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Distanzieren, Leugnen, Drohen. Die europäische extreme Rechte nach Oslo

Distanzieren leugnen drohen (Cover)Als am 22. Juli 2011 der 32-jährige Anders Behring Breivik einen Bombenanschlag in der norwegischen Hauptstadt Oslo und ein Massaker an Jugendlichen auf der Insel Utoya mit insgesamt 77 Toten begangen hatte, reagierte die Welt geschockt. Seit den neonazistischen Attentaten des Jahres 1980 in Bologna mit 85 Toten und in München mit 13 Toten war bis dato keine solch massive Gewalttat aus dem extrem rechten Spektrum mehr bekannt geworden.

In diesem Zeitraum wurden aus diesem Milieu zwar allein in Deutschland mehr als 180 Morde begangen, doch diese sind einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt geworden und werden zu einem großen Teil von staatlicher Seite nicht als neonazistische Morde zugegeben. Die rassistische Mordserie an Kleingewerbetreibenden galt zum Zeitpunkt des von Anders Breivik begangenen Massakers noch als einer der großen ungeklärten Kriminalfälle in Deutschland.

Bernhard Schmid beleuchtet in seinem Buch die Person Anders Behring Breivik, charakterisiert ihn und verortet ihn im „zivilisierten“ Teil der Rechten, also explizit nicht bei den neonazistischen Hitleristen. Er geht auf Breiviks „Manifest“ ein, in dem dessen Thesen über „Multikulturalismus“, Muslime, Marxismus, christlichen Fundamentalismus etc.  auf 1500 Seiten breitgetreten werden und analysiert die Kontakte Breiviks zur europäischen Rechten.

Nach einer Untersuchung der unterschiedlichen Reaktionsmuster bei der extremen Rechten in verschiedenen europäischen Staaten macht Schmid sich an die Arbeit, einzelne europäische extrem rechte Strömungen, Parteien, herausragende Persönlichkeiten und Webseiten kapitelweise vorzustellen und zu verorten. Der/Die Leser_in erhält somit einen sehr übersichtlichen Einblick in die extreme Rechte Europas, in deren Gemeinsamkeiten und Widersprüche.

In sehr kompakter Form bekommt der/die Leser_in einen Überblick über das geistige Milieu, in dem Breiviks Wahnideen gedeihen konnten, welche Rolle dabei auch ultrarechte „Israelfreunde“, Pseudofeministinnen und frühere Linke spielten und wie dieses Spektrum nach den Attentaten reagierte. Sehr schade ist allerdings, dass das Buch miserabel redigiert ist, es wimmelt von Druckfehlern und Rechtschreibfehlern, der Sinn mancher Sätze erschliesst sich manchmal erst nach mehrmaligem Durchlesen.

Bernhard Schmid: Distanzieren,leugnen,drohen. Die europäische extreme Rechte nach Oslo. edition assemblage, Münster 2011, 125 S., 12,80Euro, ISBN 978-3-942885-09-6

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