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Mai 2000

Mai 2000

München/Berlin. Der Generalsekretär der bayerischen CSU, Thomas Goppel gibt am Rande einer Veranstaltung der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg der Neonazi-Zeitschrift Zentralorgan ein Interview, das diese in ihrer Frühjahrsausgabe abdruckt. Nach Bekanntwerden bestreitet Goppel, den ideologischen Hintergrund der Zeitschrift gekannt zu haben.

1. Mai 2000

Fürth bei Nürnberg. Die NPD führt in der Nähe des alten jüdischen Friedhofs einen Aufmarsch mit rund 400 TeilnehmerInnen durch. Ein von der Stadt Fürth ausgesprochenes Versammlungsverbot kann die NPD mit einer Klage abwenden. Auch Neonazis aus München nehmen daran teil. Als Redner fungieren Michael Wendland (Baden-Württemberg), Franz Salzberger und Sascha Roßmüller. Rund 4000 GegendemonstrantInnen übertönen mit Pfeifen und Buhrufen die Reden und Marschmusik der NPD, zudem halten Sitzblockaden, Menschenketten und Barrikaden aus Gartenstühlen den Neonazis-Aufmarsch mehrmals auf. Zehn GegendemonstrantInnen werden festgenommen, weil sie Steine, Flaschen und Aschenbecher auf den Zug der Neonazis geworfen haben sollen.

1. Mai 2000

München. Nach dem Neonazi-Aufmarsch in Fürth kommt es im Münchner Hauptbahnhof zu einer Auseinandersetzung zwischen Neonazis und AntifaschistInnen.

3. Mai 2000

München. Die Süddeutsche Zeitung bietet dem Nazi Erich Priebke auf einer ganzen Seite in einem Interview die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge zu verbreiten.

4. Mai 2000

Dachau bei München. Der Republikaner-Kreisverband Dachau veranstaltet im Wolfsstüberl in der Sudetenlandstraße einen ‚Politischen Stammtisch‘. Diese Veranstaltung soll regelmässig am ersten Donnerstag jeden Monats stattfinden.

6. Mai 2000

Hüttenheim/Würzburg. In einem Schützenhaus in Hüttenheim im Raum Würzburg findet ein Neonazikonzert mit rund 250 TeilnehmerInnen statt. Die Bands: Erbarmungslos, Sturmtrupp (Bayern) und Torques.

6. Mai 2000

Stadtlauringen. Wie der bayerische Verfassungsschutz meldet, hat in der nordbayerischen Stadt ein Skinheadkonzert stattgefunden.

8. Mai 2000

Kelheim. Die NPD/JN führen einen ‚Fackelmarsch‘ in Kelheim durch. Das Landratsamt Kelheim hatte die Veranstaltung im Vorfeld verboten, da gewalttätige Gegenkundgebungen nicht auszuschließen seien. Das Verwaltungsgericht Regensburg hatte die Verfügung jedoch aufgehoben. Mit dem Aufzug wollen die JN nach eigenen Angaben am 55. Jahrestag der deutschen Kapitulation im zweiten Weltkrieg die toten deutschen Soldaten ehren. Als Redner fungieren der bayerische JN-Landesvorsitzenden Frederick Seifert und NPD-Pressesprecher für Bayern Michael Praxenthaler.

9. Mai 2000

Traunstein. Der 31-jährige Roman Glaß aus Kolbermoor muss sich vor dem Schwurgericht in Traunstein verantworten. Am 15. August 1999 hatte er den 35-jährigen Afrikaner Carlos Fernando vor dem Lokal Cubana in Kolbermoor angegriffen, zu Boden geschlagen und getreten. Fernando schlug mit dem Kopf auf den Asphalt und starb sechs Wochen später ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Bei einer früheren Wohnungsdurchsuchung war bei Glaß ein Foto gefunden worden, das ihn mit zum Hitlergruß erhobenem Arm zeigt. 1997 wurde gegen ihn ermittelt, weil bei ihm CDs mit rechtsextremem Inhalt gefunden worden waren.
Am Ende des mehrtägigen Prozesses wird Glaß zu zehn Jahren Haft verurteilt, allerdings nicht wegen Mordes, sondern wegen Körperverletzung mit Todesfolge, da Richter und Verteidigerin keine Tötungsabsicht erkennen konnten. Und das obwohl der Angeklagte noch kurz vor der Tat geschrien haben soll: ‚Ich bring sie alle um, die Nigger!‘ Die Staatanwaltschaft, die lebenslange Haft für Glaß gefordert hatte, legt Revision gegen das Urteil ein.

12. Mai 2000

Innsbruck. Alfred Mechtersheimer hat Pech: Der deutsche Rechtsextremist war als Redner für eine Veranstaltung des burschenschaftlichen ‚Jahrtausend-Kommerses‘ in Innsbruck geladen, doch die dortige Universität weigerte sich, den Rechten Räumlichkeiten für die ‚Festakademie Europa‘ zur Verfügung zu stellen.

14. Mai 2000

Miltenberg. NPD-Veranstaltung

18. Mai 2000

München. Fünf Skinheads provozieren Gäste eines Lokals in der Theresienstraße und versuchen eine Schlägerei anzuzetteln. In dieser Kneipe werde ’nicht Griechisch, sondern Deutsch und nur Deutsch gesprochen‘, wird einer der Skinheads zitiert. Mit einem Schlagstock fuchtelnd hatte er sich vor drei in Kolumbien geborenen Männern aufgebaut. Die drei verlassen auf Aufforderung der Skinheads das Lokal und alarmieren die Polizei. Ein 19-Jähriger und ein 23-Jähriger Skinhead werden festgenommen. Während dieser schnell wieder entlassen wird, muss der Jüngere vorerst in Haft bleiben.

