Nürnberg. Die „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern“ (RIAS Bayern) berichtet am 25. April 2023 auf Facebook im Nachhinein von einem antisemitischen Vorfall:
„Am 9. April fand ein Besucher an der ‚Ehrenhalle‘ auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ein zerissenes Exemplar des Buches ‚Jüdische Witze‘ von Salcia Landmann. Einzelne Buchblätter waren breitflächig auf dem Boden verteilt. Die jüdische Schweizerin Salcia Landmann war eine erfolgreiche Journalistin und Schriftstellerin, ‚Jüdische Witze‘ wurde in den 1960er-Jahren zum Bestseller und erschien in verschiedenen Sprachen.
Von 1933 bis 1938 wurden in Nürnberg die Reichsparteitage der NSDAP abgehalten. Die Massenveranstaltungen sollten das deutsche Volkszugehörigkeitsgefühl und den Führerkult stärken. 1935 verkündete hier der NS-Propagandaminister Goebbels die ‚Nürnberger Rassengesetze‘, die als juristische Grundlage für die Entrechtung, Verfolgung und schließlich Ermordung der Juden dienten.
Auf dem Reichsparteitagsgelände befindet sich auch der Bahnhof ‚Märzfeld‘. Von hier aus wurden ab 1941 tausende nordbayerische Jüdinnen und Juden in die osteuropäischen Vernichtungslager und Ghettos deportiert. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund stellt das Verteilen von Buchseiten mit ‚jüdischen Witzen‘ an diesem Ort eine Verhöhnung der Opfer der Schoah dar.“