Treuchtlingen (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen). Eine 56-Jährige fährt am Mittwochabend mit dem Regionalzug. Als sie gegen 17.30 Uhr in Treuchtlingen aussteigen will, geht sie an einem 52-Jährigen vorbei, der ein blaues Wahlkampf-T-Shirt des Nürnberger AfD-Landtagskandidaten Matthias Vogler trägt. Wie der „Treuchtlinger Kurier“ berichtet, habe der Mann möglicherweise zuvor einen AfD-Infostand in Schwabach unterstützt oder sei „sogar selbst Funktionsträger der Partei“.
Als die 56-Jährige den AfD-Aktivisten sieht, raunt sie im Vorbeigehen das Wort „Nazis“, um ihre allgemeine Missachtung gegenüber der politisch radikal rechten Partei auszudrücken. Daraufhin versucht der 52-Jährige, der sich offenbar angesprochen fühlt, die Frau mit Gewalt festzuhalten und am Aussteigen zu hindern. Dabei ruft er laut des Zeitungsberichts – ähnlich wie der als sogenannter „Hutbürger“ bekannt gewordene PEGIDA-Sympathisant aus Dresden – mehrfach den Satz „Sie haben eine Straftat begangen!“
Die Frau nimmt daraufhin einen anderen Ausgang, der AfD-Mann folgt ihr auch hierbei und versucht immer wieder, sie zu greifen. Bei der Aktion stürzt der 52-Jährige, steht jedoch sofort wieder auf. Auf dem Bahnsteig umklammert er die Treuchtlerin nun von hinten mit beiden Armen und läuft mit ihr ringend bis zu den Fahrradstellplätzen am Bahnhof. Zeugenaussagen zufolge ruft er dabei immer wieder, dass er die Frau „auf den Boden legen und fixieren, vorläufig festnehmen werde“, denn er „dürfe das“. Im Gerangel drückt er die 56-Jährige gegen ein Baugerüst und verursacht dabei mehrere Hämatome am Körper der Frau. Außerdem habe der Mann, so berichtet der „Treuchtlinger Kurier“ weiter, gerufen: „Wir werden euch schon kriegen, solche wie euch kenne ich, wir sind alle zwei Wochen auf dem Amtsgericht und wir bekommen immer Recht“.
Erst nach mehreren Minuten kommt der bedrängten Frau ein Passant in der Bahnsteigunterführung zu Hilfe, andere Mitreisende und – zum Teil direkt angesprochene – Passant_innen hatten die Übergriffe ignoriert. Als der Passant der 56-Jährige in der Unterführung zu Hilfe kommt, schlägt der AfD-Sympathisant ihm ins Gesicht. Ein Mann, den die Frau persönlich um Hilfe gebeten hatte, habe sich abgewandt, da er sich „nicht einmischen“ wollte, so die Zeitung. Auch die Zugbegleiterin habe nicht geholfen. Schließlich sei es eine Teenagerin gewesen, die die Polizei verständigt und sich auch verbal eingemischt hatte. Quelle: Artikel des „Treuchtlinger Kuriers“ auf www.nordbayern.de vom 21. September 2018.