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18. Juni 2011

NPD-Bayerntag auf einer Wiese bei Mainleus-Schwarzach.  Foto: Robert AndreaschMainleus-Schwarzach (Lkr. Kulmbach). „Bayerntag“ des bayerischen NPD-Landesverbands auf einer außerhalb des oberfränkischen Orts gelegenen Wiese. Diese hat Hans K., ein mit der Gemeinde und mit Anwohner_innen im Clinch liegender Bauer, an die NPD vermietet, im Dorf ist die Rede von 200 Euro, die er dafür von der neofaschistischen Partei bekomme. Auf dem Wiesengrundstück von Hans K. in Mainleus hatten schon in der Vergangenheit mehrfach „Sonnwendfeiern“ der örtlichen NPD stattgefunden, vor einigen Jahren war die am Main gelegene Gemeinde zudem Schauplatz eines „NPD-Dreikönigstreffens“ und von braunen Liederabenden. Für Bürgermeister Dieter Adam (CSU) sind die Neonazis bisher offenbar kein Problem gewesen: Gestört hätten sie keinen, sagte er der Lokalpresse.

Für den NPD-Bezirksverband Oberfranken hat dessen Bezirksvorsitzender, NPD-Landesgeschäftsführer Axel Michaelis (Wachenroth) den „Bayerntag“ bei den Behörden angemeldet, und zwar für die Zeit von 14.00 bis 24.00 Uhr, plus eine Übernachtung der angeblich erwarteten 150 Teilnehmenden. Die NPD hatte einige Wochen lang erfolglos versucht, den Ort des NPD-„Bayerntags“ zu verschweigen. Angekündigt zum Fest hatten die Neonazis Udo Voigt, Ralf Ollert und Sascha Roßmüller als Redner, „nationale Liedermacher“, Verkaufsstände und ein Sonnwendfeuer.

Die 'Schwarze Sonne' der SS als T-Shirt-Motiv.  Foto: Robert AndreaschAb 14.00 finden sich knapp 60 Teilnehmer_innen auf der Wiese ein, vor allem ältere NPD-Sympathisant_innen, aber auch einige jüngere Familien mit ihren Kindern sind darunter. Wenige entstammen dem Kameradschaftsspektrum, ein Besucher trägt das T-Shirt der Kameradschaft „Fränkischer Heimatschutz“ (Coburg). Zwei Besucher tragen ungehindert T-Shirts mit dem SS-Symbol „Schwarze Sonne“. Bei Kontrollen der Polizei werden bei weiteren zwei Teilnehmern der NPD-Veranstaltung Hakenkreuze beschlagnahmt, ein NPD-Teilnehmer wird wegen Mitführen eines Schlagstocks in Gewahrsam genommen.

Die Besucher_innen beim „NPD-Bayerntag“ kommen aus den Städten und Landkreisen Kulmbach, Kronach, Wunsiedel, Lichtenfels, Hassberge, Coburg, Kist/Altenstadt, Nürnberg, Erlangen/Höchstadt, Neustadt an der Waldnaab,  Dillingen,  Deggendorf und Straubing.

Axel Michaelis, Sascha Roßmüller, Alfred Steinleitner und Andreas Storr.  Foto: Robert AndreaschAnwesend sind vor allem bekannte NPD-Funktionär_innen, z. B. der Landesvorsitzende Ralf Ollert (Nürnberg), der stellvertretende Landesvorsitzende Sascha Roßmüller (Rain), Landesgeschäftsführer Axel Michaelis (Wachenroth), der neue niederbayerische NPD-Bezirksvorsitzende Alfred Steinleitner (Deggendorf), NPD-Landesorganisationsleiter Patrick Schröder (Mantel). Außerdem die bekannten NPD-Aktivist_innen Winfried Breu (Lichtenfels), Heidrich Klenhart (Postbauer-Heng), Johannes Hühnlein (Kronach) und Andreas Wölfel („Burschenschaft Thessalia Prag zu Bayreuth“, NPD-Wunsiedel).

Neben einem größeren Holz- und Reisigstapel sind drei Pavillons, einige mobile Toiletten und ein kleines Festzelt aufgebaut. Ansprachen gibt es von einem alten landwirtschaftlichen Anhänger herunter. Der angekündigte NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt ist jedoch nicht anwesend, wie überhaupt sich NPD-Prominenz äußerst rar macht. Lediglich Andreas Storr aus der sächsischen NPD-Landtagsfraktion ist angereist und steht etwas verloren vor den Zelten herum. „Geboten“werden beim „Bayerntag“ ein Infostand des Coburger NPD-Kreisverbands, ein mit einem Transparent („Stoppt die Zeit- und Leiharbeit“) behängter Grillstand („Steaksemmel 3 Euro“), eine kleine Kinder-Hüpfburg sowie ein Stand des neonazistischen Versands „Final Resistance“ (Wackersdorf), der vom „Final Resistance“-Macher Daniel Weigl (der in Personalunion auch NPD-Kreisvorsitzender in Schwandorf ist) betreut wird.

Die NPD berichtet in einem anschließenden Veranstaltungsbericht noch vom Auftritt eines „Liedermachers“ und einer abendlichen „Feuerrede“ des NPD-Bundesvorstandsmitglieds Ulrich Pätzold (Schöllnach), früher Aktivist bei der mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ).

Großer Protest gegen den NPD-'Bayerntag'.  Foto: Robert Andreasch400 Antifaschist_innen und Demokrat_innen, mobilisiert durch die „nordbayerischen Bündnisse gegen rechts“, durch Linkspartei, Gewerkschaften, Kirchen,  SPD und Grüne in Oberfranken, protestieren zuerst im Ort mit Demo und Kundgebung und später noch (in einiger Entfernung) am Rande der von den Nazis angemieteten Wiese gegen den „Bayerntag“ der NPD.

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