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25. April 2011

Karl-Heinz Statzberger (m.) und Thomas Schatt (hinten r.).  Foto: ZOG
Karl-Heinz Statzberger (m.) und Thomas Schatt (hinten r.). Foto: ZOG
München. Zur jährlichen „Gedenkwache“ für den Holocaustleugner Reinhold Elstner, der sich 1995 vor der Feldherrnhalle selbst verbrannt hatte, versammeln sich ab 19.30 Uhr (Anmeldung: ab 20.00 Uhr) 60 Neonazis aus ganz Bayern auf dem Marienplatz. Wie üblich zeigen sie die Banner „Reinhold Elstner – Dein Tod ist uns Fanal!“, „Tot sind nur jene, die vergessen werden – Freies Netz Süd“ und „Wir kämpfen für euch – Kameradschaft München – Freies Netz Süd“ sowie ein neues Transparent des „Freien Netz Süd“ (FNS): „‚DEUTSCHES VOLK in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und in aller Welt, WACHE ENDLICH AUF!‘ Reinhold Elstner“.

Im Vorfeld hatten der NPD-Bezirksverband Oberbayern unter Roland Wuttke und der bayerische Neonazi-Dachverband „Freies Netz Süd“ (FNS) mobilisiert. Im Aufruf der NPD Oberbayern hieß es über Elstner: „Die Entscheidung für seinen Freitod traf er ganz allein. Den Tod über das Leben zu stellen und damit ein Fanal auszusenden zeigt die Größe der deutschen Seele. (…) Sein Opfer war nicht vergebens …“

Anwesend sind am Abend neben Anmelder Roland Wuttke (Mering) und dem NPD-Kreisvorsitzenden von Freising, Björn-Christopher Balbin (München) zahlreiche Führungskader des neonazistischen Dachverbands „Freies Netz Süd“. Unter anderem sind die seit Jahren führenden Aktivist_innen Norman Kempken (Nürnberg), Kai Zimmermann (Fürth), Matthias Bauerfeind („Kameradschaft Main-Spessart“, Himmelstadt), Benjamin Boss („Nationaler Widerstand Amberg“), Heiko Schiederer („Nationales Bündnis Niederbayern“, Kirchroth) und Mike „Ede“ Edling („Freie Kräfte Landau-Dingolfing“, Landau) angereist.

Martin Wiese tritt wieder in der Öffentlichkeit auf.  Foto: Robert Andreasch
Martin Wiese tritt wieder in der Öffentlichkeit auf. Foto: Robert Andreasch

Aus München nehmen führenden Aktivist_innen der meisten lokalen Kameradschaften teil, unter anderem Christian Adams („Kraken München“), Sven Grams (bisher „Freie Nationalisten München“) und Stefan Reiche („Jagdstaffel D.S.T.“).

Die „Kameradschaft München“ ist mit ihren wichtigsten Aktivist_innen Thomas Huber (Garching), Karl-Heinz Statzberger (Unterschleißheim) und Thomas Schatt (Feldmoching) anwesend. Dies ist besonders deswegen interessant, da die wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ nach §129a verurteilten Schatt und Statzberger infolge einer Führungsauflage untereinander einem Kontaktverbot unterliegen. Die anwesenden Polizeibeamt_innen kümmert dieser Verstoß nicht, auch nicht, als mit Martin Wiese (Geisenhausen) auch der einstige Rädelsführer der rechtsterroristischen „Kameradschaft Süd“ gegen Ende der „Gedenkwache“ erstmals wieder bei einer Kundgebung öffentlich in Erscheinung tritt. 

Hausbesuch mit Sturmgewehr. Martin Wieses Gesprächspartner.  Foto: Robert Andreasch
Hausbesuch mit Sturmgewehr. Martin Wieses Gesprächspartner. Foto: Robert Andreasch
Dass Wiese infolge Führungsauflagen seit seiner Entlassung aus der JVA Bayreuth im August 2010 ebenfalls einem Kontaktverbot gegenüber Karl-Heinz Statzberger und Thomas Schatt unterliegt, die nur wenige Meter von ihm entfernt in der „Gedenkwachen“-Formation stehen, scheint weder ihn noch die Polizei zu interessieren. Von einigen Neonazis wird Wiese ziemlich ehrfürchtig begrüßt, er selbst brüllt einem Journalisten über die Absperrgitter wüste Drohungen zu: „…, Dich kriege ich noch! Dich mache ich fertig!“

Anti-Antifa-Aktivisten dokumentieren die Gegendemonstrant_innen.  Foto: Robert Andreasch
Anti-Antifa-Aktivisten dokumentieren die Gegendemonstrant_innen. Foto: Robert Andreasch
Die seit vielen Jahren bekannten Anti-Antifa-Aktivisten Kai Zimmermann (Fürth), Martin Aas (Geiselhöring) und Sebastian Schmaus (Nürnberg) filmen und fotografieren akribisch die 200 Gegendemonstrant_innen, die sich an den doppelreihigen Absperrgittern einfinden. Deren lautstarker Protest gefällt nicht allen: Die Polizei beschlagnahmt einen kleinen Ghettoblaster. Kurz nach 21 Uhr kommt es am Ende der „Gedenkwache“ zu einem Ausbruchsversuch einiger Neonazis aus der abgeschirmten Kundgebung, ein paar Neonazis laufen auch in die Menge der Gegendemonstrant_innen hinein, wo sie jedoch sofort wieder rausgedrängt werden. Die Polizei begleitet die Neonazis ins Marienplatz-Zwischengeschoß, verhindert jedoch nicht, dass es dort noch zu vereinzelten Angriffsversuchen auf Antifaschist_innen kommen kann. Bis die Neonazis schließlich mit S-Bahnen Richtung Hauptbahnhof abfahren, grölen sie noch gemeinsam gewaltverherrlichende Parolen: „Linkes Gezeter – Neun Millimeter!“.

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