München. Am 4. Mai 2015 hatte ein Mann im Rahmen einer psychischen Krankheitsepisode das hölzerne Kruzifix am Sendlinger Tor beschädigt. Als Reaktion darauf meldet Stefan B., in vorgeblich rein „privater Initiative“, eine Protestkundgebung für den 8. Mai 2015 an.
Am Abend versammeln sich vor allem bekannte Akteur_innen aus den rechten Spektren Münchens, darunter Stefan Ullrich („Deus Vult“), Christian K. („German Defence League München“) sowie die rechtspopulistischen „Die Freiheit“-Aktivist_innen Maria Frank, Michael Stürzenberger, Christian Holz, Rolf H. und Dan M. Zwei Männer, die zuletzt an der neonazistischen „Reinhold Elstner-Mahnwache“ und der neonazistischen Kundgebung gegen die Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums teilgenommen hatten sowie „Pegida München“/“BAGIDA“-Anmelderin Birgit Weissmann sind auch zeitweise vor Ort.
Die Versammelten instrumentalisieren die Sachbeschädigung, um Stimmung gegen Muslime und Migrant_innen zu machen: Direkt am Kreuz wird ein Schild „Achtung! Was heute mit dem Kreuz passiert, könnte morgen schon ein lebendiger Christ sein!“ angebracht und am Boden werden Papiere mit rassistischen Aufschriften ausgelegt:
– „Kreuzschändung am Sendlinger Tor! Ein Türke riss vergangenen Samstag mit einem Küchenmesser diese Jesusfigur vom Kreuz!“
– „Besorgte Christen fragen: Wieso zerstören uns fremde Kulturen? Trotz Weltoffenheit & Willkommenskultur?“
– „Besorgte Christen fragen: Globalisierung = Angriff auf unsere Kultur?“
Noch am selben Abend veröffentlicht Michael Stürzenberger auf dem rassistischen Online-Portal „PI-News“ einen Artikel über die „Mahnwache“. Darin schreibt er über die Sachbeschädigung am Kreuz: „Mit solchen scheinbar ‚wirren‘ Aktionen machen sich die ersten Anzeichen des beginnenden Dschihads bemerkbar“. Als Hintergrund der rechten Versammlung gibt er an: „Heute fand eine Mahnwache vor dem geschändeten Kreuz statt, um vor den Gefahren des Islams zu warnen“.
In den „Münchner Kirchennachrichten“ des katholischen Bistums München/Freising wird die Versammlung kritisiert: „Das während der Mahnwache verteilte Flugblatt spricht von einem ‚Kulturzerstörer-Import‘ und stellt die Wirksamkeit des bisherigen interreligiösen Dialogs infrage (…) Da erscheint die Kruzifixschändung dann schnell als willkommener Anlass, einmal kräftig hinzulangen und ohne groß zu unterscheiden, den Islam und die Globalisierung, Fremde und Flüchtlinge zu dämonisieren.“ Siehe auch: Artikel auf www.muenchner-kirchennachrichten.de vom 8. Mai 2015.