19. Mai 2000

München. Der Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL) in München fordert in einem Antrag an den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds die Entschädigung von ‚Angehörigen der sudetendeutschen Volksgruppe und tschechische Staatsbürger deutscher Nationalität‘, die auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit ‚härtesten Verfolgungsmaßnahmen‘ ausgesetzt oder länger als drei Monate aus politischen Gründen inhaftiert waren. Dabei soll pro Kopf 4000 Mark Entschädigung, insgesamt also acht Millionen Mark an Sudetendeutsche geleistet werden.
Bayerns Landtagspräsident Johann Böhm (CSU), gleichzeitig Sprecher der SL, unterstützt dies: Wenn man Nazi-Opfer entschädige, müsse man auch ‚Opfer anderer Nationalisten‘ entschädigen. ‚Die Tschechen sind nicht gewohnt, etwas zu bezahlen. Sie sind nur gewohnt, etwas zu bekommen.‘

21. Mai 2000

Schliersee. Die Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland lädt zu ihrer ’79. Annaberg-Gedenkfeier‘ an der Weinbergkapelle im oberbayerischen Schliersee. Die jährliche ‚Feldmesse‘ der Kameradschaft beginnt schon vormittags, anschließend findet im Hotel/Gasthof Terofal ein gemeinsames Mittagessen statt. Das Organ der Kameradschaft ‚Oberland‘ wird von Rudolf Hüfner aus München herausgegeben.

22. Mai 2000

Ansbach. Der Geschichtslehrer Hans-Jürgen Witzsch, der mehrfach vorbestraft ist, weil er die Existenz von Gaskammern zur Vernichtung jüdischer Menschen während des Dritten Reiches leugnete, wird vom Verwaltungsgericht Ansbach zur ‚Entfernung vom Dienst‘ verurteilt. Der 60-jährige Oberstudienrat war zuletzt an der städtischen Wirtschaftsschule in Nürnberg tätig, 1981 war er erstmals vom Dienst suspendiert worden. Die Stadt musste den Holocaust-Leugner dann jedoch wieder unterrichten lassen, nachdem iihn der Bayerische Verwaltungsgerichtshof lediglich zum Studienrat degradiert hatte. Das Landgericht Nürnberg-Fürth dagegen verurteilte Witzsch 1996 zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe. Witzsch hatte in einem Brief an den Bayerischen Rundfunk erklärt, für ‚die Behauptung von Gaskammern‘ gebe es keinerlei Sachbeweise. Sie seien eine Erfindung der Kriegsgreuelpropaganda. Die sechs Millionen ermordete Juden hatte er an anderer Stelle als Fantasiezahl abgetan. Mit dem neuen Urteil muss die Stadt Nürnberg Witzsch nicht mehr beschäftigen. Allerdings hatte ihm das Gericht 70 Prozent seiner bisherigen Versorgungsbezüge als Unterhaltszahlung zugesprochen.

23. Mai 2000

Freising. AntifaschistInnen machen bei einer Infoveranstaltung bekannt, dass es in Freising einen Stützpunkt des Arischen Kämpferbundes gebe. Die rechtsextreme Kameradschaft bezeichne sich selbst als Geheimbund und schrecke auch vor Gewalt gegen Andersdenkende nicht zurück. Der Bund fordere im Internet dazu auf, detaillierte Daten über ‚Volksfeinde‘ zu sammeln, ‚um diese Personen auszuschalten‘. Wer damit gemeint ist, werde auch konkretisiert: ‚Verräter, Richter, Staatsanwälte, Polizisten, Politiker und linke Genossen. Aber auch unsere ausländischen Freunde werden nicht zu kurz kommen.‘

27./28. Mai 2000

Landsberg am Lech. Unbekannte schänden den jüdischen KZ-Friedhof Kaufering I. Sie besprühen sechs Grabsteine mit gelbem Lack. Der KZ-Friedhof in Landsberg ist ein Massengrab mit über 3.000 Holocaust-Opfern.

27. Mai 2000

Passau. Die NPD veranstaltet ihren ‚2. Tag des nationalen Widerstands‘ in der Passauer Nibelungenhalle mit rund 4.000 TeilnehmerInnen. Hauptredner sind der Parteivorsitzende Udo Voigt sowie Horst Mahler. Auch der Österreicher Herbert Schweiger ist anwesend und referiert über ‚Die völkische Zusammengehörigkeit von Deutschland und Österreich‘. Grußworte halten Prof. Dr. Klaus Soyka, Sepp Bieber, Christian Worch, Robert Dürr (PNO) und Ursel Müller (HNG), die den sogenannten Solidaritätspreis des NPD-Parteivorstandes für die HNG in Empfang nimmt. Für das ‚rechte‘ Kulturprogramm sorgen Frank Rennicke, Jörg Hähnel, Lars Hellmich und Annett.
Am Nachmittag demonstrieren rund 1.000 AntifaschistInnen gegen die Veranstaltung.

31. Mai 2000

München. Ralf Erik Rieger muss sich vor dem Amtsgericht München verantworten. Der Skinhead wird als einer der führenden Köpfe einer Münchner Skinhead-Bande bezeichnet, die für zahlreiche Übergriffe im letzten Jahr verantwortlich war und deren Mitglieder überwiegend aus Sachsen und Sachsen-Anhalt stammen. Der 21-jährige Münchner Rieger muss sich vor dem Jugendschöffengericht wegen einer Reihe von brutalen Angriffen auf meist vermeintlich politisch Andersdenkende rechtfertigen. Dem Angeklagten wird sechsfache gefährliche Körperverletzung, zweimal versuchte Nötigung und ein Raub vorgeworfen.

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