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Mehrjährige Haftstrafen wegen Brand-Anschlag auf Neuburger Asylbewerberheim

Ingolstadt. Vier Männer mussten sich für einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Neuburg vor der Jugendkammer des Landgerichts Ingolstadt verantworten, nun sind sie wegen versuchten Mordes verurteilt worden: Dreimal sprach das Gericht gestern Jugendstrafen zwischen vier und viereinhalb Jahren aus, der älteste Täter erhielt eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und zehn Monaten.

Verhandelt worden war der Brandanschlag auf die Asylunterkunft im oberbayerischen Neuburg am 17.07.1999, in der zu diesem Zeitpunkt acht Erwachsene und 14 Kinder schliefen. Da der Anschlag bereits sieben Jahre zurück liegt und die Täter zur Tatzeit zwischen 17 und 26 Jahre alt waren, mussten sie sich vor einer Jugendkammer des Ingolstädter Landgerichts verantworten. Alle vier Männer, die erst nach jahrelangen Ermittlungen im Frühjahr 2006 gefasst worden waren, hatten der rechten Szene angehört.

Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, war der vergleichsweise glimpfliche Ausgang des Anschlags nach Auffassung des Gerichts lediglich einer Verkettung von glücklichen Zufällen zu verdanken. Die vier Männer aus den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Donau-Ries hätten zumindest in Kauf genommen, dass die schlafenden Bewohner zu Tode hätten kommen können. Damit sei das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt – zusätzlich zu zwei weiteren: niedrigen Beweggründen und der Anwendung von gemeingefährlichen Mitteln.

Zu viereinhalb Jahren Jugendstrafe wurde deshalb der heute 25 Jahre alte Michael F. aus Tapfheim (Lkr. Donau-Ries) verurteilt, der – damals 18 Jahre alt – den Anschlag auf die Neuburger Asylunterkunft initiiert hatte, weil er "ein Zeichen setzen wollte". Der Tapfheimer hatte insgesamt acht Vorstrafen – wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen sowie mehrere wegen Körperverletzung.

Daniel E., mit 34 Jahren der älteste der Täter und dreifach vorbestraft, wurde nach dem Erwachsenenstrafrecht zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Der damals 26-Jährige, der seinerzeit in Höchstädt/Donau wohnte, war in Unna (NRW) gefasst worden.

Florian R. und Markus M. erhielten Haftstrafen von jeweils vier Jahren. Der heute 24 Jahre alte Markus M. aus Neuburg – als Einziger der vier ohne Vorstrafen – hatte in der Julinacht des Jahres 1999 mit einer größeren Gruppe der rechten Skinhead-Szene seinen 17. Geburtstag gefeiert. Von dort waren die Täter zu einer Tankstelle gefahren, hatten Bierflaschen als Brandbomben präpariert, um sich dann zum Asylbewerberheim zu begeben. Der heute ebenfalls 24 Jahre alte Florian R. aus der Nähe von Neuburg ist sechsmal vorbestraft. Der zum Tatzeitpunkt 17-Jährige hatte das Fluchtauto gefahren und im Fahrzeug gewartet, während die drei anderen Täter jeweils einen Molotow-Cocktail geworfen haben.

In den vergangenen Jahren hätte sich die Szene in Tapfheim und auch andernorts in Nordschwaben nach und nach aufgelöst, die meisten Beteiligten seien ausgestiegen oder zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, meinte der Tapfheimer Bürgermeister in einem Bericht der Augsburger Allgemeinen. Er erinnere sich an junge Leute, die vor einigen Jahren in Kampfstiefeln und schwarzen Jacken umhergelaufen seien, dies habe man mehr oder weniger als Spleen wahrgenommen, im Dorf hätten sich diese aber unauffällig verhalten. Tatsächlich habe es in Tapfheim in den Jahren 1998 bis 2000 eine gewaltbereite rechte Szene gegeben, hatte der Pressesprecher der Polizeidirektion Dillingen der Augsburger Allgemeinen bestätigt. Diese Gruppe sei jedoch nicht politisch aktiv gewesen, sondern hätte unter dem Deckmantel der rechten Gesinnung Gewaltstraftaten begangen. Zu dieser "politisch nicht aktiven" Gruppe hatte auch der nun verurteilte Michael F. gehört.

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redok.de

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