1. April 2000
Pullach bei München. Einige Neonazis pöbeln vor dem Pullacher Jugendzentrum Skater an. Es kommt zu leichteren Auseinandersetzungen.
4. April 2000
Traunstein. Die Traunsteiner Kripo überführt einen 18-jährigen Hacker aus Schleswig-Holstein, der sich illegal Zugang zum Internet-Anschluss eines oberbayerischen Ingenieurs verschafft hatte. Nach umfangreichen Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Lehrling ‚auch rechtsradikale Parolen über das Internet verbreitete‘.
8. April 2000
Neuburg an der Donau. EinE unbekannteR TäterIn schlägt im Bürgerbüro des SPD-Ortsvereins ein Fenster ein und legt Feuer. Dabei entsteht ein Sachschaden von rund 100.000 Mark. Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund nicht aus.
10. April 2000
München. Alfred Mechtersheimer bestätigt in einem Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung ein Zitat, das zuvor im Stern veröffentlicht worden war. Mechtersheimer hatte einem Stern-Journalisten gegenüber geäußert: „Michel Friedman ist ein großes Übel für dieses Land. Herr Friedman produziert Antisemitismus.“
11. April 2000
Fürstenfeldbruck. Der REP-Kreisverband Fürstenfeldbruck hätl eine Informationsveranstaltung im Gasthof Hasenheide ab.
12. April 2000
München. Armin Mohler, der sich selbst als Faschist im Sinne von Primo der Rivera (Begründer der spanischen Falange) bezeichnet, feiert seinen 80. Geburtstag in seinem Wohnort München. Der ehemalige Privatsekretär Ernst Jüngers schrieb früher unter Pseudonym für die Deutsche Nationalzeitung und gab ab 1964 die Privatdruck-Reihe ‚Themen der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung‚ heraus, für die er von 1964 bis 1985 Geschäftsführer war. Er unterstützte unter anderem Caspar von Schrenck-Notzing, als dieser 1970 in München die rechte Zeitschrift Criticón gründete. Unter anderem veröffentlichte Mohler das Buch „Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932“.
14.-16. April 2000
Regensburg. Die rechtsextreme Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) hält ihren ‚Deutschen Kongress‘ ab. In diesem Jahr wird auf der von Jürgen Schützinger angemeldeten Veranstaltung mit rund 350 Gästen das 40-jährige Bestehen der GfP gefeiert. Als RednerInnen treten auf: Hans-Ulrich Kopp zur ‚Bedeutung der Medien in einer globalisierten Welt‘, Dr. Friedrich Löffler zu Ausländerpolitik, Alfred Mechtersheimer, Dr. Gert Sudholt sowie Rüdiger Schrembs.
15. April 2000
Dorfen. Bei einem nächtlichen Brandanschlag auf ein überwiegend von ausländischen Menschen und Sozialhilfe-EmpfängerInnen bewohntes Gemeindehaus kann das Feuer noch rechtzeitig gelöscht werden. Die TäterInnen hatten Benzin durch die gekippten Fenster im Erdgeschoß geschüttet, die Haustüre damit getränkt und angezündet. Keine der zur Tatzeit anwesenden 19 Personen wird verletzt.
Als Täter gelten sieben junge Männer und eine Frau, die dem Neonazi-Spektrum zugeordnet werden und teilweise schon polizeibekannt sind. Haupttäter soll ein 17-jähriger Arbeitsloser aus Dorfen sein, seine beiden mutmaßlichen KomplizInnen eine 19-jährige Metzgerei-Fachverkäuferin aus Velden (Landkreis Landshut) und ein 18-jähriger Elektroniker aus Kirchberg (Landkreis Erding).
Insgesamt werden acht Beschuldigte, die zwischen 14 und 19 Jahren alt sind, festgenommen und bis zum Prozess in Untersuchungshaft genommen. Darunter soll auch der Bruder des Hauptverdächtigen sein.
