Burghausen (Lkrs. Altötting). 31 Neonazis aus dem „Freien Netz Süd“ (FNS) führen eine Kundgebung unter dem rassistischen Motto „Machs Maul auf! Gesicht zeigen für die Heimat gegen Multikulti!“ in Burghausen durch. Zur Aktion wurde von den Neonazis nicht öffentlich mobilisiert.
Der FNS-Aktivist Karl-Heinz Statzberger (Markt Schwaben) hat die Versammlung für Samstag von 11.00 bis 13:30 Uhr angemeldet, Versammlungsleiter ist der FNS-Aktivist Roy Asmuß (Teising). Der Ort der Versammlung soll a.i.d.a.-Informationen zufolge vor dem geplanten „Salzachzentrum“-Einkaufszentrum (Marktler Straße, beim Hauptbahnhof) liegen, wird von den Behörden jedoch auf eine kleine Wiese neben dem Bürgerplatz verlegt. 300 Menschen demonstrieren gegen die kurzfristig bekanntgewordene neonazistische Versammlung, unter ihnen ist auch der Burghausener Bürgermeister Hans Steindl (SPD). Weil ihnen die Gegenproteste wohl zu laut sind, versuchen die Neonazis einmal, mit einem spontanen Aufmarsch zu drohen und formieren sich auch bereits. Die Polizei lässt daraufhin die Anlage der Nazigegner_innen herunterregeln, die Neonazis verbleiben im Gegenzug auf der Wiese.
Als Redner betätigen sich hier Asmuß, Statzberger und Roland Wuttke (Mering), der in seiner Funktion als Macher der „Bürgerinitiative Ausländerstopp Augsburg“ (BIA) vorgestellt wird. Statzberger trägt das „Frontstadt München“-T-Shirt, auf dessen Rücken eine Vereidigung von SS-Mitgliedern vor der Münchner Feldherrnhalle und die Parole „Wir schwören Treue bis zum letzten Atemzug“ abgebildet ist. In einer sexistischen Rede spricht er vom „Fluch der Emanzipation“. Wuttke, der auch das Fahrzeug für die Lautsprecheranlage stellt, verherrlicht in seinem Beitrag den Nationalsozialismus. Den Beobachtungen des Journalisten Thomas Witzgall (Endstation rechts Bayern) zufolge sagt Wuttke u. a.: „Und es gab in Deutschland in jenen 12 Jahren diese Gegenmodell, das ihr nicht mehr aus der Geschichte auslöschen könnt. An diesem Gegenmodell muss sich die BRD fortwährend messen lassen. Und dieses Gegenmodell steht in der Geschichte einmalig und dieses Gegenmodell wird und wirkt, denn es hat ein besseres, ein sozialeres Deutschland gezeigt (…) dieser Gegenentwurf ist so groß und so einmalig, dass diese BRD dagegen kläglich und jämmerlich erscheint.„
Anwesend sind die FNS-Kader Martin Wiese (Reichersdorf), Vanessa Becker („Kameradschaft München“, „Kameradschaft München-Nord“, „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“), Dominik Hering („Aktionsbund Freising“) und Neonazis der „Kameradschaft München“, der „Kameradschaft Mühldorf“/“Wehrtroopers Deutschland“, der „Freien Kräfte Berchtesgadener Land“ und des „Nationalen Bündnis Niederbayern“ (NBN). Sie zeigen schwarz-weiß-rote „Reichsfahnen“, schwarze Fahnen mit „München“, „Niederbayern“ und „Traunstein“-Schriftzügen sowie das völkisch-rassistische Transparent „Dieses System bringt uns den Volkstod – Unser Volk stirbt“, zwei Transparente des NBN („Der Wille, ein Weg, ein Bündnis“ und „Machs Maul auf und Gesicht zeigen! Gegen Multi-Kulti – für die Heimat“), ein Transparent des „Freien Netz Süd“ („Dieses System ist am Ende“) und das bekannte „Wir kämpfen für Euch“-Banner der „Kameradschaft München“/“Freies Netz Süd“. Zwei Neonazis haben sich als „Tod“/“Sensenmann“ verkleidet und geschminkt.
Am 13. August 2012 veröffentlicht der neonazistische Kameradschaftsdachverband „Freies Netz Süd“ einen Veranstaltungsbericht mit Bildern auf seiner Internetpräsenz.
Siehe auch: Artikel von Thomas Witzgall auf www.endstation-rechts-bayern.de vom 12. August 2012, www.wochenblatt.de vom 11. August 2012 und „Münchner Merkur“ (Printausgabe) vom 13. August 2012.