NPD-Bayerntag, ein Nazi-Sommerfest zu dem mehrere hundert Neonazis erwartet werden, nun nicht wie geplant in Cham statt finden kann, hat der NPD-Kreisvorsitzende Willi Wiener eine Kundgebung unter dem Motto „Schluss mit der Repression gegen legale Parteien“ angemeldet. Am sog. "Rockzipfel" sollen neben den Redebeiträgen von z.B. dem NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt auch rechtextreme Bands wie z.B. die Blood&Honour nahe NS-Folk-Band "Asynja" aus Schweden oder "Burning Hate" aus Franken auftreten.
Obwohl diese Veranstaltung als das größte Nazi-Event in Bayern eingeschätzt werden muss, gibt es in Regensburg keine größere öffentliche Debatte. Nach den zwei großen Neonazi-Demonstrationen in Dezember 2005 scheinen derartige Ereignisse immer noch keine tieferreichende Auseinandersetzung mit dem Thema Neonazismus zu bewirken. Eine gewisse Normalität hat sich eingestellt.
Der Bauzaun in Cham um das von der NPD anvisierte Gelände konnte den Bayerntag an diesem Ort verhindern. An der eigentlichen Situation in Cham ändert das leider nicht viel. Auch ohne Volksfest ist die Naziszene in und um Cham stark und gut organisiert. Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passen, werden bedroht und angegriffen.
Die Erkenntnis des Chamer Bürgermeisters, dass die Taktik des Ignorierens nicht wirksam gegen Neonazis ist und der daraufhinfolgende Entschluß eine Kundgebung durchzuführen an der bis zu 7000 Menschen teilnahmen, machte zunächst einen positiven Eindruck.
Dieser Eindruck wurde jedoch im Hinblick auf einige Umstände der Veranstaltung stark getrübt. Redebeiträge der Lagergemeinschaft Dachau und der Sudetendeutschen Landsmannschaft wurden beide mit Verweis auf den "ganz besonderen Bezug zum Nationalsozialismus" angekündigt. Diese Gleichstellung von Täter und Opfer wurde noch durch die Rede der Sudetendeutschen Landsmannschaft gekrönt – ohne Protest durfte von Menschen "anderer Nationen und Rassen" gesprochen werden, gefolgt von einer Gleichstellung des Nationalsozialismus mit "dem Kommunismus".
Auch durch andere Redebeiträge und getragene Transparente wurde deutlich, dass die deutsche Gemeinschaft in Cham Neonazis als NestbeschmutzerInnen empfindet. Im Rahmen der Konjunktur des sich für die Opfer der rechten Gewalttaten Interessierens durfte dann auch mal "der Türke am Imbiss um die Ecke" dazugehören. Dass – zurück im Alltag – Deutschland eine Kategorie ist, die dafür verantwortlich ist, dass täglich Menschen, die als nicht deutsch definiert werden, permanent ausgegrenzt und abgeschoben werden, bleibt unerwähnt.
Nazis setzen oftmals nur das um, was an den Stammtischen und am heimeligen Essenstisch gedacht und erzählt wird. Das Schlimme an Nazis ist daher nicht, dass sie Deutschland, Cham, Regensburg oder die WM in schlechtem Licht erscheinen lassen und damit potentielle Investitionen und TouristInnen verschrecken, das Schlimme an Nazis ist und bleibt, dass sie Menschen bedrohen und totschlagen, dass sie den Holocaust leugnen und sich nach einem aus der Vergangenheit bekanntem "Deutschland nur für Deutsche" sehnen.
Cham ist eine Stadt, in der Nazis sich sicher fühlen können, sonst gäbe es Sie nicht so zahlreich, sonst würden Sie nicht derart aggressiv auf alles Fortschrittliche und Unbekannte reagieren, sonst würden sie nicht versuchen, für über eine Million Euro eine Immobilie zu kaufen.
Regensburg ist eine Stadt, die zunehmend zu einem bayernweiten Aufmarschort für Neonazis avanciert. Die Erkenntnis der Notwendigkeit Neonazis zu widersprechen veranlasste Bürgermeister Gerhard Weber für September 2006 eine Demonstration gegen Extremismus zu organisieren. Die konkrete Wirkung der langfristig geplanten Veranstaltung darf mit großem Interesse erwartet werden.
Um aufzuzeigen, dass Neonazis niemals unkommentiert und ungestört handeln dürfen, wird es am Samstag von 11-13 Uhr eine Kundgebung mit Redebeiträgen am Neupfarrplatz geben. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit auf dem Christopher-Street-Day unter dem aus aktuellem Anlass erweitertem Motto "Bunt gegen Braun" zu protestieren oder bei der Dauerkundgebung ab 14 Uhr am Donaumarkt der Neonazi-Idylle am Rockzipfel näher zu kommen.
Einer Erkenntnis können mehrere Erkenntnisse folgen. Machmal bedarf es dazu einer Anmahnung. Diese wird es wie geplant am 17. Juni – nun eben in Regensburg – geben.
Info und Kontakt:
changing-weather (at) gmx.de
www.changing-weather.de.tt
www.unplugged.nonazis.net [im aufbau]