Grafing (Lkr. Ebersberg). An der Mühlenstraße soll eine Unterkunft für 40 Geflüchtete errichtet werden. Sofort erhebt sich in der Nachbarschaft heftiger Protest. 20 Bürger_innen tauchen bei der Immobiliengesellschaft auf, 50 Anlieger_innen laufen ins Grafinger Rathaus, um dort bei der Bürgermeisterin zu protestieren.
Der massive Druck der Bürger_innen hat Folgen: die Immobiliengesellschaft zieht bei der Bauausschusssitzung am 26. Januar 2016 ihren Bauantrag für die Geflüchtetenunterkunft zurück. „Wir wurden aufs Äußerste bedrängt, diesen Antrag fallen zu lassen. Wir können nicht gegen den Willen der Bevölkerung bauen“ sagt der Firmensprecher zum lokalen „Merkur“. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert ihn mit den Worten: „Uns ist massiver Widerstand aus der Nachbarschaft entgegengeschlagen – so machen wir nicht weiter“ und „Wenn es keine Zeichen gibt, dass in Grafing wieder der christliche Glaube gelebt wird, dann nicht.“
An der Bauausschussitzung des Stadtrates nehmen zwei Dutzend Grafinger_innen teil. Sie pöbeln – trotz des zurückgezogenen Bauantrags – noch weiter die versammelten Stadträt_innen und Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayer (Grüne) an. Ein Besucher bezeichnet den SPD-Stadtrat Franz Frey, der an die „mitmenschliche Kultur des christlichen Abendlandes“ und das Auftreten des Papstes in Lampedusa erinnert hatte, als „christlichen Volldeppen“, ein anderer droht mit einer „Fotz’n“, andere schreien Schimpfwörter.
Schon als zuvor der Tagungsordnungspunkt zu einer weiteren Geflüchtetenunterkunft (Schammacher Feld) behandelt wurde, war die Situation fast eskaliert. Eine erregte Frau, die die SItzung störte, musste sogar des Saales verwiesen werden. Quellen: Artikel des „Merkurs“ (Online-Version, www.merkur.de) vom 27. Januar 2016 und der „Süddeutschen Zeitung“ (Online-Version, www.sueddeutsche.de) vom 27. Januar 2016.