Obwohl die Polizei die Jugendlichen schon früher im Zusammenhang mit rechtsextremen Delikten aufgegriffen hatte, will der Leiter der Polizeiinspektion Dorfen, Friedrich Emmer, keinen Bezug zur rechten Szene sehen. Das will allerdings nichts heißen, hatte dieser schließlich auch die Jugendlichen, die das Horst-Wessel-Lied gesungen hatten, als ‚verwirrte Buam, die a Liadl singen‘ (Zitat: Erdinger Neueste Nachrichten) bezeichnet.
17. April 2000
München. Drei Skinheads überfallen eine 49-jährige Frau in der S-Bahn auf der Strecke zwischen Dachau und Karlsfeld. Die zwischen 20 und 24 Jahre alten Täter gehen mit einem Messer auf die Frau los und fordern Geld. Diese händigt den mit Bundeswehr-Kampfanzügen bekleideten Männer 300 Mark aus. In Karlsfeld können die Täter aussteigen und flüchten.
18. April 2000
Dorfen. Am Abend findet eine Spontan-Demonstration von rund 60 Jugendlichen anlässlich des kurz zuvor verübten Brandanschlages von Rechtsextremen statt.
18. April 2000
München. Die Staatsanwaltschaft München bittet tschechische Behörden um Rechtshilfe in ihren Ermittlungen gegen den NS-Kriegsverbrecher Anton Malloth (87). Der ehemalige Aufseher der ‚Kleinen Festung Theresienstadt‘ war bereits 1948 in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Wegen Verfahrensfehlern wurde dieses Urteil jedoch 1968 aufgehoben. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Dortmund gegen den ‚Schönen Toni‘ waren im vergangenen Jahr wegen ‚zweifelhafter Zeugenaussagen‘ ohne Anklageerhebung eingestellt worden. Malloth lebt schon seit Jahren in einem Altenheim in Pullach bei München und bezieht Sozialhilfe.
19./20. April 2000
München. Etwa zehn bis 20 Neonazis feiern in der als Neonazi-Treffpunkt bekannten Kneipe ‚Sorgenbrecher‘ in der Theresienstraße Hitlers Geburtstag.
21. April 2000
Dorfen. Rund 100 Menschen formieren eine Lichterkette aus Protest gegen den Brandanschlag auf ein Sozialheim am vorhergehenden Wochenende. Die Veranstaltung verläuft ohne Zwischenfälle.
22. April 2000
München. Das Vorstandsmitglied der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), Wolfgang Hahn, stirbt an einem Herzinfarkt. Der 1924 in den ehemaligen deutschen Ostgebieten geborene Hahn meldete sich mit 18 Jahren freiwillig zur Waffen-SS. Als Apotheken-Pächter lebte er in Ostfriesland, Pfaffenhofen und Waffenburg sowie schließlich in München.
Hahn war langjähriges NPD-Mitglied und gehörte über zwanzig Jahre dessen Bundesschiedsgericht an. In Rente gekommen fungierte er neben seinem Amt bei der GfP als Schatzmeister des Vereins Kultur und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit.
Michael Praxenthaler
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23. April 2000
Holfeldmühl/Bruckmühl. Die rechte Band Junge Freiheit aus dem österreichischen St. Pölten spielt im ‚Red Rock City‘. Außerdem spricht der Pressesprecher des bayerischen NPD-Landesverbandes, Michael Praxenthaler.
26. April 2000
Neustadt bei Coburg. Wie das NPD-Organ Deutsche Stimmemeldet, soll Frank Rennicke (34) an diesem Tag vor rund 180 BesucherInnen ein Konzert abgehalten haben. Die Veranstaltung sei vom NPD-Kreisverband Coburg ausgerichtet worden. Zusätzlich sei das Duo Eichenlaub aus Thüringen mit „ihren getragenen Liedern“ aufgetreten. Besonders die Stimme der „jungen Sängerin Claudia“ habe Eichenlaub „ein eigenständiges Profil“ gegeben.
29. April 2000
Weilheim. Die NPD hält ab 15 Uhr eine Veranstaltung mit Ralf Ollert ab.