München. Am Jahrestag des neofaschistischen Oktoberfestattentats (26. September 1980) verteilen gegen 21.45 Uhr fünf Neonazis aus den Kreisen des bayernweiten Kameradschaftsdachverbands „Freies Netz Süd“ (FNS) bzw. der „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“ (BIA) am Mahnmal für die Opfer des Anschlags, d. h. am Eingang zur Wiesn (dem Attentatsort), Flugblätter des FNS. Obwohl Besucher_innen und Antifaschist_innen die vor Ort befindliche Polizei auf die Neonazis aufmerksam machen, werden die Beamt_innen nicht gegen die neonazistische Provokation aktiv.
Das FNS veröffentlicht am 30. September 2012 einen Aktionsbericht über die Flugblattverteilung auf seiner Webseite.
Die FNS-Flugblätter („Argumente statt Verbote – Kampf der Kriminalisierung durch das System“) thematisieren das in Niedersachsen vollzogene Vereinsverbot gegen die Neonazi-Gruppierung „Besseres Hannover“. Außerdem solidarisieren sich die Neonazis des „Freies Netz Süd“ im Text mit ebenfalls von Verboten betroffenen militanten Neonazis in Dortmund sowie mit dem Holocaustleugner Horst Mahler, dessen Straftaten sie verharmlosen (Zitat: „Der Rechtsanwalt Horst Mahler sitzt zur Zeit eine zwölfjährige Haftstrafe ab, nur weil er öffentlich nicht herrschaftskonforme Meinungen vertritt“). Obwohl die nationalsozialistische Ideologie eigentlich keinerlei Begriff von „Klasse“ kennt oder duldet, heißt es zum Schluß in dem etwas wirren Pamphlet: „Wir fordern die herrschende Klasse in diesem System deshalb auf, die Gesinnungsjustiz und Verfolgungsmaßnahmen gegen nationalgesinnte Deutsche endlich zu stoppen“.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts für die Flugblätter des „Freien Netz Süd“ ist der in München lebende frühere Aachener Neonazi Daniel Thönnessen.
Im Februar 2011 wurde Thönnessen, der sich aktuell auch für die BIA München von Stadtrat Karl Richter engagiert, wegen „Vorbereitung von Explosionsverbrechen“ (Bau von Sprengsätzen) und antisemitischen Drohungen zu einer Haftstrafe verurteilt. Zusammen mit anderen Neonazis hatte er u. a. „Den Juden den Gashahn aufdrehen“ auf eine Mauer am jüdischen Friedhof gesprüht. Weil Thönnessen dem Aachener Langericht eine Lüge von seinem angeblichen „Ausstieg“ auftischte, wurde die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt; „Aussteiger“ Thönnessen zog nach München, wo er schon bald wieder bei den Neonazis der „Kameradschaft München“, der BIA und der NPD auftauchte.