Waakirchen (Lkr. Miesbach). Vorübergehend sind ab Ende April 21 Asylsuchende unter der Turnhalle untergebracht. Mehrere Kegelgruppen wollen deshalb nicht mehr im „Kegelstüberl“ neben der Unterkunft kegeln und mindestens ein Drittel der Kegler_innen bleiben seitdem weg. Der Wirt Stefan Heufelder berichtet gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: „Mich rufen Leute an und fragen, ob sie die gleichen Toiletten benutzen müssen, wie die Afrikaner – das ist hysterisch und erschreckend rassistisch“. Der 3. Bürgermeister Rudi Reber fasst die Stimmen gegenüber der „Tegernseerstimme“ wie folgt zusammen „Die Leute sagen, sie wollen das nicht mehr haben“.
In der Gemeinde brodeln rassistische Vorurteile und Gerüchte, z. B. von einem angeblichen Übergriff auf eine Frau. Unter die lokale Online-Berichterstattung zum Thema werden rassistische Kommentare gepostet. Bei Bürgermeister Josef Hartl (FWG) gehen schließlich mehrere Schreiben, Faxe und emails ein. Zum Teil wird Hartl darin zum Rücktritt aufgefordert, weil er überhaupt Asylsuchende aufgenommen hat. Zum Teil sind die Schreiben aber auch mit bedrohlichem oder „rechtsradikalen“ Inhalt. Zum „Deutschlandfunk“ sagt Hartl: „Was mich geschockt hat, das waren die teilweise schon rassistischen Aussagen. ich verstehe das nicht, dass man immer noch, nach 70 Jahren, immer noch solche Hintergründe hat.“
Bürgermeister Josef Hartl beruft aufgrund der aufgeheizten Stimmung schließlich eine Informationsveranstaltung im Schaftlacher Feuerwehrhaus ein. Auch dort gibt es rassistisch motivierte Vorwürfe und Fragen, z. B. wer für den „Wertverlust“ von Häusern aufkomme, sollte neben dem dem Grundstück ein Containerdorf für Flüchtlinge entstehen. Quellen: Artikel der „Tegernseer Stimme“ (www.tegernseerstimme.de) vom 18. Mai 2015, 21. Mai 2015 und 22. Mai 2015; Artikel des „Merkurs“ (www.merkur.de) vom 21. Mai 2015; Berichterstattung auf www.br.de vom 20. Mai 2015 und www.deutschlandfunk.de vom 26. Mai 2015.