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23. November 2011

Grafing (Lkr. Ebersberg). In der Nacht zu Mittwoch, 23. November 2011, bringen Unbekannte riesige neonazistische Sprühereien in Grafing an. Die attackierten Gebäude sind das Grafinger Gymnasium (Jahnstraße) und ein Gebäude in einem ganz anderen Stadtteil, nämlich das „Stadionstüberl“ am Grafinger Sportzentrum (Am Stadion).

Am Gymnasium werden auf mehrere Fassadenteile sowie Wände und die Decke eines Durchgangs große Parolen in schwarzer und grüner Farbe gesprüht, u. a. „Tod den Moslems“, dazu werden viele Hakenkreuze, eine im NS verwendete „Wolfsangel“-Rune und Doppel-Sig-Runen der SS angebracht. Auf die Außenwände des „Stadionstüberls“ werden riesige neonazistische Drohungen gesprüht, u. a. „Vergast alle Juden“, „Tod den Ausländern“, „Sieg Heil“, „Heil dem Führer“, drei große Hakenkreuze, Doppel-Sig-Runen, „88“, und „Dem deutschen Volke“. Die Täter_innen haben dazu offenbar noch in den Straßen „Am Feld“, „Schlosserbreite“ und „Am Schönblick“ Briefkästen beschädigt und mit derselben grünen Farbe besprüht. Laut Polizei beläuft sich der Sachschaden auf 5000 Euro.

Die Leiterin der Grafinger Mittelschule (die gegenüber des beschmierten Sportzentrums liegt), Susanne Böhm, erzählt dem „Münchner Merkur“, ihre Schüler_innen seien „heute Morgen total geschockt“ gewesen. Fünftklässler mit Migrationshintergrund hätten gefragt, „ob sie jetzt Angst haben müssten“. Aus Protest über die neonazistische Aktion finden sich in Grafing über 1400 Schüler_innen noch am selben Tag zu einem spontanen Protestmarsch sowie zu einer Menschenkette in der Jahnstraße zusammen, an einer anschließenden Kundgebung im Schulhof beteiligen sich auch alle Lehrer.

Die Kriminalpolizei Erding verharmlost die Tat gegenüber der „Süddeutschen Zeitung als eine eventuelle „Mutprobe“: „Was das Motiv und die Täterschaft angeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch alles möglich – von der Mutprobe einiger Jugendlicher bis zur geplanten Aktion von Leuten, die in der Szene ordentlich verwurzelt sind.“

Die neonazistische „Kameradschaft München Nord“ schreibt wenige Tage später auf ihrer Homepage, die vom als Rechtsterroristen verurteilten Martin Wiese („Freies Netz Süd“) presserechtlich verantwortet wird, über das Geschehen in zynischen Ton: „Allerlei Buntes und Spontanes aus Grafing“. In diesem Artikel hetzen die Neonazis auch gegen den Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus“ am Grafinger Gymnasium: „Am Grafinger Gymnasium gibt es einen sogenannten Arbeitskreis ‚Schule ohne Rassismus‘, an dem etwa 25 Schüler teilnehmen und der sonst eher ein Mauerblümchendasein führt, weil er im Grunde genommen weder von Mitschülern, noch von Lehrern wirklich ernst genommen wird, sondern eher nur als notgedrungene Plage zur Bedienung des Zeitgeistes wahrgenommen wird.“

Siehe auch: www.sueddeutsche.de vom 25. November 2011; www.merkur-online.de vom 23. November 2011 sowie www.grafing.de (24. November 2011).

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